VERTREIBUNG DER HÄNDLER AUS DEM TEMPEL Öl auf Leinwand. 173,5 x 142 cm.
Unser Dank gilt Herrn Prof. Lionello Puppi, der das Werk anhand einer Fotografie El Greco zuschrieb („in der Zeit des Umzugs von Venedig nach Rom“). Dem Werk liegt die Auswertung der nichtinvasiven Untersuchung bei, die im Oktober 2014 durchgeführt wurde. Das vorliegende monumentale Werk gehört zweifellos in die Reihe derjenigen, die schon vielen Kunsthistorikern im Laufe des 20. Jahrhunderts Kopfzerbrechen bereitete: die „italienische Periode“ von El Greco zwischen den Lehrjahren als Ikonenmaler im heimatlichen Kreta und seinen Triumphen in Spanien. Diese Zeit war das Thema vieler Studien, Konferenzen, Ausstellungen und heftiger Auseinandersetzungen zwischen Experten. Nun wird diese Schaffensperiode im Zuge der Retrospektive „El Greco in Italien“ (zu sehen in Treviso bis zum 10. April 2016) wieder aufgegriffen und natürlich rückt somit auch das vorliegende Werk erneut ins Rampenlicht. Kurzum, nach einer Phase der fast schon extremen Ausreizung des Katalogs der sogenannten italienischen Werke von El Greco im vergangenen Jahrhundert, kam es daraufhin zu einer gewissen Ernüchterung. Man unterteilte die Werke in die „venezianischen Jahre“ (1568 - 1570) und die „römischen Jahre“ (1570 - 1573). Auch wenn vieles heute noch ungeklärt ist, steht fest, dass die in Italien gesammelten Erfahrungen El Grecos verblüffende Metamorphose vom post-byzantinischen „Madonnero“ kretischer Tradition (wie Michael Damaskinos, 1530 - 1592, und Georgios Klontzas 1540 - 1608, der wahrscheinlich sein erster Lehrer war) zum originellsten, machtvollsten und innovativsten Maler Europas zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert ermöglichten. Besonders der Aufenthalt in Venedig, wo El Greco den meisterlichen Umgang mit Ölfarben erlernte, brachte den großen künstlerischen Umschwung innerhalb seines Schaffens. In primis war es der Einfluss von Tizian (um 1488/1490 - 1576), dessen Werkstatt (so behaupten einige zeitgenössische Quellen) er anscheinend frequentierte. Der Einfluss Tizians blieb auch während der römischen Jahre El Grecos spürbar, allerdings gibt es nun auch Anklänge an den Stil Michelangelos (1475 - 1564) und seiner Anhänger wie Federico Zuccari (um 1543 - 1609) und Marcello Venusti (1515 - 1579). Das vorliegende wichtige Werk verweist auf eine typisch venezianische figurative Malkultur. Der Einfluss Tizians vermischt sich hier mit Vorbildern wie Andrea Muldolla Schiavone (um 1510 - 1563), Jacopo Tintoretto (1518 - 1594), Jacopo da Ponte Bassano (1510 - 1592) und Paolo Veronese (1528 - 1588). Während seines Italienaufenthalts malte Domenikos Theotokopoulos wiederholt die „Vertreibung der Händler aus dem Tempel“, so auch in zwei weiteren kleinformatigen und signierten Versionen, datiert zu Beginn seines Romaufenthalts, auch wenn beide Werke stilistisch eindeutig „venezianisch“ bleiben. Die zwei Gemälde sind heute in der National Gallery of Art in Washington und im Minneapolis Institute of Art zu sehen. Verglichen mit den oben genannten Gemälden ist das vorliegende deutlich größer und vertikal angelegt, wie ein kleines Altarbild. Man könnte daher davon ausgehen, dass es sich hier um ein Werk für die Privatkappelle einer Adelsfamilie handelt. Das Gemälde besitzt außerdem einen besonders fantasievollen komplexen architektonischen Hintergrund, der sich entlang der Mittelachse als lang gestrecktes Kircheninneres entwickelt. Die Brüstung gefiel dem Künstler anscheinend nicht: er versuchte - man erkennt dies mit bloßem Auge - die Gesamthöhe zu verringern - und die Infrarotaufnahmen brachten noch weitere Korrekturen und Überarbeitungen (z.B. die Schnauze des Lamms, der Sack und die Truhe im Vordergrund) zutage sowie die Existenz einer dünn gezeichneten darunterliegenden Vorlage. Der Maler benutzte hier eine Fischgratleinwand, einen für die Malerei des venezianischen Cinquecento ganz typischen Untergrund. Die Ausführungstechnik ist synthetisch und schnell. Die Figuren werden nur angedeutet, besonders die des Hintergrunds, die lang gezogen und ätherisch-gesp
VERTREIBUNG DER HÄNDLER AUS DEM TEMPEL Öl auf Leinwand. 173,5 x 142 cm.
