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Auktionsarchiv: Los-Nr. 102

(Danzig 1630 – um 1703 L’Aquila

Alte Meister
24.04.2018
Schätzpreis
60.000 € - 80.000 €
ca. 73.457 $ - 97.942 $
Zuschlagspreis:
87.500 €
ca. 107.124 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 102

(Danzig 1630 – um 1703 L’Aquila

Alte Meister
24.04.2018
Schätzpreis
60.000 € - 80.000 €
ca. 73.457 $ - 97.942 $
Zuschlagspreis:
87.500 €
ca. 107.124 $
Beschreibung:

(Danzig 1630 – um 1703 L’Aquila) Nebukadnezars Wahnsinn, monogrammiert rechts unten (auf dem vom Affen gehaltenen Blatt Papier): A. R. F., Öl auf Leinwand, 220 x 295 cm, gerahmt Provenienz: Adelsbesitz, Süditalien Wir danken Filippo Maria Ferro, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung. Der Bibel zufolge verlor Nebukadnezar im Laufe seiner Herrschaft den Verstand und zog sich in die Wildnis zurück, um dort wie ein Tier zu leben, bis er nach sieben Jahren genas. Theologen haben diese Episode unterschiedlich interpretiert: Origenes deutete die Verwandlung als Darstellung Luzifers, des gefallenen Engels. Jean Bodin und Philipp Clüver sahen im Unterschied zu Tertullian, der die Veränderung als bloß physisch verstand, eine sowohl körperliche als auch geistige Transformation. Die am meisten verbreitete Lesart jedoch ist die erstmals von Sophronius Eusebius Hieronymus vorgebrachte: Er war der Ansicht, dass der prahlerische König in dem Augenblick dem Wahnsinn verfiel, als er sich selbst feierte – womit sich ein prophetischer Traum Daniels erfüllte. Im vorliegenden Gemälde porträtiert Carl Ruthart den mächtigen König von Babylon in einer wilden, von Tieren bevölkerten Landschaft nackt auf dem Boden kniend. Der Maler wurde 1630 in der preußischen Hansestadt Danzig geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Antwerpen bei Franz Snyders und Paul de Vos und wurde 1663/64 ein Mitglied der örtlichen Malergilde. Als auf Tierdarstellungen spezialisierter Maler lag ihm daran, die gesamte Lebendigkeit der Tierwelt ins Bild zu setzen, und so zeigen seine Kompositionen auch wilde Jagden, häufig nach Hirschen, Wildschweinen und Bären. Unter den von ihm dargestellten wilden Tieren finden sich Leoparden, Löwen und Tiger, die Rehe und Antilopen angreifen, wobei es nicht nur um das Exotische, sondern um das Prinzip des Kampfs ums Leben geht. Diese Gemälde wurden sehr geschätzt und fanden Eingang in die besten europäischen Sammlungen (siehe T. von Frimmel, Carl Andreas Ruthart, in: Repertorium für Kunstwissenschaft, IX, 1886, S. 129–149; T. von Frimmel, Ruthart, Karl Andreas, in: Allgemeine Deutsche Biographie, 1890, Bd. 30, S. 47; T. von Frimmel, Carl Andreas Ruthart, in: Studien und Skizzen zur Gemäldekunde, IV, 1918/19, S. 1–13; F. Meyer, Enige schilderijen met vee van C. B. A. Ruthart, in: Oud-Holland, 104, 1990, S. 331–335: H. Voss, 1935; E. Acanfora, Biografia di C. A. Ruthart, in: Mina Gregori, Uffizi e Pitti. I dipinti delle Gallerie fiorentine, Udine 1994, Kat. 725, S. 665; G. und U. Bocchi, Carl Borromeus Andreas Ruthart detto Carlo Ruttardo, in: Pittori di natura morta a Roma. Artisti stranieri 1630–1750, Castello Viadana 2004, S. 99–115). In den frühen 1670er-Jahren trat Ruthart in Rom in den von Pietro del Morrone, dem späteren Papst Coelestin V., gegründeten Orden ein und lebte dann in dessen Klöstern in den Abruzzen, zuerst in Sulmona und später in L’Aquila. Sein religiöses Leben hielt ihn allerdings nicht vom Malen ab, wie das 1686 entstandene Gemälde Adam gibt den Tieren im irdischen Garten Namen zeigt, das sich heute im Speed Art Museum, Louisville, Kentucky, befindet. Die Anregungen, die er aus der Landschaft der Abruzzen bezog, verliehen seinem Werk eine poetische Intensität, welche die neue Vorstellung von „Wildnis“ belebte und feierte. Der nun Fra’ Andrea genannte Carl Borromeus schuf auch einen Zyklus großformatiger Gemälde mit Geschichten Coelestins V. und anderer Ordensmitglieder (Theodore, Deicolo) für die Basilica di Collemaggio (A. Leosini, Monumenti storici artistici della città di Aquila e suoi contorni colle notizie de’ pittori scultori architetti ed altri artefici che vi fiorirono, L’Aquila 1848, S 101; L. Serra, Aquila monumentale, L’Aquila 1912; M. Gabbrielli, Inventario degli oggetti d’arte d’Italia, IV, Provincia di Aquila, Roma 1934, S. 25 f.; M. Moretti, Museo Nazionale d’Abruzzo nel castello cinquecentesco, L’Aquila 1968, S. 203). Ne

