(Mailand 1625–1696 Venedig) Sine Cerere et Baccho friget Venus, Öl auf Leinwand, 145 x 178 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Giusti del Giardino, Verona; Weitergabe im Erbgang; Europäische Privatsammlung; dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Fabrizio Magani, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Das vorliegende Werk ist eine Feier der Jahreszeiten, die von der den Ährenkranz des Sommers tragenden Ceres und dem den Wein des Herbstes hochhaltenden Bacchus verkörpert werden. Der mit Ziegenhörnern ausgestattete Satyr rechts scheint Bacchus eher bei der Weinernte zu helfen und nicht der schlafenden Venus nachzuspionieren. Berauscht schlummern Venus und (der von dem Cherub der Sixtinischen Madonna Raffaels in der Gemäldegalerie Dresden inspirierte) Cupido zwischen kostbaren Gussmetallvasen und Geschirr. Die Komposition des Gemäldes verrät den Einfluss von Giorgiones Schlummernder Venus in Dresden und vor allem die Prägung durch Cervellis Lehrer Pietro Liberi (1605–1687). In der für Liberi kennzeichnenden profanen Bewunderung für das Nackte bricht sich hier ein naturgetreuer Naturalismus Bahn. Ein der Römischen Schule geschuldeter Gefühlsexpressionismus verbindet sich in diesem Bild mit Ehrfurcht vor dem venezianischen Klassizismus und besonders den Gemälden Tizians und Veroneses sowie mit Erinnerungen an Michelangelo und Correggio, die alle ein übergreifender chromatischer Akkord eint. Spätestens in den frühen 1660er-Jahren hatte Cervelli ein vorwiegend weltliches Repertoire mythologischer und allegorischer Themen entwickelt, in dem eine unverstellte Freude an Sinnlichkeit und technischer Verfeinerung den Ton angibt. Das vorliegende Gemälde, das wohl zu den letzten Werken Federico Cervellis gehört, weist alle Markenzeichen des Künstlers auf: zerbrechliche weibliche Physiognomien, elegante Zeichnung, kompositorisches Geschick in der Darstellung abgerundeter Figuren und vor allem in der Wiedergabe von Köpfen, Händen und Füßen sowie einen sensiblen und ausgewogenen Einsatz der Helldunkeltechnik bei den Fleischtönen. Die Figur der Venus ist plastisch und durchscheinend zugleich: In seiner expliziten Schilderung weiblicher Nacktheit führt Cervelli den Triumph des Kults der Schönheit zur Vollendung. Sine Cerere et Baccho friget Venus lässt sich mit anderen Werken Federico Cervellis vergleichen, so etwa mit Venus, Ceres und Bacchus, Bacchus und Ariadne – die sich beide in Privatsammlungen in der Emilia befinden (siehe A. Pasian, Federico Cervelli „pittore di buona macchia“, in: Arte Veneta, 68, 2012, S. 116, Abb. 2, 3) –, dem großformatigen Gemälde Die Theologischen Tugenden vor Maria, das sich in der Chiesa della Salute, Este (bei Padua) erhalten hat, sowie Venus findet die Leiche des Adonis im Palazzo Conti in Padua. Künstler der zweiten Generation des 17. Jahrhunderts ahmten die Malweise Federico Cervellis nach. Nicht von geringer Bedeutung ist daher, dass man diesem Maler milanesischen Ursprungs entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung Sebastiano Riccis einräumt. Anton Maria Zanetti schreibt in seiner Descrizione di tutte le pubbliche pitture della città di Venezia (1733) Folgendes über Cervelli: „Ottiene anch’egli in questi tempi chiaro nome, per una certa buona macchia, e fluido modo di maneggiare il pennello“ [„Auch er macht sich durch seine besonders gekonnte und flüssige Handhabung des Pinsels in dieser Epoche einen Namen“]. Auktion: Alte Meister Datum: 30.04.2019 - 17:00 Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019
