(Antwerpen 1599–1641 London) Der heilige Andreas, Öl auf Holz, 63,5 x 47,6 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Morris I. Kaplan, Chicago; dessen Auktion, Sotheby’s, London, 12. Juni 1968, Lot 33 (als Anthonis van Dyck); Privatsammlung, England; Auktion, Bonham’s, London, 5. Juli 2017, Lot 26 (als „Werkstatt Anthonis van Dycks“); dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Susan Barnes, die das vorliegende Gemälde im Original geprüft und die Zuschreibung an van Dyck bestätigt hat; sie ordnet die Tafel des Apostels Andreas in die erste Antwerpener Periode des Künstlers ein. Christopher Brown hat die Zuschreibung an van Dyck nach Untersuchung des Originals ebenfalls bestätigt. Er vergleicht das vorliegende Werk mit einer weiteren als eigenhändig anerkannten Fassung im Museo de Arte de Ponce, Puerto Rico. Brown hält das vorliegende Werk für gelungener als das Bild in Ponce. Darüber hinaus bestätigt Malcolm Rogers bestätigt ebenfalls die Zuschreibung der vorliegenden Tafel auf Grundlage von Fotografien. Van Dyck führte eigenhändig viele Aposteldarstellungen aus, die in den Sammlungen, in denen sie aufbewahrt werden, zu Gruppen zusammengefasst sind. Die größte bildet die Serie der Sammlung Böhler mit zwölf Aposteln. Benannt ist sie nach dem Münchner Kunsthändler, der sie 1914 einer Genueser Adelsfamilie abkaufte. Eine zweite Serie von fünf Aposteln ist nach ihrem früheren Aufbewahrungsort in Althorp House benannt, eine weitere Fünferserie nach ihrem jetzigen Sammlungsort, der Dresdener Gemäldegalerie. Die Böhler-Serie gilt allgemein als die früheste unter den eigenhändigen Fassungen; der heilige Andreas aus dem Böhler-Zyklus befindet sich heute im John and Mable Ringling Museum of Art, Sarasota, Florida (Inv.-Nr. SN 227) Van Dycks physiognomisches Interesse an den Aposteln, die für eine Reihe von Männertypen stehen, ist unverkennbar. Das vorliegende Gemälde mag als eine Art Notiz eines dieser Typen zwecks Verwendung in dem einen oder anderen Historienbild des Künstlers gedient haben. Van Dyck, der von Peter Paul Rubens in einem Brief als dessen „begabtester Schüler“ bezeichnet wurde, scheint von der Apostelserie seines Lehrmeisters angeregt worden zu sein, die dieser 1610 für den Herzog von Lerma schuf, den sogenannten Apostolado Lerma, der sich heute im Prado befindet. Rubens schrieb damals, dass es eine zweite Serie gab, „fatto de mei discepoli“ [„von meinen Schülern gemacht“]. Es ist nicht bekannt, ob van Dyck einer der besagten „discepoli“ war, doch jedenfalls muss er mitbekommen haben, wie die anderen Gehilfen des Meisters in Rubens’ Werkstatt diverse Fassungen ausführten. Zwei Typen in den Serien van Dycks, Christus und der heilige Jakobus, gehen auf das Rubens’sche Vorbild zurück. Van Dyck fertigte seine gesamte Laufbahn hindurch häufig eigenhändige Repliken und Zweitfassungen an, insbesondere jedoch von religiösen Themen aus seiner ersten Antwerpener Periode, als er sich einerseits einen Kundenkreis aufbaute und andererseits gegenüber seinem Meister stilistisch emanzipierte. Barnes weist zum Beispiel auf mehrere unterschiedliche Versionen van Dycks von dem heiligen Sebastian und dem heiligen Hieronymus hin. In Bezug auf das vorliegende Gemälde hebt sie die Qualität des Inkarnats, der Faltenwürfe und des Gesichtsausdrucks sowie die emotionale Ausdruckskraft des Bildes insgesamt hervor. Unverkennbar ist im vorliegenden Gemälde der Einfluss der für Rubens so typischen leuchtenden Farbgebung. Andreas, der unter den Aposteln insofern herausragt, als sein Name griechischen statt hebräischen Ursprungs ist, war der Bruder von Petrus. Der orthodoxen Tradition zufolge gilt er als Begründer des Stuhls von Byzanz, sodass sein apostolischer Nachfolger der Patriarch von Konstantinopel ist. Sein Attribut, die crux decussata, bekannt unter der Bezeichnung „Andreaskreuz“, etablierte sich ikonografisch erst im Mittelalter. Andreas, der sich als nicht wert erachtete, auf dieselbe Art und Weise gekreuzigt zu werden wie Christus, wurde auf
