Étude pour "Portrait d'Hélène Anavi"
Lot: 291 Balthus 1908 Paris - 2001 Rossinière/Schweiz Étude pour "Portrait d'Hélène Anavi". 1952. Bleistiftzeichnung, gewischt. Monnier/Clair D 687. Auf festem Velin von Arches (mit Wasserzeichen), auf festes Japan aufgelegt. 75 x 53,5 cm (29,5 x 21 in), Blattgröße. Vorstudie für das Ölgemälde "Portrait d'Hélène Anavi" aus demselben Jahr (Monnier/Clair P 214). PROVENIENZ: Privatbesitz (2003 von der Familie Balthus erworben). Privatsammlung Süddeutschland. Balthazar Klossowski de Rola, genannt Balthus, wird 1908 in Paris als Sohn des Malers und Kunstschriftstellers Erich Klossowski de Rola geboren. 1914 zieht die Familie nach Berlin, von wo aus die Mutter nach der Trennung von ihrem Mann mit ihren beiden Söhnen Balthazar und Pierre schließlich in die Schweiz übersiedelt. Berlin, Paris und die Schweiz sollen für Balthus sein Leben lang Heimat bleiben. Entschlossen Maler zu werden, zeichnet und kopiert der sechzehnjährige Balthus in Paris nach den alten Meistern des Louvre. 1925 unternimmt er eine Italienreise und besucht Florenz, Arezzo und Siena, wo er die Arbeiten Masaccios und Piero della Francescas kennenlernt, die für sein weiteres künstlerisches Schaffen prägend sein sollen. Jene magische Entrücktheit, wie sie für die Fresken des Quattrocento charakteristisch ist, wird auch zum entscheidenden Charakteristikum für Balthus' Schaffen. Balthus' Arbeiten der 1930er Jahre zeigen Einflüsse der Impressionisten und der Nabis. 1934 werden seine Arbeiten in einer ersten Einzelausstellung in der Galerie Pierre in Paris präsentiert. Balthus selbst bezeichnet seinen figurativen Malstil als "zeitlosen Realimus". Beharrlich hält er auch in den Jahrzehnten des Kubismus und Konstruktivismus an der Gegenständlichkeit fest und bleibt somit in der zeitgenössischen Pariser Kunstszene ein Außenseiter. In den 1940er Jahren findet Balthus schließlich zu seinem wichtigsten und für sein künstlerisches uvre prägenden Bildthema, der erotisierten Darstellung halbwüchsiger Mädchen. Den Kindfrauen hat Balthus das Hauptaugenmerk in seinem umfangreichen Schaffen gewidmet. Erotische Laszivität mischt sich hier mit einer jungfräulichen Naivität auf eine fast beklemmende Weise. Balthus' Figuren haben fast alle eine unbestimmte Erwartungshaltung, die in Sehnsucht gepaart mit sexueller Neugier gekleidet ist. Scheinbar ist in unserer Zeichnung die erotische Komponente ausgespart, kennt man jedoch Balthus, wird sie gerade in der Unberührtheit manifest. Die verträumte Hingabe der Dargestellten in dieser Zeichnung steht im bewussten Gegensatz zum Zeitgeist des Existenzialismus ihrer Entstehung. Und so ist es kaum überraschend, dass das ausgeführte Gemälde eine erwachsene Frau zeigt, deren strenge Züge nichts von der verträumten Weichheit unserer Vorstudie ahnen lassen. Hélène Anavi besaß eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken des Surrealismus und der Nachkriegszeit, die 1984 in London versteigert wurde. Balthus' narrative Malerei ist gekennzeichnet durch eine genaue Beobachtung des Gegenstandes, sie verarbeitet Einflüsse des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit und ist doch keiner der figürlichen Stilrichtungen desselben Jahrhunderts zuzuordnen. 1961 übernimmt er die Leitung der französischen Akademie in Rom, die er bis 1976 inne hat. 1991 erhält der Künstler für sein Lebenswerk den Praemium Imperiale. Balthus stirbt 2001 in der Schweiz. 2007 wird sein Werk im Museum Ludwig, Köln, mit einer ersten großen Einzelausstellung in Deutschland geehrt. [KD]. In guter Erhaltung. Mit schwacher horizontaler Knickspur, geglättet. Minimal unregelmäßig gebräunt. Mit vereinzelten geringfügigen Bereibungsspuren. EUR: 18.000 - 24.000 REGEL(7%) US$: 24.552 - 32.736
Étude pour "Portrait d'Hélène Anavi"