(Mailand 1625–1696 Venedig) Sine Cerere et Baccho friget Venus, Öl auf Leinwand, 145 x 178 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Giusti del Giardino, Verona; Weitergabe im Erbgang; Europäische Privatsammlung; dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Fabrizio Magani, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Das vorliegende Werk ist eine Feier der Jahreszeiten, die von der den Ährenkranz des Sommers tragenden Ceres und dem den Wein des Herbstes hochhaltenden Bacchus verkörpert werden. Der mit Ziegenhörnern ausgestattete Satyr rechts scheint Bacchus eher bei der Weinernte zu helfen und nicht der schlafenden Venus nachzuspionieren. Berauscht schlummern Venus und (der von dem Cherub der Sixtinischen Madonna Raffaels in der Gemäldegalerie Dresden inspirierte) Cupido zwischen kostbaren Gussmetallvasen und Geschirr. Die Komposition des Gemäldes verrät den Einfluss von Giorgiones Schlummernder Venus in Dresden und vor allem die Prägung durch Cervellis Lehrer Pietro Liberi (1605–1687). In der für Liberi kennzeichnenden profanen Bewunderung für das Nackte bricht sich hier ein naturgetreuer Naturalismus Bahn. Ein der Römischen Schule geschuldeter Gefühlsexpressionismus verbindet sich in diesem Bild mit Ehrfurcht vor dem venezianischen Klassizismus und besonders den Gemälden Tizians und Veroneses sowie mit Erinnerungen an Michelangelo und Correggio, die alle ein übergreifender chromatischer Akkord eint. Spätestens in den frühen 1660er-Jahren hatte Cervelli ein vorwiegend weltliches Repertoire mythologischer und allegorischer Themen entwickelt, in dem eine unverstellte Freude an Sinnlichkeit und technischer Verfeinerung den Ton angibt. Das vorliegende Gemälde, das wohl zu den letzten Werken Federico Cervellis gehört, weist alle Markenzeichen des Künstlers auf: zerbrechliche weibliche Physiognomien, elegante Zeichnung, kompositorisches Geschick in der Darstellung abgerundeter Figuren und vor allem in der Wiedergabe von Köpfen, Händen und Füßen sowie einen sensiblen und ausgewogenen Einsatz der Helldunkeltechnik bei den Fleischtönen. Die Figur der Venus ist plastisch und durchscheinend zugleich: In seiner expliziten Schilderung weiblicher Nacktheit führt Cervelli den Triumph des Kults der Schönheit zur Vollendung. Sine Cerere et Baccho friget Venus lässt sich mit anderen Werken Federico Cervellis vergleichen, so etwa mit Venus, Ceres und Bacchus, Bacchus und Ariadne – die sich beide in Privatsammlungen in der Emilia befinden (siehe A. Pasian, Federico Cervelli „pittore di buona macchia“, in: Arte Veneta, 68, 2012, S. 116, Abb. 2, 3) –, dem großformatigen Gemälde Die Theologischen Tugenden vor Maria, das sich in der Chiesa della Salute, Este (bei Padua) erhalten hat, sowie Venus findet die Leiche des Adonis im Palazzo Conti in Padua. Künstler der zweiten Generation des 17. Jahrhunderts ahmten die Malweise Federico Cervellis nach. Nicht von geringer Bedeutung ist daher, dass man diesem Maler milanesischen Ursprungs entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung Sebastiano Riccis einräumt. Anton Maria Zanetti schreibt in seiner Descrizione di tutte le pubbliche pitture della città di Venezia (1733) Folgendes über Cervelli: „Ottiene anch’egli in questi tempi chiaro nome, per una certa buona macchia, e fluido modo di maneggiare il pennello“ [„Auch er macht sich durch seine besonders gekonnte und flüssige Handhabung des Pinsels in dieser Epoche einen Namen“]. Auktion: Alte Meister Datum: 30.04.2019 - 17:00 Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019
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