Unser Dank gilt Herrn Prof. Lionello Puppi, der das Werk anhand einer Fotografie El Greco zuschrieb („in der Zeit des Umzugs von Venedig nach Rom“). Dem Werk liegt die Auswertung der nichtinvasiven Untersuchung bei, die im Oktober 2014 durchgeführt wurde. Das vorliegende monumentale Werk gehört zweifellos in die Reihe derjenigen, die schon vielen Kunsthistorikern im Laufe des 20. Jahrhunderts Kopfzerbrechen bereitete: die „italienische Periode“ von El Greco zwischen den Lehrjahren als Ikonenmaler im heimatlichen Kreta und seinen Triumphen in Spanien. Diese Zeit war das Thema vieler Studien, Konferenzen, Ausstellungen und heftiger Auseinandersetzungen zwischen Experten. Nun wird diese Schaffensperiode im Zuge der Retrospektive „El Greco in Italien“ (zu sehen in Treviso bis zum 10. April 2016) wieder aufgegriffen und natürlich rückt somit auch das vorliegende Werk erneut ins Rampenlicht. Kurzum, nach einer Phase der fast schon extremen Ausreizung des Katalogs der sogenannten italienischen Werke von El Greco im vergangenen Jahrhundert, kam es daraufhin zu einer gewissen Ernüchterung. Man unterteilte die Werke in die „venezianischen Jahre“ (1568 - 1570) und die „römischen Jahre“ (1570 - 1573). Auch wenn vieles heute noch ungeklärt ist, steht fest, dass die in Italien gesammelten Erfahrungen El Grecos verblüffende Metamorphose vom post-byzantinischen „Madonnero“ kretischer Tradition (wie Michael Damaskinos, 1530 - 1592, und Georgios Klontzas 1540 - 1608, der wahrscheinlich sein erster Lehrer war) zum originellsten, machtvollsten und innovativsten Maler Europas zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert ermöglichten. Besonders der Aufenthalt in Venedig, wo El Greco den meisterlichen Umgang mit Ölfarben erlernte, brachte den großen künstlerischen Umschwung innerhalb seines Schaffens. In primis war es der Einfluss von Tizian (um 1488/1490 - 1576), dessen Werkstatt (so behaupten einige zeitgenössische Quellen) er anscheinend frequentierte. Der Einfluss Tizians blieb auch während der römischen Jahre El Grecos spürbar, allerdings gibt es nun auch Anklänge an den Stil Michelangelos (1475 - 1564) und seiner Anhänger wie Federico Zuccari (um 1543 - 1609) und Marcello Venusti (1515 - 1579). Das vorliegende wichtige Werk verweist auf eine typisch venezianische figurative Malkultur. Der Einfluss Tizians vermischt sich hier mit Vorbildern wie Andrea Muldolla Schiavone (um 1510 - 1563), Jacopo Tintoretto (1518 - 1594), Jacopo da Ponte Bassano (1510 - 1592) und Paolo Veronese (1528 - 1588). Während seines Italienaufenthalts malte Domenikos Theotokopoulos wiederholt die „Vertreibung der Händler aus dem Tempel“, so auch in zwei weiteren kleinformatigen und signierten Versionen, datiert zu Beginn seines Romaufenthalts, auch wenn beide Werke stilistisch eindeutig „venezianisch“ bleiben. Die zwei Gemälde sind heute in der National Gallery of Art in Washington und im Minneapolis Institute of Art zu sehen. Verglichen mit den oben genannten Gemälden ist das vorliegende deutlich größer und vertikal angelegt, wie ein kleines Altarbild. Man könnte daher davon ausgehen, dass es sich hier um ein Werk für die Privatkappelle einer Adelsfamilie handelt. Das Gemälde besitzt außerdem einen besonders fantasievollen komplexen architektonischen Hintergrund, der sich entlang der Mittelachse als lang gestrecktes Kircheninneres entwickelt. Die Brüstung gefiel dem Künstler anscheinend nicht: er versuchte - man erkennt dies mit bloßem Auge - die Gesamthöhe zu verringern - und die Infrarotaufnahmen brachten noch weitere Korrekturen und Überarbeitungen (z.B. die Schnauze des Lamms, der Sack und die Truhe im Vordergrund) zutage sowie die Existenz einer dünn gezeichneten darunterliegenden Vorlage. Der Maler benutzte hier eine Fischgratleinwand, einen für die Malerei des venezianischen Cinquecento ganz typischen Untergrund. Die Ausführungstechnik ist synthetisch und schnell. Die Figuren werden nur angedeutet, besonders die des Hintergrunds, die lang gezogen und ätherisch-gesp
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