Hartlaub, Geno. "Reisetagebuch Meran-Venedig 1951 zum 14. März 1952". Deutsche Handschrift in blauer Tinte auf Papier. 54 Seiten eng beschriebene Blätter (davon 22 montiert) mit 24, den Titel und den Text umfließenden kolorierten Federzeichnungen der Künstlerin. 24,5 x 16,8 cm. Dunkelblaues geleimtes Feinleinen (minimal abgegriffen, kaum bestoßen). Italien 1951. Umfangreiches eigenhändiges Tagebuch der begabten Schriftstellerin Geno Hartlaub (1915-2007), die auch eine nicht minder geschickte Zeichnerin war, wie es die zahlreichen, überaus reizvollen Illustrationen zeigen, mit denen sie ihre Erlebnisse einer großen Italienreise von 1951 ausschmückt. Die Zeichnungen von derselben Schreibfeder aquarellierte sie mit nuancierten, teils gemischten Tuschfarben. In ihrem Reisetagebuch hält Geno Hartlaub in der Zeit vom 12. bis zum 29. September alle ihre Erlebnisse, Gedanken und Ideen fest, die sie dann literarisch u. a. zu ihrem Roman "Die Tauben von San Marco" (Frankfurt 1953) verarbeitet. Dargestellt sind dem Verlauf der Reise folgend: Ruhrgebiet, Rheinlauf, Bonn, "Abreise frühmorgens nach Bonn. FD-Zug über Bremen ... Gegen Abend nimmt die schwer erträgliche Schwüle ab, Goldstaub über den Bäumen, Silberstiftzeichnung der Bergumrisse. Ich bade im eisenhaltigen Thermalbad im geliehenden Anzug", weiter geht es über Schloss Brühl (mit Zeichnung), zur Max-Ernst-Ausstellung (Zeichnung dreier Bilder von Ernst) "Die altmeisterlich gemalten Bilder, besonders die aus der frühen Periode, haben manchmal etwas Fatales, das Rebusartige überweigt das Traumhafte, Magische, aber es gibt auch darunter Unvergessliches...". Am 14.9.51 notiert sie: "Besuch bei Stefan Andres in seinem neuen Haus in Unkel. Kostspieliger Eigenentwurf, südländisch offen nach dem feuchten Rheinufer hin mit Saal und offenen Bohlendecke im Studio...", "Hinunter nach Linz, rheinischem Musterort mit schönem Altar der Kölner Schule in der Kirche". Am 15.9.51 "Besuch verschiedener Verlage und Radio Frankfurt sowie Büchermesse " ... "Auf der Durchreise in Heidelberg" nach München "zum Bahnhof geleitet, besteigen wir den Rheingoldzug nach Rom" ... "Bayerischer Hof mit lautlosem Komfort. Im Frühstückzimmer falscher zweiter Rokoko- und Spiegelglanz ... Ignaz Günther Ausstellung . In kalkiger Museum-Umgebung wirken die ekstatisch verzückten Heiligen und Engel nicht so überzeugend wie auf Alätren und in Kirchen. Sie gehören in den Zusammenhang des 'Gesamtkunstwerks'". Am 19.9.51 "Gegen Mittag Abreise Richtung Brenner", dann Bozen (mit Zeichnung der Alpenlandschaft und der Arkadengänge der Stadt), Meran (Obermais) mit Beobachtungen der tropischen Vegetation und den Kurkonzerten "Der erste Geiger lässt sein Instument aufseufzen, zerissene Streicher-Klänge in Puccini- und Bajazzo-Motiven. Ältere Ehepaare wiegen die Köpfe versonnen im Takt, eine Dame trommelt mit Herma-Nägeln auf den Tisch". Am 24. und 25.9.51 Weiterreise nach Lana und Oberlana mit Bergwanderungen (Zeichnungen der Schluchten und Wasserfälle, Burgen ), dann endlich am 26.9.51: "Abreise nach Verona . Im Direttissimo von Bozen" (besonders hübsche kolorierte Skizzen der Brücken über die Etsch, Castelvecchio, San Zeno): "Sündhaft teuer gegessen mit Antipasti, die vor Öl triefen". Am 27.9.51 "Früh nach Padua" (mit Zeichnungen der Bars und einem Plakat der "Communista Partito" ), dann Ankunft in Venedig "Der Vaporetto liegt schon bereit, mit viel Lärm und Geschrei wird die Fracht, darunter eine Registrierkasse, verladen" (Ansicht von Mestre, dem Schiff, der Lagune), durch den Canal Grande "Die monotonen niederen Häuserfronten in herrlich aufeinander abgestimmten Kolorit, Patina an den gekalkten Wänden und den einst ostereibunten Behausungen. Eindruck großer, aber geduldiger melancholischer Armut" (Zeichnung der Giudecca, Zattere, Blick von S. Marco zur Dogana und San Giorgio Maggiore). Am 28.9.51 "Nach unwahrscheinlich schönem Frühstück auf der Dachterrasse Daniel - das Wasser der Lagune türkisen mit ganz leichten
