Meister der Dosenköpfe Mars? Um 1530/40 Nussholz geschnitzt Durchmesser 21,6 cm Diese hochqualitative Schnitzarbeit stellt einen behelmten, martialischen Männerkopf im strengen Profil dar. Vermutlich handelt es sich hier um Mars, den Gott des Krieges. Zahlreiche antike römische Münzen weisen ähnliche Darstellungen des behelmten Marskopfes auf (vgl. Goldmünze aus Etrurien, British Museum R.7125). Charakteristisch für das frühe 16. Jahrhundert wäre allerdings auch dessen Interpretation als fantastisches Portrait eines Adeligen mit vollem Spitzbart. Lediglich der lange Schnurrbart als markantes Merkmal ist in Dreiviertelansicht gezeigt. Der mit Voluten und Akanthusblättern verzierte Helm hat ein hochgeklapptes Visier, das in einer Blume endet. Das Schnitzwerk wurde wohl vom sogenannten „Meister der Dosenköpfe“ in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen. Über diesen mysteriösen Bildschnitzer ist nicht viel bekannt, lediglich die ihm zugeschriebenen Werke stehen repräsentativ für sein bedeutendes schnitzerisches Talent. Sehr verwandt ist diese Reliefdarstellung mit jener eines Kentauren mit Helm und kunstvoll geschnitztem Spitzbart im Kunsthistorisches Museum Wien (Kunstkammer, 3878). Die Ausarbeitung mit glatt-polierten Oberflächenpartien und fein eingearbeiteten Details ist typisch für den Meister mit diesem Notnamen. Ähnlichkeiten bestehen ebenso zu Werken des Bildschnitzers und Medailleurs Hans Daucher (Ulm 1486 – 1538 Stuttgart). Besonders seine Medaillen mit Profilportraits sind dem hier gezeigten Werk ähnlich, nämlich im strengen Profil und in der markanten Gesichtsphysiognomie. Jedoch ist dieses Schnitzwerk in der Oberflächenmodellierung viel feiner ausgeführt, wobei die prominenten Gesichtspartien mit weit geöffnetem Auge im entschlossenen Gesichtsausdruck erhärtet sind. Weitere Vergleiche bieten Werke von Hans Kels dem Älteren (Kaufbeuren c. 1480 – 1559 Kaufbeuren), ebenfalls einem Bildschnitzer und Medailleur. Er fertigte manieristische kleinformatige Reliefkunst an, die im profanen Bereich verortet werden kann. Ein berühmtes Beispiel ist das Brettspiel für den „Langen Puff“ von 1537 (Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer, 3419), wobei er möglicherweise in werkstattähnlicher Aufteilung mit seinen Söhnen Hans Kels dem Jüngeren und Veit Kels zusammenarbeitete. Das hier vorgestellte, spielerisch-virtuos geschnitzte Relief kann in dieser Miniaturkunstströmung der Frührenaissance verortet werden. Literatur: Thomas Eser, Hans Daucher Augsburger Kleinplastik der Renaissance, München/Berlin 1996. Theodor Hampe, Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance – II. Zur Genealogie der Künstlerfamilie Kels, in: Germanisches Nationalmuseum (Hrsg.), Festschrift für Gustav von Bezold Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg 1918/1919, 42-49.
Meister der Dosenköpfe Mars? Um 1530/40 Nussholz geschnitzt Durchmesser 21,6 cm Diese hochqualitative Schnitzarbeit stellt einen behelmten, martialischen Männerkopf im strengen Profil dar. Vermutlich handelt es sich hier um Mars, den Gott des Krieges. Zahlreiche antike römische Münzen weisen ähnliche Darstellungen des behelmten Marskopfes auf (vgl. Goldmünze aus Etrurien, British Museum R.7125). Charakteristisch für das frühe 16. Jahrhundert wäre allerdings auch dessen Interpretation als fantastisches Portrait eines Adeligen mit vollem Spitzbart. Lediglich der lange Schnurrbart als markantes Merkmal ist in Dreiviertelansicht gezeigt. Der mit Voluten und Akanthusblättern verzierte Helm hat ein hochgeklapptes Visier, das in einer Blume endet. Das Schnitzwerk wurde wohl vom sogenannten „Meister der Dosenköpfe“ in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen. Über diesen mysteriösen Bildschnitzer ist nicht viel bekannt, lediglich die ihm zugeschriebenen Werke stehen repräsentativ für sein bedeutendes schnitzerisches Talent. Sehr verwandt ist diese Reliefdarstellung mit jener eines Kentauren mit Helm und kunstvoll geschnitztem Spitzbart im Kunsthistorisches Museum Wien (Kunstkammer, 3878). Die Ausarbeitung mit glatt-polierten Oberflächenpartien und fein eingearbeiteten Details ist typisch für den Meister mit diesem Notnamen. Ähnlichkeiten bestehen ebenso zu Werken des Bildschnitzers und Medailleurs Hans Daucher (Ulm 1486 – 1538 Stuttgart). Besonders seine Medaillen mit Profilportraits sind dem hier gezeigten Werk ähnlich, nämlich im strengen Profil und in der markanten Gesichtsphysiognomie. Jedoch ist dieses Schnitzwerk in der Oberflächenmodellierung viel feiner ausgeführt, wobei die prominenten Gesichtspartien mit weit geöffnetem Auge im entschlossenen Gesichtsausdruck erhärtet sind. Weitere Vergleiche bieten Werke von Hans Kels dem Älteren (Kaufbeuren c. 1480 – 1559 Kaufbeuren), ebenfalls einem Bildschnitzer und Medailleur. Er fertigte manieristische kleinformatige Reliefkunst an, die im profanen Bereich verortet werden kann. Ein berühmtes Beispiel ist das Brettspiel für den „Langen Puff“ von 1537 (Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer, 3419), wobei er möglicherweise in werkstattähnlicher Aufteilung mit seinen Söhnen Hans Kels dem Jüngeren und Veit Kels zusammenarbeitete. Das hier vorgestellte, spielerisch-virtuos geschnitzte Relief kann in dieser Miniaturkunstströmung der Frührenaissance verortet werden. Literatur: Thomas Eser, Hans Daucher Augsburger Kleinplastik der Renaissance, München/Berlin 1996. Theodor Hampe, Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance – II. Zur Genealogie der Künstlerfamilie Kels, in: Germanisches Nationalmuseum (Hrsg.), Festschrift für Gustav von Bezold Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg 1918/1919, 42-49.
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