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Auktionsarchiv: Los-Nr. 10

Förster-Nietzsche, Elisabeth

Auktion 21 – 19.-21. Mai
19.05.2022 - 21.05.2022
Schätzpreis
9.000 €
ca. 9.414 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 10

Förster-Nietzsche, Elisabeth

Auktion 21 – 19.-21. Mai
19.05.2022 - 21.05.2022
Schätzpreis
9.000 €
ca. 9.414 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

35 Schreiben. 29 Diktatbriefe von Sekretärinnenhand mit eigenhändiger Unterschrift, davon 26 mit eigenhändiger Grußformel, 7 mit zusätzlicher eigenhändiger Nachschrift, ferner 3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift und 3 eigenhändige Postkarten (2 Vordrucke), davon 2 mit Unterschrift. Mit einer Ausnahme Weimar, 1908-1935. 112 S., die Briefe meist auf Doppelblättern mit gedrucktem Kopf des Nietzsche-Archivs (25) oder dem persönlichen der Schreiberin (6), ein langer Diktatbrief aus Breitbrunn ohne Kopf. Ca. 23 x 15 cm. Die adresssierten Briefumschläge zu 17 Schreiben erhalten.
Freundschaftliche Brieffolge an die heute vergessene, von Förster-Nietzsche aber hochgeschätzte Malerin Gertrud Overhof geb. Mögling (25) und ihren Gatten, den Theologen und Dichter Otto Overhof (9), eine der Postkarten an beide. Die Gegenbriefe sind im Nietzsche-Archiv Weimar erhalten (Signaturen GSA 72/BW 4008 und 4010). Danach setzte der Kontakt zwischen den beiden Frauen 1906 ein. Erstes hier erhaltenes Zeugnis ist eine eigenhändige Postkarte vom 16.09.1908 an Gertrud, deren Lebensdaten für uns nicht zu ermitteln sind. Förster-Nietzsche bedankt sich für “Ihre köstlichen Studien aus Röcken” (dem Geburtsort der Nietzsche-Geschwister) und sucht sich ein Blatt als Geschenk aus. Overhofs (verheiratet 1905) lebten seit 1906 in Berlin, Otto (Wanne-Eickel 1880-1957 Rom) nach Aufgabe des Pfarrerberufes als Lehrer und Schriftsteller (vgl. Brümmer und Kosch). Am 18.02.1911 hat Förster- Nietzsche Overhofs autobiographischen Erstling ‘Du und ich’ “mit wärmster Anteilnahme gelesen und mich ausgezeichneter Einzelheiten erfreut”. Overhofs Interesse an Rom wird erwähnt, er zählte dann zu den Gästen, die Kaiser Wilhelm II. in die ihm durch Ernst von Mendelssohn 1907 übereignete Villa Falconieri in Frascati einlud. – Am 08.02.1914 dankt ihm Förster-Nietzsche aus Breitbrunn “in meiner winterlichen Einsamkeit” für “Ihr, mir so sympathisches Buch … mit seinen zarten und feinen Gedanken und schönen Schilderungen mit Rührung … wenn ich auch daran auszusetzen hätte, daß diese wundervolle, hoch und feinsinnige Heldin nicht freiwillig aus dem Leben scheiden sollte” (wohl der Roman ‘Liebe um Liebe’, 1913). Ferner ausführlich zu einer Erinnerungstafel, die Overhof in einem angeblich von Nietzsche bewohnten Zimmer in Turin anbringen möchte. Sie rät angesichts der “fantastischen Italiener” ab: “In Ruta und Rapallo habe ich völligen Unsinn gehört und in Ruta ist eine Erinnerungstafel mit ganz falschen Daten – mein Bruder war im Herbst 1886 in Ruta gewesen und die Tafel spricht von zwei Aufenthalten im Jahr 1890-91 wo mein armer Bruder schon längst im Norden als Geistig-Gelähmter weilte … Haben Sie mit dem ehemaligen Wirt meines Bruders in Turin gesprochen? Von dem habe ich noch verhältnismäßig richtige Aussagen der ersten Zeit nach der Katastrophe”. – Otto Overhof scheint den ersten Weltkrieg an der Front verbracht zu haben, Gertrud lebt 1915-19 im Sanatorium Inner-Arosa, Tübingen und Herrenchiemsee. Eine Arbeit aus Graubünden ruft Förster-Nietzsche “alle die Stunden der Trauer und der Erinnerung zurück, die ich dort verlebt habe, und es tut mir wohl, daß gerade von der Hand einer so treuen Nietzsche Verehrerin dies Bild gemalt worden ist” (27.05.1915). Am 12.08.1919 beklagt Förster-Nietzsche, daß “Deutschland jetzt ein gar zu unglückliches Land (ist), in eine widerwärtige Barbarei zurückgesunken, mit elenden Lügnern u. Schwätzern in der uns führenden Regierung und mit dem Verlust aller deutschen Tugenden im Volk”. Ihr nächster Brief geht am 5.6.1920 an Overhofs neue Adresse: Villa Aldobrandini, Frascati. Anläßlich der “20. Wiederkehr des Todestages meines teuren Bruders … möchten wir nun gerne einige Stipendien austeilen, an solche Gelehrte und Künstler, die im Krieg gewesen sind, und dachten da auch an Ihren lieben Mann”. In einem beiliegenden eigenhändigen Schreiben teilt der Weimarer Oberbürgermeister und Stiftungsvorsitzende (Adalbert) Oehler am 2.8.1920 die Gewährung dieses Stipendiums in Höhe von 1500 Mark mit. – Förster- Nietzsche beklagt in den folgenden Briefen die Inflation, “gerade auch für Schriftsteller und Künstler ist es jetzt furchtbar schwer”, trägt jedoch eigenhändig im Rand nach: “Aber das Nietzsche-Archiv leidet noch keine Noth!”(9.12.1920). Am 7.12.1921 berichtet sie ausführlich von ihrem 75. Geburtstag, zu dem sie von der Universität Jena den Ehrendoktor erhielt. Im September 1922 geht “im Archiv alles trotz der entsetzlichen Gegenwart gut vorwärts, was ich als ein wahres Wunder betrachte. Das Interesse für die Werke meines Bruders

