Baldini, Baccio. - Inferno. "Questo Elinferno del Chaposan To di Pisa". Kupferstich auf weißem Bütten. 22,3 x 28,2 cm (Plattenrand). Platte um 1490, gedruckt wohl im 17. Jahrhundert. Hind A.I.20. TIB (Commentary). – Das Blatt zeigt ein Detail des Deckenfreskos "Das jüngste Gericht" auf dem Camposanto Monumentale in Pisa, welches ursprünglich Andrea di Cione, genannt Orcagna zugeschrieben wurde. Neuerdings wird die Ausführung des Freskos jedoch dem aus Pisa stammenden und im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts tätigen Francesco Traini zugesprochen. Das Fresko wurde bereits früh beschädigt und einer 1530 erfolgten Restaurierung folgten weitere, so dass der vorliegende Kupferstich gewissermaßen einen besseren Eindruck der originalen Komposition zu vermittelt vermag, als das Original selbst. Der Kupferstecher unseres Blattes, wohl ein florentinischer Künstler, bleibt indes unbekannt, dürfte jedoch aus dem näheren Umfeld des Florentiners Baccio Baldini (um 1436-1487 nachweisbar) stammen. "In vier übereinanderliegenden Schichten, von denen drei durch die riesige Gestalt Luzifers überragt werden, wimmelt es nur so von einfallsreich quälenden Teufeln und den dazugehörigen Sündern. Mit drastischer Deutlichkeit wird das nie endende Leid der Verdammten vorgeführt. Die Betrachter des Bildes werden Zeuge, wie etwa ein Teufel einer am Boden liegenden Figur einen Speer in die Genitalien rammt und ihr zugleich hämisch grinsend seine Fäkalien in den geöffneten Mund fallen lässt, wie ein Mann am Spiess gebraten wird, ein anderer unerbittlich von zwei Teufeln zersägt wird, sich Männer und Frauen zerfleischen oder ihre abgetrennten Köpfe in den Händen tragen und vieler anderer Grausamkeiten mehr. Die Inschrift auf dem Kupferstich auf dem oberen linken Bildrand verrät, dass es sich hier um ein Bild von einem Bild handelt: 'Das ist die Hölle des Camposanto in Pisa' heisst es dort übersetzt. Gemeint ist das berühmte, noch heute erhaltene Höllenfresko im Camposanto, der vor allem ein monumentaler Friedhof war - was das Bedürfnis nach Verbildlichung des Reiches Luzifers umso verständlich macht. Dem Kupferstich gelingt es trotz der massiven Verkleinerung, der Anpassung an das Format der Kupferplatte und des Verlustes der im Fresko dramatisch eingesetzten Farbigkeit sehr gut, die Angst einflössende Stimmung des Vorbildes zu vermitteln. Wahrscheinlich konnten Pilger die kleine Druckgraphik direkt vor Ort als Andenken erwerben. Der Kupferstich dürfte für seine Besitzer die Hauptfunktion gehabt haben, sie auch zu Hause zu mahnen, dass sie für ihre Sünden nach dem Tod in der Hölle bestraft werden würden. Die abschreckende Wirkung sollte positiven Einfluss auf die diesseitige Lebensführung ausüben. Aber auch der voyeuristische Schauer, den das Blatt beim heutigen Betrachter auslöst, dürfte schon damals ebenso eine Rolle für seinen Erfolg gespielt haben" (Susanne Pollack, Graphische Sammlung ETH Zürich, 29. 11. 2019). – Ganz ausgezeichneter, kontrastreicher und prägnanter Druck sicherlich von der originalen Kupferplatte, der wohl im 17. oder spätestens im 18. Jahrhundert entstand, auf sauberem, festem Papier. Knapp um den Plattenrand beschnitten, fest auf Karton montiert, insgesamt in sehr schöner Erhaltung.
Baldini, Baccio. - Inferno. "Questo Elinferno del Chaposan To di Pisa". Kupferstich auf weißem Bütten. 22,3 x 28,2 cm (Plattenrand). Platte um 1490, gedruckt wohl im 17. Jahrhundert. Hind A.I.20. TIB (Commentary). – Das Blatt zeigt ein Detail des Deckenfreskos "Das jüngste Gericht" auf dem Camposanto Monumentale in Pisa, welches ursprünglich Andrea di Cione, genannt Orcagna zugeschrieben wurde. Neuerdings wird die Ausführung des Freskos jedoch dem aus Pisa stammenden und im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts tätigen Francesco Traini zugesprochen. Das Fresko wurde bereits früh beschädigt und einer 1530 erfolgten Restaurierung folgten weitere, so dass der vorliegende Kupferstich gewissermaßen einen besseren Eindruck der originalen Komposition zu vermittelt vermag, als das Original selbst. Der Kupferstecher unseres Blattes, wohl ein florentinischer Künstler, bleibt indes unbekannt, dürfte jedoch aus dem näheren Umfeld des Florentiners Baccio Baldini (um 1436-1487 nachweisbar) stammen. "In vier übereinanderliegenden Schichten, von denen drei durch die riesige Gestalt Luzifers überragt werden, wimmelt es nur so von einfallsreich quälenden Teufeln und den dazugehörigen Sündern. Mit drastischer Deutlichkeit wird das nie endende Leid der Verdammten vorgeführt. Die Betrachter des Bildes werden Zeuge, wie etwa ein Teufel einer am Boden liegenden Figur einen Speer in die Genitalien rammt und ihr zugleich hämisch grinsend seine Fäkalien in den geöffneten Mund fallen lässt, wie ein Mann am Spiess gebraten wird, ein anderer unerbittlich von zwei Teufeln zersägt wird, sich Männer und Frauen zerfleischen oder ihre abgetrennten Köpfe in den Händen tragen und vieler anderer Grausamkeiten mehr. Die Inschrift auf dem Kupferstich auf dem oberen linken Bildrand verrät, dass es sich hier um ein Bild von einem Bild handelt: 'Das ist die Hölle des Camposanto in Pisa' heisst es dort übersetzt. Gemeint ist das berühmte, noch heute erhaltene Höllenfresko im Camposanto, der vor allem ein monumentaler Friedhof war - was das Bedürfnis nach Verbildlichung des Reiches Luzifers umso verständlich macht. Dem Kupferstich gelingt es trotz der massiven Verkleinerung, der Anpassung an das Format der Kupferplatte und des Verlustes der im Fresko dramatisch eingesetzten Farbigkeit sehr gut, die Angst einflössende Stimmung des Vorbildes zu vermitteln. Wahrscheinlich konnten Pilger die kleine Druckgraphik direkt vor Ort als Andenken erwerben. Der Kupferstich dürfte für seine Besitzer die Hauptfunktion gehabt haben, sie auch zu Hause zu mahnen, dass sie für ihre Sünden nach dem Tod in der Hölle bestraft werden würden. Die abschreckende Wirkung sollte positiven Einfluss auf die diesseitige Lebensführung ausüben. Aber auch der voyeuristische Schauer, den das Blatt beim heutigen Betrachter auslöst, dürfte schon damals ebenso eine Rolle für seinen Erfolg gespielt haben" (Susanne Pollack, Graphische Sammlung ETH Zürich, 29. 11. 2019). – Ganz ausgezeichneter, kontrastreicher und prägnanter Druck sicherlich von der originalen Kupferplatte, der wohl im 17. oder spätestens im 18. Jahrhundert entstand, auf sauberem, festem Papier. Knapp um den Plattenrand beschnitten, fest auf Karton montiert, insgesamt in sehr schöner Erhaltung.
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