Breitbach, Joseph, dt.-franz. Schriftsteller (1903-1980). Konvolut von 22 Briefen und Karten m. U. "Joseph Breitbach". Zus. ca. 30 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und 8vo. Meist Paris 1965-1977. 4 eigh. Briefe, 2 eigh. Billets, 3 eigh. Postkarten und 13 Briefe m. U. an den Journalisten Rolf Michaelis, Feuilleton-Redakteur der "Zeit", und dessen Frau. Die maschinenschriftlichen Briefe des streitbaren Autors meist umfangreich und gehaltvoll. Mehrere Briefe über seine Stücke "Genosse Veygond" und "Die Jubilarin" , deren Aufführungen und Kritiken. Ferner über einen Prozeß mit dem "Bayern-Kurier", die linksromantische Apo-Welle sowie über diverse neuere und ältere Schriftsteller, z. B. Wesker, Enzensberger, Friedlaender (Mynona), über einen Berliner Klaus-Mann- und Exil-Forscher und viele andere: "... Sartre ist für mich ein absoluter Kindskopf im Politischen und es hat mich besonders geärgert, daß gerade alles, was ich über Günther Grass sagte, total entstellt in dem Interview herausgekommen ist. In einem Gespräch mit Günther Grass ist es mir nämlich gerade aufgefallen, mit welcher Bescheidenheit er an politische Dinge herantrat, und daß er sich vor allem bewußt war, daß er nichts von ökonomischen Dingen, die das Politische doch zu 90 Prozent bestimmen, versteht" [20.X.1965] ... Die Artikel [Friedrich] Lufts lese ich regelmässig, seitdem ich zufällig eine lobende Kritik von ihm las, die ein Stück von Pillau dem Publikum empfahl. Ich schätze Pillau nämlich sehr, finde seinen 'Kaiser vom Alexanderplatz' eines der besten Volksstücke der letzten Zeit und das ich es überhaupt mir ansah, verdanke ich dem Hinweis Lufts ... 'Genosse Veygand' ... ist inzwischen von einem der prominentesten deutschen Theater als 'politisch untragbar' abgelehnt worden. Mit anderen Worten, alles was nicht links ist, muss sich im Theater vernichtendste Kritiken gefallen lassen, aber eine Beleuchtung der Verhältnisse, die für die Kommunistische Partei hundertprozentig typisch sind, gilt bei den Apo-Dramaturgen als 'politisch untragbar' [12.IX.1969] ... ich habe dem Bühnenvertrieb und dem Verlag Suhrkamp und dem Suhrkamp angeschlossenen Insel Verlag am 15. Juli gekündigt. Ich lasse mich nicht ideologisch von meinem Verlag bevormunden. Dieser liess mich durch ein Rundschreiben wissen, dass er über die Kammerspiele München wegen der Sache Kipphardt den Boykott verhängt hat [24.VII.1971] ... Ich sitze an dem Nachwort für die Buchausgabe meiner drei Stücke bei Fischer, welches wohl meinen endgültigen Krach mit dreiviertel aller Kritiker nach sich ziehen wird [25.V.1972] ... alle Deutschen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, missverstehen und unterschätzen die Rolle der Französischen Kommunistischen Partei, sie haben keine konkrete Vorstellung von dem Stellenwert einer totalitären Partei solcher Grösse innerhalb eines noch pluralistischen Systems ..." [6.II.1974]. - Diverse Beilagen, darunter mehrere Briefe von Breitbachs Freund Wolfgang Mettmann. - Interessantes und reichhaltiges Material zur Literatur in ihrem Verhältnis zur Politik in den 1960er und 1970er Jahren.
Breitbach, Joseph, dt.-franz. Schriftsteller (1903-1980). Konvolut von 22 Briefen und Karten m. U. "Joseph Breitbach". Zus. ca. 30 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und 8vo. Meist Paris 1965-1977. 4 eigh. Briefe, 2 eigh. Billets, 3 eigh. Postkarten und 13 Briefe m. U. an den Journalisten Rolf Michaelis, Feuilleton-Redakteur der "Zeit", und dessen Frau. Die maschinenschriftlichen Briefe des streitbaren Autors meist umfangreich und gehaltvoll. Mehrere Briefe über seine Stücke "Genosse Veygond" und "Die Jubilarin" , deren Aufführungen und Kritiken. Ferner über einen Prozeß mit dem "Bayern-Kurier", die linksromantische Apo-Welle sowie über diverse neuere und ältere Schriftsteller, z. B. Wesker, Enzensberger, Friedlaender (Mynona), über einen Berliner Klaus-Mann- und Exil-Forscher und viele andere: "... Sartre ist für mich ein absoluter Kindskopf im Politischen und es hat mich besonders geärgert, daß gerade alles, was ich über Günther Grass sagte, total entstellt in dem Interview herausgekommen ist. In einem Gespräch mit Günther Grass ist es mir nämlich gerade aufgefallen, mit welcher Bescheidenheit er an politische Dinge herantrat, und daß er sich vor allem bewußt war, daß er nichts von ökonomischen Dingen, die das Politische doch zu 90 Prozent bestimmen, versteht" [20.X.1965] ... Die Artikel [Friedrich] Lufts lese ich regelmässig, seitdem ich zufällig eine lobende Kritik von ihm las, die ein Stück von Pillau dem Publikum empfahl. Ich schätze Pillau nämlich sehr, finde seinen 'Kaiser vom Alexanderplatz' eines der besten Volksstücke der letzten Zeit und das ich es überhaupt mir ansah, verdanke ich dem Hinweis Lufts ... 'Genosse Veygand' ... ist inzwischen von einem der prominentesten deutschen Theater als 'politisch untragbar' abgelehnt worden. Mit anderen Worten, alles was nicht links ist, muss sich im Theater vernichtendste Kritiken gefallen lassen, aber eine Beleuchtung der Verhältnisse, die für die Kommunistische Partei hundertprozentig typisch sind, gilt bei den Apo-Dramaturgen als 'politisch untragbar' [12.IX.1969] ... ich habe dem Bühnenvertrieb und dem Verlag Suhrkamp und dem Suhrkamp angeschlossenen Insel Verlag am 15. Juli gekündigt. Ich lasse mich nicht ideologisch von meinem Verlag bevormunden. Dieser liess mich durch ein Rundschreiben wissen, dass er über die Kammerspiele München wegen der Sache Kipphardt den Boykott verhängt hat [24.VII.1971] ... Ich sitze an dem Nachwort für die Buchausgabe meiner drei Stücke bei Fischer, welches wohl meinen endgültigen Krach mit dreiviertel aller Kritiker nach sich ziehen wird [25.V.1972] ... alle Deutschen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, missverstehen und unterschätzen die Rolle der Französischen Kommunistischen Partei, sie haben keine konkrete Vorstellung von dem Stellenwert einer totalitären Partei solcher Grösse innerhalb eines noch pluralistischen Systems ..." [6.II.1974]. - Diverse Beilagen, darunter mehrere Briefe von Breitbachs Freund Wolfgang Mettmann. - Interessantes und reichhaltiges Material zur Literatur in ihrem Verhältnis zur Politik in den 1960er und 1970er Jahren.
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