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Auktionsarchiv: Los-Nr. 18

Lyonel Feininger - Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler with linear smokestack and three axial tender). Dazu: Die Konstruktionszeichnung, Zug im Profil

Schätzpreis
18.000 € - 22.000 €
ca. 19.541 $ - 23.884 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 18

Lyonel Feininger - Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler with linear smokestack and three axial tender). Dazu: Die Konstruktionszeichnung, Zug im Profil

Schätzpreis
18.000 € - 22.000 €
ca. 19.541 $ - 23.884 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Lyonel Feininger
Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler with linear smokestack and three axial tender). Dazu: Die Konstruktionszeichnung, Zug im Profil
Um 1913/1914
Zweiteilige Holzskulptur, vom Künstler farbig gefasst. 5,5, x 19,8 x 3,4 cm.
Tuschfederzeichnung, aquarelliert, auf Büttenpapier. 8,5 x 33,2 cm. - Unter je einem Teil der Holzlok mit nummeriertem Textilaufkleber "68.1018a" und "68.1018b" versehen. - Skulptur: Tadellos erhalten. Zeichnung: Farbfrisch. Mit schwachen Griffknicken, die Seitenränder minimal gebräunt. Die oberen Ecken mit Reißnagellöchern.Mit drei Modelllokomotiven, einer Modelleisenbahn und sechs dazugehörigen Konstruktionszeichnungen kommt ein im Kunsthandel äußerst seltenes Ensemble von Werken Lyonel Feiningers zum Aufruf. Es handelt sich um die wenigen erhaltenen, um 1913 gebauten Prototypen von Holzeisenbahnen, die der Münchner Spielzeugfabrikant Otto Löwenstein in Feiningers Auftrag produzieren sollte. Obwohl Feininger schon das Patent für seine „Blockeisenbahn“ angemeldet hatte, die Produktion vorbereitet und selbst die Kartonverpackung entworfen war, musste die industrielle Fertigung gestoppt werden, weil im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
Feininger war seit Kindertagen fasziniert von Eisenbahnen und der mit ihnen verbundenen Dynamik. In seinen frühen Jahren in New York erlebte er den Rausch der in seinem Geburtsjahr eröffneten Grand Central Station, den Bau der Hochbahn über der Second Avenue und die Konstruktion der Brooklyn Bridge. Als Inbegriff moderner Ingenieursleistungen war er aber vor allem von den großen Dampflokomotiven begeistert: „Häufig stand ich“, schrieb er in einem autobiografischen Bericht, „auf einer der langen Fußgängerbrücken an der 4th Avenue, die über die Gleise der New York Central Railway herüberführen, und sah den ankommenden und abfahrenden Zügen zu.“ (zit. nach Martin Faass, Eine Phantasiewelt parallel zur Kunst Lyonel Feiningers Spielzeug, in: Jahrbuch des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Bd. 20, 2001, S. 116). Mit großem Interesse für alles Technische entwickelte Feininger schon in den USA eine Begeisterung für altertümliche Dampflokomotiven, die er immer wieder zeichnete, zuweilen malte und auch selbst aus Holz nachbaute.