(Antwerpen 1599–1641 London) Der heilige Andreas, Öl auf Holz, 63,5 x 47,6 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Morris I. Kaplan, Chicago; dessen Auktion, Sotheby’s, London, 12. Juni 1968, Lot 33 (als Anthonis van Dyck); Privatsammlung, England; Auktion, Bonham’s, London, 5. Juli 2017, Lot 26 (als „Werkstatt Anthonis van Dycks“); dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Susan Barnes, die das vorliegende Gemälde im Original geprüft und die Zuschreibung an van Dyck bestätigt hat; sie ordnet die Tafel des Apostels Andreas in die erste Antwerpener Periode des Künstlers ein. Christopher Brown hat die Zuschreibung an van Dyck nach Untersuchung des Originals ebenfalls bestätigt. Er vergleicht das vorliegende Werk mit einer weiteren als eigenhändig anerkannten Fassung im Museo de Arte de Ponce, Puerto Rico. Brown hält das vorliegende Werk für gelungener als das Bild in Ponce. Darüber hinaus bestätigt Malcolm Rogers bestätigt ebenfalls die Zuschreibung der vorliegenden Tafel auf Grundlage von Fotografien. Van Dyck führte eigenhändig viele Aposteldarstellungen aus, die in den Sammlungen, in denen sie aufbewahrt werden, zu Gruppen zusammengefasst sind. Die größte bildet die Serie der Sammlung Böhler mit zwölf Aposteln. Benannt ist sie nach dem Münchner Kunsthändler, der sie 1914 einer Genueser Adelsfamilie abkaufte. Eine zweite Serie von fünf Aposteln ist nach ihrem früheren Aufbewahrungsort in Althorp House benannt, eine weitere Fünferserie nach ihrem jetzigen Sammlungsort, der Dresdener Gemäldegalerie. Die Böhler-Serie gilt allgemein als die früheste unter den eigenhändigen Fassungen; der heilige Andreas aus dem Böhler-Zyklus befindet sich heute im John and Mable Ringling Museum of Art, Sarasota, Florida (Inv.-Nr. SN 227) Van Dycks physiognomisches Interesse an den Aposteln, die für eine Reihe von Männertypen stehen, ist unverkennbar. Das vorliegende Gemälde mag als eine Art Notiz eines dieser Typen zwecks Verwendung in dem einen oder anderen Historienbild des Künstlers gedient haben. Van Dyck, der von Peter Paul Rubens in einem Brief als dessen „begabtester Schüler“ bezeichnet wurde, scheint von der Apostelserie seines Lehrmeisters angeregt worden zu sein, die dieser 1610 für den Herzog von Lerma schuf, den sogenannten Apostolado Lerma, der sich heute im Prado befindet. Rubens schrieb damals, dass es eine zweite Serie gab, „fatto de mei discepoli“ [„von meinen Schülern gemacht“]. Es ist nicht bekannt, ob van Dyck einer der besagten „discepoli“ war, doch jedenfalls muss er mitbekommen haben, wie die anderen Gehilfen des Meisters in Rubens’ Werkstatt diverse Fassungen ausführten. Zwei Typen in den Serien van Dycks, Christus und der heilige Jakobus, gehen auf das Rubens’sche Vorbild zurück. Van Dyck fertigte seine gesamte Laufbahn hindurch häufig eigenhändige Repliken und Zweitfassungen an, insbesondere jedoch von religiösen Themen aus seiner ersten Antwerpener Periode, als er sich einerseits einen Kundenkreis aufbaute und andererseits gegenüber seinem Meister stilistisch emanzipierte. Barnes weist zum Beispiel auf mehrere unterschiedliche Versionen van Dycks von dem heiligen Sebastian und dem heiligen Hieronymus hin. In Bezug auf das vorliegende Gemälde hebt sie die Qualität des Inkarnats, der Faltenwürfe und des Gesichtsausdrucks sowie die emotionale Ausdruckskraft des Bildes insgesamt hervor. Unverkennbar ist im vorliegenden Gemälde der Einfluss der für Rubens so typischen leuchtenden Farbgebung. Andreas, der unter den Aposteln insofern herausragt, als sein Name griechischen statt hebräischen Ursprungs ist, war der Bruder von Petrus. Der orthodoxen Tradition zufolge gilt er als Begründer des Stuhls von Byzanz, sodass sein apostolischer Nachfolger der Patriarch von Konstantinopel ist. Sein Attribut, die crux decussata, bekannt unter der Bezeichnung „Andreaskreuz“, etablierte sich ikonografisch erst im Mittelalter. Andreas, der sich als nicht wert erachtete, auf dieselbe Art und Weise gekreuzigt zu werden wie Christus, wurde auf
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