Hartlaub, Geno. "Reisetagebuch Meran-Venedig 1951 zum 14. März 1952". Deutsche Handschrift in blauer Tinte auf Papier. 54 Seiten eng beschriebene Blätter (davon 22 montiert) mit 24, den Titel und den Text umfließenden kolorierten Federzeichnungen der Künstlerin. 24,5 x 16,8 cm. Dunkelblaues geleimtes Feinleinen (minimal abgegriffen, kaum bestoßen). Italien 1951. Umfangreiches eigenhändiges Tagebuch der begabten Schriftstellerin Geno Hartlaub (1915-2007), die auch eine nicht minder geschickte Zeichnerin war, wie es die zahlreichen, überaus reizvollen Illustrationen zeigen, mit denen sie ihre Erlebnisse einer großen Italienreise von 1951 ausschmückt. Die Zeichnungen von derselben Schreibfeder aquarellierte sie mit nuancierten, teils gemischten Tuschfarben. In ihrem Reisetagebuch hält Geno Hartlaub in der Zeit vom 12. bis zum 29. September alle ihre Erlebnisse, Gedanken und Ideen fest, die sie dann literarisch u. a. zu ihrem Roman "Die Tauben von San Marco" (Frankfurt 1953) verarbeitet. Dargestellt sind dem Verlauf der Reise folgend: Ruhrgebiet, Rheinlauf, Bonn, "Abreise frühmorgens nach Bonn. FD-Zug über Bremen ... Gegen Abend nimmt die schwer erträgliche Schwüle ab, Goldstaub über den Bäumen, Silberstiftzeichnung der Bergumrisse. Ich bade im eisenhaltigen Thermalbad im geliehenden Anzug", weiter geht es über Schloss Brühl (mit Zeichnung), zur Max-Ernst-Ausstellung (Zeichnung dreier Bilder von Ernst) "Die altmeisterlich gemalten Bilder, besonders die aus der frühen Periode, haben manchmal etwas Fatales, das Rebusartige überweigt das Traumhafte, Magische, aber es gibt auch darunter Unvergessliches...". Am 14.9.51 notiert sie: "Besuch bei Stefan Andres in seinem neuen Haus in Unkel. Kostspieliger Eigenentwurf, südländisch offen nach dem feuchten Rheinufer hin mit Saal und offenen Bohlendecke im Studio...", "Hinunter nach Linz, rheinischem Musterort mit schönem Altar der Kölner Schule in der Kirche". Am 15.9.51 "Besuch verschiedener Verlage und Radio Frankfurt sowie Büchermesse " ... "Auf der Durchreise in Heidelberg" nach München "zum Bahnhof geleitet, besteigen wir den Rheingoldzug nach Rom" ... "Bayerischer Hof mit lautlosem Komfort. Im Frühstückzimmer falscher zweiter Rokoko- und Spiegelglanz ... Ignaz Günther Ausstellung . In kalkiger Museum-Umgebung wirken die ekstatisch verzückten Heiligen und Engel nicht so überzeugend wie auf Alätren und in Kirchen. Sie gehören in den Zusammenhang des 'Gesamtkunstwerks'". Am 19.9.51 "Gegen Mittag Abreise Richtung Brenner", dann Bozen (mit Zeichnung der Alpenlandschaft und der Arkadengänge der Stadt), Meran (Obermais) mit Beobachtungen der tropischen Vegetation und den Kurkonzerten "Der erste Geiger lässt sein Instument aufseufzen, zerissene Streicher-Klänge in Puccini- und Bajazzo-Motiven. Ältere Ehepaare wiegen die Köpfe versonnen im Takt, eine Dame trommelt mit Herma-Nägeln auf den Tisch". Am 24. und 25.9.51 Weiterreise nach Lana und Oberlana mit Bergwanderungen (Zeichnungen der Schluchten und Wasserfälle, Burgen ), dann endlich am 26.9.51: "Abreise nach Verona . Im Direttissimo von Bozen" (besonders hübsche kolorierte Skizzen der Brücken über die Etsch, Castelvecchio, San Zeno): "Sündhaft teuer gegessen mit Antipasti, die vor Öl triefen". Am 27.9.51 "Früh nach Padua" (mit Zeichnungen der Bars und einem Plakat der "Communista Partito" ), dann Ankunft in Venedig "Der Vaporetto liegt schon bereit, mit viel Lärm und Geschrei wird die Fracht, darunter eine Registrierkasse, verladen" (Ansicht von Mestre, dem Schiff, der Lagune), durch den Canal Grande "Die monotonen niederen Häuserfronten in herrlich aufeinander abgestimmten Kolorit, Patina an den gekalkten Wänden und den einst ostereibunten Behausungen. Eindruck großer, aber geduldiger melancholischer Armut" (Zeichnung der Giudecca, Zattere, Blick von S. Marco zur Dogana und San Giorgio Maggiore). Am 28.9.51 "Nach unwahrscheinlich schönem Frühstück auf der Dachterrasse Daniel - das Wasser der Lagune türkisen mit ganz leichten
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