Nachdem er für seine drei Söhne schon Häuser, Kirchen, Stadttore und Figuren geschnitzt hatte, entwickelte er um 1913 Prototypen für Modelleisenbahnen für die Spielzeugindustrie. Noch vor dem künstlerischen Durchbruch hoffte Feininger sich auf diese Weise eine weitere Einnahmequelle zu verschaffen. Wie Martin Faass ausführt, erfand er den Typus der „Blockeisenbahn“, einer Holzbahn ohne Räder und Gleise, die mit ihrer glatten Unterseite einfach über den Boden gezogen wurde. Im Vorfeld zeichnete er mit großem Vergnügen detailgenaue Konstruktionszeichnungen von historischen Lokomotiven mit ihren Tendern und Passagierwaggons. Als Vorbild dienten ihm die von Robert Stephenson in England gebaute „Adler“ und die amerikanische „Pacific“. Die Bauteile für die Prototypen ließ er von einem befreundeten Tischler anfertigen; er selbst setzte die Bestandteile zusammen und bemalte sie. (vgl. Faass, ebenda, S. 116). Dabei handelte es sich stets um historische Eisenbahnen, denn anders als bei den Futuristen ging Feiningers Technikaffinität nicht mit einer Fortschrittsgläubigkeit einher. Und doch erweist er sich als ein in der Materie versierter Fachmann, der in den Konstruktionszeichnungen, etwa der des „Amerikanischen Personen-D-Wagens „1915“, größte technische Genauigkeit an den Tag legte. Wie er am 26. Mai 1913 an seine Frau Julia schreibt, war er mit großer Begeisterung bei der Sache: „Ich bin ganz feste bei den Modellen und baue ganz raffinierte Sachen und ganz sorgfältig durchdacht in allen Stücken […]. Ich bin in dieser Arbeit wieder einmal der frohe Boy von 15 Jahren, und jetzt hats einen Zweck obendrein.“ (zit. nach T. Lux Feininger Die Stadt am Ende der Welt, München 1965, S. 28). Mit Blick auf die geplante Produktion sah er auch den Nutzen dieser Entwürfe: „Und doch mit frohem Unterbewusstsein, etwas wie ein Werk zu tun, welches bald vor Hunderttausenden sichtbar und wirklich erfreulich sein wird – nicht wie ‚lumpige Ölbilder‘.“ (zit. nach T. Lux Feininger ebenda, S. 30).
Mit einer Herkunft aus dem Besitz des ältesten Sohnes Andreas Feininger oder aus der Sammlung des Museumsmannes und Freundes Alois J. Schardt haben die Werke auch hervorragende Provenienzen. Seit 1926 als Direktor am Städtischen Museum in Halle tätig, vermittelte Schardt Feininger den ersten wichtigen Auftrag zur Anfertigung einer Serie von Gemälden der Marktkirche in Halle (1929-1931).ZertifikatMit jeweils einer Foto-Expertise von Achim Moeller, New York, Managing Director des Lyonel Feininger Project LLC, New York, vom 10. April 2024 und 6. März 2024.
Die Skulptur ist registriert unter No. 1920-04-10-24.
Die Zeichnung ist registriert unter No. 1906-03-24.ProvenienzSkulptur: Aus dem Nachlass des Künstlers, Andreas Feininger New York; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA.
Zeichnung: Als Geschenk an Alois Schardt, Los Angeles; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA

Auktionsarchiv: Los-Nr. 18
Auktion:
Datum:
04.06.2024
Auktionshaus:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Deutschland
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
Beschreibung:

Lyonel Feininger
Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler with linear smokestack and three axial tender). Dazu: Die Konstruktionszeichnung, Zug im Profil
Um 1913/1914
Zweiteilige Holzskulptur, vom Künstler farbig gefasst. 5,5, x 19,8 x 3,4 cm.
Tuschfederzeichnung, aquarelliert, auf Büttenpapier. 8,5 x 33,2 cm. - Unter je einem Teil der Holzlok mit nummeriertem Textilaufkleber "68.1018a" und "68.1018b" versehen. - Skulptur: Tadellos erhalten. Zeichnung: Farbfrisch. Mit schwachen Griffknicken, die Seitenränder minimal gebräunt. Die oberen Ecken mit Reißnagellöchern.Mit drei Modelllokomotiven, einer Modelleisenbahn und sechs dazugehörigen Konstruktionszeichnungen kommt ein im Kunsthandel äußerst seltenes Ensemble von Werken Lyonel Feiningers zum Aufruf. Es handelt sich um die wenigen erhaltenen, um 1913 gebauten Prototypen von Holzeisenbahnen, die der Münchner Spielzeugfabrikant Otto Löwenstein in Feiningers Auftrag produzieren sollte. Obwohl Feininger schon das Patent für seine „Blockeisenbahn“ angemeldet hatte, die Produktion vorbereitet und selbst die Kartonverpackung entworfen war, musste die industrielle Fertigung gestoppt werden, weil im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
Feininger war seit Kindertagen fasziniert von Eisenbahnen und der mit ihnen verbundenen Dynamik. In seinen frühen Jahren in New York erlebte er den Rausch der in seinem Geburtsjahr eröffneten Grand Central Station, den Bau der Hochbahn über der Second Avenue und die Konstruktion der Brooklyn Bridge. Als Inbegriff moderner Ingenieursleistungen war er aber vor allem von den großen Dampflokomotiven begeistert: „Häufig stand ich“, schrieb er in einem autobiografischen Bericht, „auf einer der langen Fußgängerbrücken an der 4th Avenue, die über die Gleise der New York Central Railway herüberführen, und sah den ankommenden und abfahrenden Zügen zu.“ (zit. nach Martin Faass, Eine Phantasiewelt parallel zur Kunst Lyonel Feiningers Spielzeug, in: Jahrbuch des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Bd. 20, 2001, S. 116). Mit großem Interesse für alles Technische entwickelte Feininger schon in den USA eine Begeisterung für altertümliche Dampflokomotiven, die er immer wieder zeichnete, zuweilen malte und auch selbst aus Holz nachbaute.
Nachdem er für seine drei Söhne schon Häuser, Kirchen, Stadttore und Figuren geschnitzt hatte, entwickelte er um 1913 Prototypen für Modelleisenbahnen für die Spielzeugindustrie. Noch vor dem künstlerischen Durchbruch hoffte Feininger sich auf diese Weise eine weitere Einnahmequelle zu verschaffen. Wie Martin Faass ausführt, erfand er den Typus der „Blockeisenbahn“, einer Holzbahn ohne Räder und Gleise, die mit ihrer glatten Unterseite einfach über den Boden gezogen wurde. Im Vorfeld zeichnete er mit großem Vergnügen detailgenaue Konstruktionszeichnungen von historischen Lokomotiven mit ihren Tendern und Passagierwaggons. Als Vorbild dienten ihm die von Robert Stephenson in England gebaute „Adler“ und die amerikanische „Pacific“. Die Bauteile für die Prototypen ließ er von einem befreundeten Tischler anfertigen; er selbst setzte die Bestandteile zusammen und bemalte sie. (vgl. Faass, ebenda, S. 116). Dabei handelte es sich stets um historische Eisenbahnen, denn anders als bei den Futuristen ging Feiningers Technikaffinität nicht mit einer Fortschrittsgläubigkeit einher. Und doch erweist er sich als ein in der Materie versierter Fachmann, der in den Konstruktionszeichnungen, etwa der des „Amerikanischen Personen-D-Wagens „1915“, größte technische Genauigkeit an den Tag legte. Wie er am 26. Mai 1913 an seine Frau Julia schreibt, war er mit großer Begeisterung bei der Sache: „Ich bin ganz feste bei den Modellen und baue ganz raffinierte Sachen und ganz sorgfältig durchdacht in allen Stücken […]. Ich bin in dieser Arbeit wieder einmal der frohe Boy von 15 Jahren, und jetzt hats einen Zweck obendrein.“ (zit. nach T. Lux Feininger Die Stadt am Ende der Welt, München 1965, S. 28). Mit Blick auf die geplante Produktion sah er auch den Nutzen dieser Entwürfe: „Und doch mit frohem Unterbewusstsein, etwas wie ein Werk zu tun, welches bald vor Hunderttausenden sichtbar und wirklich erfreulich sein wird – nicht wie ‚lumpige Ölbilder‘.“ (zit. nach T. Lux Feininger ebenda, S. 30).
Mit einer Herkunft aus dem Besitz des ältesten Sohnes Andreas Feininger oder aus der Sammlung des Museumsmannes und Freundes Alois J. Schardt haben die Werke auch hervorragende Provenienzen. Seit 1926 als Direktor am Städtischen Museum in Halle tätig, vermittelte Schardt Feininger den ersten wichtigen Auftrag zur Anfertigung einer Serie von Gemälden der Marktkirche in Halle (1929-1931).ZertifikatMit jeweils einer Foto-Expertise von Achim Moeller, New York, Managing Director des Lyonel Feininger Project LLC, New York, vom 10. April 2024 und 6. März 2024.
Die Skulptur ist registriert unter No. 1920-04-10-24.
Die Zeichnung ist registriert unter No. 1906-03-24.ProvenienzSkulptur: Aus dem Nachlass des Künstlers, Andreas Feininger New York; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA.
Zeichnung: Als Geschenk an Alois Schardt, Los Angeles; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA

Auktionsarchiv: Los-Nr. 18
Auktion:
Datum:
04.06.2024
Auktionshaus:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Deutschland
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
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