Lot: 291 Balthus 1908 Paris - 2001 Rossinière/Schweiz Étude pour "Portrait d'Hélène Anavi". 1952. Bleistiftzeichnung, gewischt. Monnier/Clair D 687. Auf festem Velin von Arches (mit Wasserzeichen), auf festes Japan aufgelegt. 75 x 53,5 cm (29,5 x 21 in), Blattgröße. Vorstudie für das Ölgemälde "Portrait d'Hélène Anavi" aus demselben Jahr (Monnier/Clair P 214). PROVENIENZ: Privatbesitz (2003 von der Familie Balthus erworben). Privatsammlung Süddeutschland. Balthazar Klossowski de Rola, genannt Balthus, wird 1908 in Paris als Sohn des Malers und Kunstschriftstellers Erich Klossowski de Rola geboren. 1914 zieht die Familie nach Berlin, von wo aus die Mutter nach der Trennung von ihrem Mann mit ihren beiden Söhnen Balthazar und Pierre schließlich in die Schweiz übersiedelt. Berlin, Paris und die Schweiz sollen für Balthus sein Leben lang Heimat bleiben. Entschlossen Maler zu werden, zeichnet und kopiert der sechzehnjährige Balthus in Paris nach den alten Meistern des Louvre. 1925 unternimmt er eine Italienreise und besucht Florenz, Arezzo und Siena, wo er die Arbeiten Masaccios und Piero della Francescas kennenlernt, die für sein weiteres künstlerisches Schaffen prägend sein sollen. Jene magische Entrücktheit, wie sie für die Fresken des Quattrocento charakteristisch ist, wird auch zum entscheidenden Charakteristikum für Balthus' Schaffen. Balthus' Arbeiten der 1930er Jahre zeigen Einflüsse der Impressionisten und der Nabis. 1934 werden seine Arbeiten in einer ersten Einzelausstellung in der Galerie Pierre in Paris präsentiert. Balthus selbst bezeichnet seinen figurativen Malstil als "zeitlosen Realimus". Beharrlich hält er auch in den Jahrzehnten des Kubismus und Konstruktivismus an der Gegenständlichkeit fest und bleibt somit in der zeitgenössischen Pariser Kunstszene ein Außenseiter. In den 1940er Jahren findet Balthus schließlich zu seinem wichtigsten und für sein künstlerisches uvre prägenden Bildthema, der erotisierten Darstellung halbwüchsiger Mädchen. Den Kindfrauen hat Balthus das Hauptaugenmerk in seinem umfangreichen Schaffen gewidmet. Erotische Laszivität mischt sich hier mit einer jungfräulichen Naivität auf eine fast beklemmende Weise. Balthus' Figuren haben fast alle eine unbestimmte Erwartungshaltung, die in Sehnsucht gepaart mit sexueller Neugier gekleidet ist. Scheinbar ist in unserer Zeichnung die erotische Komponente ausgespart, kennt man jedoch Balthus, wird sie gerade in der Unberührtheit manifest. Die verträumte Hingabe der Dargestellten in dieser Zeichnung steht im bewussten Gegensatz zum Zeitgeist des Existenzialismus ihrer Entstehung. Und so ist es kaum überraschend, dass das ausgeführte Gemälde eine erwachsene Frau zeigt, deren strenge Züge nichts von der verträumten Weichheit unserer Vorstudie ahnen lassen. Hélène Anavi besaß eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken des Surrealismus und der Nachkriegszeit, die 1984 in London versteigert wurde. Balthus' narrative Malerei ist gekennzeichnet durch eine genaue Beobachtung des Gegenstandes, sie verarbeitet Einflüsse des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit und ist doch keiner der figürlichen Stilrichtungen desselben Jahrhunderts zuzuordnen. 1961 übernimmt er die Leitung der französischen Akademie in Rom, die er bis 1976 inne hat. 1991 erhält der Künstler für sein Lebenswerk den Praemium Imperiale. Balthus stirbt 2001 in der Schweiz. 2007 wird sein Werk im Museum Ludwig, Köln, mit einer ersten großen Einzelausstellung in Deutschland geehrt. [KD]. In guter Erhaltung. Mit schwacher horizontaler Knickspur, geglättet. Minimal unregelmäßig gebräunt. Mit vereinzelten geringfügigen Bereibungsspuren. EUR: 18.000 - 24.000 REGEL(7%) US$: 24.552 - 32.736
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