Joseph Anton Koch 1768 Obergibeln – Rom 1839 Das Urteil des Paris Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Hell- und Dunkelbraun und Grün, weiß gehöht auf Bütten, alt montiert. 1793. 51,5 x 68,5 cm. Signiert und datiert unten links.
Provenienz: Privatbesitz, Schweiz Koch verwendete die Sepiazeichnung für seine frei erfundenen historischen Landschaften, bevor er sich um 1793/94 vermehrt Ansichten aus der Schweiz zuwandte. Kurz vorher ist das vorliegende Blatt entstanden, das eine Parklandlandschaft mit dichten Baumbestand zeigt; inmitten ein stiller Wasserlauf, hinter dem sich ein tempelartiger Rundbau erhebt. Das Bauwerk und die klassische Staffage, die vom Urteil des antiken Helden Paris erzählt, sind Reminiszenzen an die Antike und tragen ganz wesentlich zum Eindruck klassischer Gestimmtheit bei. Paris, der Sohn des Troerkönigs Priamus, war als Hirte auf dem Berg Ida aufgewachsen und hatte unter den vom Götterboten Hermes herangeführten Göttinnen Juno, Athena und Venus die Schönste zu ermitteln. Seine Entscheidung für Venus, die ihm dafür beim Raub der Helena half, führte zum Ausbruch des Trojanischen Krieges. Bei dem Blatt, das eine größere, leicht veränderte Variante zu einem gleichzeitig entstandenem Blatt vorstellt (Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1867.47), handelt es sich um die erste Ausformulierung des klassischen Themas; wenig später hat Koch es im Zusammenhang mit seinen Ansichten vom Schmadrichbachfall in „ironischer Verfremdung“ (Christian von Holst) aufgegriffen (Lübeck, Behnhaus/Drägerhaus, Inv. 2000/113 – SH), und um 1796, bereits in Rom, noch einmal (Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 26). Besonders in unserer Landschaft charakterisierte sie Koch als klassisch-antik, wodurch er sie nobilitierte. Das häufige Auftreten des Themas in seiner Frühzeit wird nur vor dem persönlichen Hintergrund Kochs verständlich: Wie Paris frei unter den Göttinnen wählte, entschied Koch aus eigenem Willen, die Carlsschule zu verlassen und sich in das Land der Freiheit zu begeben. Das Blatt ist ein Manifest der persönlichen Emanzipation und Freiheit, das ähnlich wie seine Ansichten von Wasserfällen eine politische Botschaft transportiert, die seine Sympathien für die Ideen der Französischen Revolution ausdrückt: Paris trägt die phrygische Mütze, die auch von Jakobinern als Freiheitssymbol getragen wurde. Kleiner Riss an der Ecke oben links, sonst in altersgemäss gutem Zustand.
Joseph Anton Koch 1768 Obergibeln – Rom 1839 Das Urteil des Paris Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Hell- und Dunkelbraun und Grün, weiß gehöht auf Bütten, alt montiert. 1793. 51,5 x 68,5 cm. Signiert und datiert unten links.
Provenienz: Privatbesitz, Schweiz Koch verwendete die Sepiazeichnung für seine frei erfundenen historischen Landschaften, bevor er sich um 1793/94 vermehrt Ansichten aus der Schweiz zuwandte. Kurz vorher ist das vorliegende Blatt entstanden, das eine Parklandlandschaft mit dichten Baumbestand zeigt; inmitten ein stiller Wasserlauf, hinter dem sich ein tempelartiger Rundbau erhebt. Das Bauwerk und die klassische Staffage, die vom Urteil des antiken Helden Paris erzählt, sind Reminiszenzen an die Antike und tragen ganz wesentlich zum Eindruck klassischer Gestimmtheit bei. Paris, der Sohn des Troerkönigs Priamus, war als Hirte auf dem Berg Ida aufgewachsen und hatte unter den vom Götterboten Hermes herangeführten Göttinnen Juno, Athena und Venus die Schönste zu ermitteln. Seine Entscheidung für Venus, die ihm dafür beim Raub der Helena half, führte zum Ausbruch des Trojanischen Krieges. Bei dem Blatt, das eine größere, leicht veränderte Variante zu einem gleichzeitig entstandenem Blatt vorstellt (Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1867.47), handelt es sich um die erste Ausformulierung des klassischen Themas; wenig später hat Koch es im Zusammenhang mit seinen Ansichten vom Schmadrichbachfall in „ironischer Verfremdung“ (Christian von Holst) aufgegriffen (Lübeck, Behnhaus/Drägerhaus, Inv. 2000/113 – SH), und um 1796, bereits in Rom, noch einmal (Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 26). Besonders in unserer Landschaft charakterisierte sie Koch als klassisch-antik, wodurch er sie nobilitierte. Das häufige Auftreten des Themas in seiner Frühzeit wird nur vor dem persönlichen Hintergrund Kochs verständlich: Wie Paris frei unter den Göttinnen wählte, entschied Koch aus eigenem Willen, die Carlsschule zu verlassen und sich in das Land der Freiheit zu begeben. Das Blatt ist ein Manifest der persönlichen Emanzipation und Freiheit, das ähnlich wie seine Ansichten von Wasserfällen eine politische Botschaft transportiert, die seine Sympathien für die Ideen der Französischen Revolution ausdrückt: Paris trägt die phrygische Mütze, die auch von Jakobinern als Freiheitssymbol getragen wurde. Kleiner Riss an der Ecke oben links, sonst in altersgemäss gutem Zustand.
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