Auktionsarchiv: Los-Nr. 102
Auktion:
Datum:
24.04.2018
Auktionshaus:
Dorotheum GmbH & Co. KG
Dorotheengasse 17
1010 Wien
Österreich
kundendienst@dorotheum.at
+43 (0)1 515600
+43 (0)1 51560443
Beschreibung:

(Danzig 1630 – um 1703 L’Aquila) Nebukadnezars Wahnsinn, monogrammiert rechts unten (auf dem vom Affen gehaltenen Blatt Papier): A. R. F., Öl auf Leinwand, 220 x 295 cm, gerahmt Provenienz: Adelsbesitz, Süditalien Wir danken Filippo Maria Ferro, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung. Der Bibel zufolge verlor Nebukadnezar im Laufe seiner Herrschaft den Verstand und zog sich in die Wildnis zurück, um dort wie ein Tier zu leben, bis er nach sieben Jahren genas. Theologen haben diese Episode unterschiedlich interpretiert: Origenes deutete die Verwandlung als Darstellung Luzifers, des gefallenen Engels. Jean Bodin und Philipp Clüver sahen im Unterschied zu Tertullian, der die Veränderung als bloß physisch verstand, eine sowohl körperliche als auch geistige Transformation. Die am meisten verbreitete Lesart jedoch ist die erstmals von Sophronius Eusebius Hieronymus vorgebrachte: Er war der Ansicht, dass der prahlerische König in dem Augenblick dem Wahnsinn verfiel, als er sich selbst feierte – womit sich ein prophetischer Traum Daniels erfüllte. Im vorliegenden Gemälde porträtiert Carl Ruthart den mächtigen König von Babylon in einer wilden, von Tieren bevölkerten Landschaft nackt auf dem Boden kniend. Der Maler wurde 1630 in der preußischen Hansestadt Danzig geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Antwerpen bei Franz Snyders und Paul de Vos und wurde 1663/64 ein Mitglied der örtlichen Malergilde. Als auf Tierdarstellungen spezialisierter Maler lag ihm daran, die gesamte Lebendigkeit der Tierwelt ins Bild zu setzen, und so zeigen seine Kompositionen auch wilde Jagden, häufig nach Hirschen, Wildschweinen und Bären. Unter den von ihm dargestellten wilden Tieren finden sich Leoparden, Löwen und Tiger, die Rehe und Antilopen angreifen, wobei es nicht nur um das Exotische, sondern um das Prinzip des Kampfs ums Leben geht. Diese Gemälde wurden sehr geschätzt und fanden Eingang in die besten europäischen Sammlungen (siehe T. von Frimmel, Carl Andreas Ruthart, in: Repertorium für Kunstwissenschaft, IX, 1886, S. 129–149; T. von Frimmel, Ruthart, Karl Andreas, in: Allgemeine Deutsche Biographie, 1890, Bd. 30, S. 47; T. von Frimmel, Carl Andreas Ruthart, in: Studien und Skizzen zur Gemäldekunde, IV, 1918/19, S. 1–13; F. Meyer, Enige schilderijen met vee van C. B. A. Ruthart, in: Oud-Holland, 104, 1990, S. 331–335: H. Voss, 1935; E. Acanfora, Biografia di C. A. Ruthart, in: Mina Gregori, Uffizi e Pitti. I dipinti delle Gallerie fiorentine, Udine 1994, Kat. 725, S. 665; G. und U. Bocchi, Carl Borromeus Andreas Ruthart detto Carlo Ruttardo, in: Pittori di natura morta a Roma. Artisti stranieri 1630–1750, Castello Viadana 2004, S. 99–115). In den frühen 1670er-Jahren trat Ruthart in Rom in den von Pietro del Morrone, dem späteren Papst Coelestin V., gegründeten Orden ein und lebte dann in dessen Klöstern in den Abruzzen, zuerst in Sulmona und später in L’Aquila. Sein religiöses Leben hielt ihn allerdings nicht vom Malen ab, wie das 1686 entstandene Gemälde Adam gibt den Tieren im irdischen Garten Namen zeigt, das sich heute im Speed Art Museum, Louisville, Kentucky, befindet. Die Anregungen, die er aus der Landschaft der Abruzzen bezog, verliehen seinem Werk eine poetische Intensität, welche die neue Vorstellung von „Wildnis“ belebte und feierte. Der nun Fra’ Andrea genannte Carl Borromeus schuf auch einen Zyklus großformatiger Gemälde mit Geschichten Coelestins V. und anderer Ordensmitglieder (Theodore, Deicolo) für die Basilica di Collemaggio (A. Leosini, Monumenti storici artistici della città di Aquila e suoi contorni colle notizie de’ pittori scultori architetti ed altri artefici che vi fiorirono, L’Aquila 1848, S 101; L. Serra, Aquila monumentale, L’Aquila 1912; M. Gabbrielli, Inventario degli oggetti d’arte d’Italia, IV, Provincia di Aquila, Roma 1934, S. 25 f.; M. Moretti, Museo Nazionale d’Abruzzo nel castello cinquecentesco, L’Aquila 1968, S. 203). Ne

Auktionsarchiv: Los-Nr. 102
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Datum:
24.04.2018
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