Diptychon mit Passionsszenen um 1500 die beiden vorliegenden Gemäldetafeln stammen laut Vorbesitzerangaben aus dem Besitz der Köstritzer Linie des Fürstenhauses Reuß und zeigen zwei Szenen aus der Passion Christi, zunächst sehen wir Jesus im Garten Gethsemane, beim Gebet am Ölberg, es ist Nacht, Jesus ist sich seines Schicksals bewusst und obgleich er seine drei ihn begleitenden Jünger bat, für ihn zu wachen, sind alle in tiefen Schlaf gesunken, rechts neben Jesus sieht man die Söhne des Zebedäus, Jakobus und Jesu Lieblingsjünger Johannes, im Vordergrund schläft Petrus, seinen Kopf auf einen Stein gebettet, Jesus in der Bildmitte jedoch reckt seine Hände in Kummer und Gebet gen Himmel, um das von Gott – seinem Vater – ihm zugedachte Schicksal, in Gestalt eines Kelches auf hohem Fels zu empfangen, er hadert mit Gott und seiner Bestimmung, der er sich jedoch gehorsam zu unterwerfen gedenkt, so schreibt die Bibel im Matthäusevangelium (Mt. 26,36–42) „Darauf kam Jesus mit den Jüngern zu einem Grundstück, das man Gethsemane nennt, und sagte zu ihnen: Setzt euch und wartet hier, während ich dort bete. Und er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich. Da ergriff ihn Angst und Traurigkeit, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein Stück weiter, warf sich zu Boden und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. Und er ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Dann ging er zum zweiten Mal weg und betete: Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille.”, geschickt verstand der Schöpfer vorliegender Szene, den Text der Bibel zu verbildlichen und ihn darüber hinaus mit sprechender Symbolik anzureichern, zunächst fällt den Betrachter der morbide Zaun mit dem geöffneten Gartentor ins Auge, er zitiert das Gegenteil des ”Hortus conclusus (verschlossener Garten)” – eben jenes Aufenthaltsorts von Jesu Mutter Maria, welcher um 1400 zum Paradiesgärtlein uminterpretiert wurde, Jesu Garten Gethsemane ist kein paradiesischer Ort – das Übel und die Laster dieser Welt hatten auch hier ungehinderten Zugang, darüber hinaus ist die formale Konstruktion der Szene interessant, der Fels, der Gartenzaun und nicht zuletzt die Gestalt des Petrus und des neben Petrus liegenden Säbels beschreiben einen Kreis, in dessen Mitte, einem Quell gleich, Jesus zu entspringen scheint, Jesus wird hier als geistiger und spiritueller Mittelpunkt dieser Welt verbildlicht, wie das Bibelwort (Johannes 4,14) ausführt ”Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.”, der neben Paulus ruhende Säbel indes geleitet den bibelkundigen Betrachter in die folgende Szene der Verhaftung Jesu, als Petrus im Handgemenge Malchus, dem Diener des Hohepriesters, ein Ohr abschlagen wird, die zweite Tafel führt in das Prätorium des römischen Statthalters Pontius Pilatus und zeigt die Dornenkrönung Jesu, im Zentrum der Darstellung thront der gedemütigte Jesus, während ihn die Schergen zum Spott in einen vermeintlichen Königsmantel kleideten, mit Dornenkrone und Binsenzepter ausstatten und verhöhnen, hierüber ist bei Matthäus (27,27–30) zu lesen ”Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefe
Diptychon mit Passionsszenen um 1500 die beiden vorliegenden Gemäldetafeln stammen laut Vorbesitzerangaben aus dem Besitz der Köstritzer Linie des Fürstenhauses Reuß und zeigen zwei Szenen aus der Passion Christi, zunächst sehen wir Jesus im Garten Gethsemane, beim Gebet am Ölberg, es ist Nacht, Jesus ist sich seines Schicksals bewusst und obgleich er seine drei ihn begleitenden Jünger bat, für ihn zu wachen, sind alle in tiefen Schlaf gesunken, rechts neben Jesus sieht man die Söhne des Zebedäus, Jakobus und Jesu Lieblingsjünger Johannes, im Vordergrund schläft Petrus, seinen Kopf auf einen Stein gebettet, Jesus in der Bildmitte jedoch reckt seine Hände in Kummer und Gebet gen Himmel, um das von Gott – seinem Vater – ihm zugedachte Schicksal, in Gestalt eines Kelches auf hohem Fels zu empfangen, er hadert mit Gott und seiner Bestimmung, der er sich jedoch gehorsam zu unterwerfen gedenkt, so schreibt die Bibel im Matthäusevangelium (Mt. 26,36–42) „Darauf kam Jesus mit den Jüngern zu einem Grundstück, das man Gethsemane nennt, und sagte zu ihnen: Setzt euch und wartet hier, während ich dort bete. Und er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich. Da ergriff ihn Angst und Traurigkeit, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein Stück weiter, warf sich zu Boden und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. Und er ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Dann ging er zum zweiten Mal weg und betete: Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille.”, geschickt verstand der Schöpfer vorliegender Szene, den Text der Bibel zu verbildlichen und ihn darüber hinaus mit sprechender Symbolik anzureichern, zunächst fällt den Betrachter der morbide Zaun mit dem geöffneten Gartentor ins Auge, er zitiert das Gegenteil des ”Hortus conclusus (verschlossener Garten)” – eben jenes Aufenthaltsorts von Jesu Mutter Maria, welcher um 1400 zum Paradiesgärtlein uminterpretiert wurde, Jesu Garten Gethsemane ist kein paradiesischer Ort – das Übel und die Laster dieser Welt hatten auch hier ungehinderten Zugang, darüber hinaus ist die formale Konstruktion der Szene interessant, der Fels, der Gartenzaun und nicht zuletzt die Gestalt des Petrus und des neben Petrus liegenden Säbels beschreiben einen Kreis, in dessen Mitte, einem Quell gleich, Jesus zu entspringen scheint, Jesus wird hier als geistiger und spiritueller Mittelpunkt dieser Welt verbildlicht, wie das Bibelwort (Johannes 4,14) ausführt ”Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.”, der neben Paulus ruhende Säbel indes geleitet den bibelkundigen Betrachter in die folgende Szene der Verhaftung Jesu, als Petrus im Handgemenge Malchus, dem Diener des Hohepriesters, ein Ohr abschlagen wird, die zweite Tafel führt in das Prätorium des römischen Statthalters Pontius Pilatus und zeigt die Dornenkrönung Jesu, im Zentrum der Darstellung thront der gedemütigte Jesus, während ihn die Schergen zum Spott in einen vermeintlichen Königsmantel kleideten, mit Dornenkrone und Binsenzepter ausstatten und verhöhnen, hierüber ist bei Matthäus (27,27–30) zu lesen ”Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefe
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