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Auktionsarchiv: Los-Nr. 786

Emilio Vedova, Ohne Titel. 1956.

AUKTION 63
28.03.2020
Aufrufpreis
6.000 €
ca. 6.701 $
Zuschlagspreis:
4.500 €
ca. 5.025 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 786

Emilio Vedova, Ohne Titel. 1956.

AUKTION 63
28.03.2020
Aufrufpreis
6.000 €
ca. 6.701 $
Zuschlagspreis:
4.500 €
ca. 5.025 $
Beschreibung:

Emilio Vedova Ohne Titel. 1956.
Gouache und Blei auf Zeitungspapier. Mit einer Einfassungslinie in schwarzem Faserstift. Signiert "EMILIO VEDOVA" sowie datiert u.li. Am o. Rand wohl von Künstlerhand auf Untersatzpapier montiert, dieses verso mit weiteren Bleistiftskizzen. Im Passepartout hinter Glas in schmaler Holzleiste gerahmt. Provenienz: Nachlass des Bildhauers Gottfried Kohl (1921 Freiberg-2012 Freiberg). Kohl bereiste zwischen 1959 und 1961 Italien und hat während dieser Reise auch seinen Künstlerkollegen Emilio Vedova besucht. Vgl. Lit.: Emilio Vedova 1919 – 2006. Publikation zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Berlin, 25.1. – 20.4.2008; zuvor in Rom, Galleria d'arte moderna, 7.10.2007 – 6.1.2008. Hrsg. von Angelandreina Rorro und Alessandra Barbuto. Innerhalb der nach dem Zweiten Weltkrieg international ausgetragenen künstlerischen Auseinandersetzung zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher Malerei und ihrer politischen Implikation propagierte Emilio Vedova vehement die Ausdrucksmöglichkeiten einer abstrakten Malerei. Seiner Ansicht nach konnte sie die seelisch-emotionalen Motivationen des Individuums in freien Gesten zusammen mit der autonomen Wirkkraft von Formen und Farben am eindringlichsten veranschaulichen. Dabei verstand er sich und seine Kunst stets als durchaus politisch und gesellschaftskritisch engagiert. Sein Schaffen unter das "Etikett: Informel!" einordnen zu lassen, lehnte Vedova jedoch als zu oberflächlich ab. Er selbst sah in den abstrakt-gestischen Formen seiner Malerei vielmehr Manifestationen tiefer Bewusstseinsstrukturen, die sich ihm im künstlerischen Prozess eröffneten. Seine Arbeiten lassen sich als das Ergebnis einer leidenschaftlichen Suche nach Verwirklichung von bestimmten Beziehungen und Empfindungszuständen verstehen, die bei Vedova immer auch mit dem Bestreben nach Ausgleich von Widersprüchlichkeiten einhergehen: Utopie und Realität, Ordnung und Turbulenz, Impulsivität und Ratio, Geste und Planung. In Anerkennung dieser Charakteristik Vedovas benannte der Kunstkritiker Giuseppe Marchiori ihn mit dem Oxymoron des "zivilen Wilden". Nachdem Vedova sich aus Bindungen verschiedener Künstlergruppen gelöst und eine Phase der Geometrisierung hinter sich gelassen hat, findet er gegen Ende der 50er Jahre zu dem ihm eigenen künstlerischen Ausdruck. "Ich fühle, wie das Eis in mir schmilzt. Gegen Ende 1950 durchlaufe ich eine Krise, ich lehne mich gegen die gesamte Geometrie auf, gegen die dominante Strenge meiner Bilder, und versuche meiner Arbeit eine Schwingung größerer Spontaneität zu vermitteln" (Vedova 1960). Die Komposition von 1956 steht zeitlich am Beginn dieser Umbruchsphase. In ihrer stilistischen Gestaltung weist sie auf Vedovas großformatig angelegte gemalten Zyklen der Folgejahre voraus. Der Bildträger ist ein rechts zur Seite ins Hochformat gedrehter Zeitungsausschnitt mit einer Fotografie in Schwarz-Weiß. Aus der Nahansicht sind Damen und Herren erkennbar, die auf Bänken und Klappstühlen im Freien sitzen, teils Zeitung lesend, vielleicht in einem Park oder Café. Eine Dame mit Sonnenbrille und einem auffällig gemusterten Kleid im unteren Bildteil hebt sich am deutlichsten ab. Diese Feiertagsstimmung bearbeitet Vedova mit teils lasierenden blauen und rötlichen Pinselstrichen sowie kräftigen Akzenten in weiß, zinnoberrot, gelb und schwarz. Die zugrundeliegenden Formstrukturen werden teilweise mit einbezogen: etwa wiederholt und verlängert der Künstler in vertikalen weißen Pinselstrichen die Formen der durchscheinenden Lehne der hellen Parkbank, durch die rötliche Lasur wird der besagten Dame ein Teint verliehen. Insgesamt zeigt der Malduktus ein interessantes Gefüge spontan gesetzter Flecken, Striche und runden Formen, die, vor allem aus räumlicher Distanz betrachtet, äußerst suggestiv wirken. Die Gegenständlichkeit wird hier im Werk selbst aufgebrochen und in ein abstraktes Malerisches überführt. Lit.: Rorro, Angelandreina / Barbuto, Alessandra (Hrsg.): "Emilio Vedova. 1919–2006". Mailand 2007.
Ränder etwas ungerade geschnitten. Technikbedingt leicht wellig. Unscheinbare Abplatzungen und Lockerungen in den weißen Farbschichten.
23 x 9,8 cm, Unters. 28,5 x 21,8 cm, Ra. 53,5 x 43,5 cm.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 786
Auktion:
Datum:
28.03.2020
Auktionshaus:
Schmidt Kunstauktionen Dresden OHG
Bautzner Str. 99
01099 Dresden
Deutschland
mail@schmidt-auktionen.de
+49 (0)351 81198787
+49 (0)351 81198788
Beschreibung:

Emilio Vedova Ohne Titel. 1956.
Gouache und Blei auf Zeitungspapier. Mit einer Einfassungslinie in schwarzem Faserstift. Signiert "EMILIO VEDOVA" sowie datiert u.li. Am o. Rand wohl von Künstlerhand auf Untersatzpapier montiert, dieses verso mit weiteren Bleistiftskizzen. Im Passepartout hinter Glas in schmaler Holzleiste gerahmt. Provenienz: Nachlass des Bildhauers Gottfried Kohl (1921 Freiberg-2012 Freiberg). Kohl bereiste zwischen 1959 und 1961 Italien und hat während dieser Reise auch seinen Künstlerkollegen Emilio Vedova besucht. Vgl. Lit.: Emilio Vedova 1919 – 2006. Publikation zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Berlin, 25.1. – 20.4.2008; zuvor in Rom, Galleria d'arte moderna, 7.10.2007 – 6.1.2008. Hrsg. von Angelandreina Rorro und Alessandra Barbuto. Innerhalb der nach dem Zweiten Weltkrieg international ausgetragenen künstlerischen Auseinandersetzung zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher Malerei und ihrer politischen Implikation propagierte Emilio Vedova vehement die Ausdrucksmöglichkeiten einer abstrakten Malerei. Seiner Ansicht nach konnte sie die seelisch-emotionalen Motivationen des Individuums in freien Gesten zusammen mit der autonomen Wirkkraft von Formen und Farben am eindringlichsten veranschaulichen. Dabei verstand er sich und seine Kunst stets als durchaus politisch und gesellschaftskritisch engagiert. Sein Schaffen unter das "Etikett: Informel!" einordnen zu lassen, lehnte Vedova jedoch als zu oberflächlich ab. Er selbst sah in den abstrakt-gestischen Formen seiner Malerei vielmehr Manifestationen tiefer Bewusstseinsstrukturen, die sich ihm im künstlerischen Prozess eröffneten. Seine Arbeiten lassen sich als das Ergebnis einer leidenschaftlichen Suche nach Verwirklichung von bestimmten Beziehungen und Empfindungszuständen verstehen, die bei Vedova immer auch mit dem Bestreben nach Ausgleich von Widersprüchlichkeiten einhergehen: Utopie und Realität, Ordnung und Turbulenz, Impulsivität und Ratio, Geste und Planung. In Anerkennung dieser Charakteristik Vedovas benannte der Kunstkritiker Giuseppe Marchiori ihn mit dem Oxymoron des "zivilen Wilden". Nachdem Vedova sich aus Bindungen verschiedener Künstlergruppen gelöst und eine Phase der Geometrisierung hinter sich gelassen hat, findet er gegen Ende der 50er Jahre zu dem ihm eigenen künstlerischen Ausdruck. "Ich fühle, wie das Eis in mir schmilzt. Gegen Ende 1950 durchlaufe ich eine Krise, ich lehne mich gegen die gesamte Geometrie auf, gegen die dominante Strenge meiner Bilder, und versuche meiner Arbeit eine Schwingung größerer Spontaneität zu vermitteln" (Vedova 1960). Die Komposition von 1956 steht zeitlich am Beginn dieser Umbruchsphase. In ihrer stilistischen Gestaltung weist sie auf Vedovas großformatig angelegte gemalten Zyklen der Folgejahre voraus. Der Bildträger ist ein rechts zur Seite ins Hochformat gedrehter Zeitungsausschnitt mit einer Fotografie in Schwarz-Weiß. Aus der Nahansicht sind Damen und Herren erkennbar, die auf Bänken und Klappstühlen im Freien sitzen, teils Zeitung lesend, vielleicht in einem Park oder Café. Eine Dame mit Sonnenbrille und einem auffällig gemusterten Kleid im unteren Bildteil hebt sich am deutlichsten ab. Diese Feiertagsstimmung bearbeitet Vedova mit teils lasierenden blauen und rötlichen Pinselstrichen sowie kräftigen Akzenten in weiß, zinnoberrot, gelb und schwarz. Die zugrundeliegenden Formstrukturen werden teilweise mit einbezogen: etwa wiederholt und verlängert der Künstler in vertikalen weißen Pinselstrichen die Formen der durchscheinenden Lehne der hellen Parkbank, durch die rötliche Lasur wird der besagten Dame ein Teint verliehen. Insgesamt zeigt der Malduktus ein interessantes Gefüge spontan gesetzter Flecken, Striche und runden Formen, die, vor allem aus räumlicher Distanz betrachtet, äußerst suggestiv wirken. Die Gegenständlichkeit wird hier im Werk selbst aufgebrochen und in ein abstraktes Malerisches überführt. Lit.: Rorro, Angelandreina / Barbuto, Alessandra (Hrsg.): "Emilio Vedova. 1919–2006". Mailand 2007.
Ränder etwas ungerade geschnitten. Technikbedingt leicht wellig. Unscheinbare Abplatzungen und Lockerungen in den weißen Farbschichten.
23 x 9,8 cm, Unters. 28,5 x 21,8 cm, Ra. 53,5 x 43,5 cm.

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Auktion:
Datum:
28.03.2020
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