Auktionsarchiv: Los-Nr. 10
Auktion:
Datum:
19.05.2022 - 21.05.2022
Auktionshaus:
NOSBÜSCH & STUCKE GmbH
Fasanenstraße 28
Auktionen Berlin
10719 Berlin
Deutschland
auktion@nosbuesch-stucke.berlin
+49 (0)30 88922090
+49 (0)30 8892209199
Beschreibung:

35 Schreiben. 29 Diktatbriefe von Sekretärinnenhand mit eigenhändiger Unterschrift, davon 26 mit eigenhändiger Grußformel, 7 mit zusätzlicher eigenhändiger Nachschrift, ferner 3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift und 3 eigenhändige Postkarten (2 Vordrucke), davon 2 mit Unterschrift. Mit einer Ausnahme Weimar, 1908-1935. 112 S., die Briefe meist auf Doppelblättern mit gedrucktem Kopf des Nietzsche-Archivs (25) oder dem persönlichen der Schreiberin (6), ein langer Diktatbrief aus Breitbrunn ohne Kopf. Ca. 23 x 15 cm. Die adresssierten Briefumschläge zu 17 Schreiben erhalten.
Freundschaftliche Brieffolge an die heute vergessene, von Förster-Nietzsche aber hochgeschätzte Malerin Gertrud Overhof geb. Mögling (25) und ihren Gatten, den Theologen und Dichter Otto Overhof (9), eine der Postkarten an beide. Die Gegenbriefe sind im Nietzsche-Archiv Weimar erhalten (Signaturen GSA 72/BW 4008 und 4010). Danach setzte der Kontakt zwischen den beiden Frauen 1906 ein. Erstes hier erhaltenes Zeugnis ist eine eigenhändige Postkarte vom 16.09.1908 an Gertrud, deren Lebensdaten für uns nicht zu ermitteln sind. Förster-Nietzsche bedankt sich für “Ihre köstlichen Studien aus Röcken” (dem Geburtsort der Nietzsche-Geschwister) und sucht sich ein Blatt als Geschenk aus. Overhofs (verheiratet 1905) lebten seit 1906 in Berlin, Otto (Wanne-Eickel 1880-1957 Rom) nach Aufgabe des Pfarrerberufes als Lehrer und Schriftsteller (vgl. Brümmer und Kosch). Am 18.02.1911 hat Förster- Nietzsche Overhofs autobiographischen Erstling ‘Du und ich’ “mit wärmster Anteilnahme gelesen und mich ausgezeichneter Einzelheiten erfreut”. Overhofs Interesse an Rom wird erwähnt, er zählte dann zu den Gästen, die Kaiser Wilhelm II. in die ihm durch Ernst von Mendelssohn 1907 übereignete Villa Falconieri in Frascati einlud. – Am 08.02.1914 dankt ihm Förster-Nietzsche aus Breitbrunn “in meiner winterlichen Einsamkeit” für “Ihr, mir so sympathisches Buch … mit seinen zarten und feinen Gedanken und schönen Schilderungen mit Rührung … wenn ich auch daran auszusetzen hätte, daß diese wundervolle, hoch und feinsinnige Heldin nicht freiwillig aus dem Leben scheiden sollte” (wohl der Roman ‘Liebe um Liebe’, 1913). Ferner ausführlich zu einer Erinnerungstafel, die Overhof in einem angeblich von Nietzsche bewohnten Zimmer in Turin anbringen möchte. Sie rät angesichts der “fantastischen Italiener” ab: “In Ruta und Rapallo habe ich völligen Unsinn gehört und in Ruta ist eine Erinnerungstafel mit ganz falschen Daten – mein Bruder war im Herbst 1886 in Ruta gewesen und die Tafel spricht von zwei Aufenthalten im Jahr 1890-91 wo mein armer Bruder schon längst im Norden als Geistig-Gelähmter weilte … Haben Sie mit dem ehemaligen Wirt meines Bruders in Turin gesprochen? Von dem habe ich noch verhältnismäßig richtige Aussagen der ersten Zeit nach der Katastrophe”. – Otto Overhof scheint den ersten Weltkrieg an der Front verbracht zu haben, Gertrud lebt 1915-19 im Sanatorium Inner-Arosa, Tübingen und Herrenchiemsee. Eine Arbeit aus Graubünden ruft Förster-Nietzsche “alle die Stunden der Trauer und der Erinnerung zurück, die ich dort verlebt habe, und es tut mir wohl, daß gerade von der Hand einer so treuen Nietzsche Verehrerin dies Bild gemalt worden ist” (27.05.1915). Am 12.08.1919 beklagt Förster-Nietzsche, daß “Deutschland jetzt ein gar zu unglückliches Land (ist), in eine widerwärtige Barbarei zurückgesunken, mit elenden Lügnern u. Schwätzern in der uns führenden Regierung und mit dem Verlust aller deutschen Tugenden im Volk”. Ihr nächster Brief geht am 5.6.1920 an Overhofs neue Adresse: Villa Aldobrandini, Frascati. Anläßlich der “20. Wiederkehr des Todestages meines teuren Bruders … möchten wir nun gerne einige Stipendien austeilen, an solche Gelehrte und Künstler, die im Krieg gewesen sind, und dachten da auch an Ihren lieben Mann”. In einem beiliegenden eigenhändigen Schreiben teilt der Weimarer Oberbürgermeister und Stiftungsvorsitzende (Adalbert) Oehler am 2.8.1920 die Gewährung dieses Stipendiums in Höhe von 1500 Mark mit. – Förster- Nietzsche beklagt in den folgenden Briefen die Inflation, “gerade auch für Schriftsteller und Künstler ist es jetzt furchtbar schwer”, trägt jedoch eigenhändig im Rand nach: “Aber das Nietzsche-Archiv leidet noch keine Noth!”(9.12.1920). Am 7.12.1921 berichtet sie ausführlich von ihrem 75. Geburtstag, zu dem sie von der Universität Jena den Ehrendoktor erhielt. Im September 1922 geht “im Archiv alles trotz der entsetzlichen Gegenwart gut vorwärts, was ich als ein wahres Wunder betrachte. Das Interesse für die Werke meines Bruders

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Datum:
19.05.2022 - 21.05.2022
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