Drei Blatt Aktstudien: Sitzender Jüngling mit Stab, stehender Jüngling mit Muschel und sitzende Frau mit Stab. Je Bleistift auf Velin. Je ca. 44 x 29,4 cm. Alle unten links undeutlich monogrammiert, bezeichnet "Rom" und datiert "21/1 1821", "23/1 1821" und "20/2 1821". Der in Wien gegründete Lukasbund um Friedrich Overbeck, Franz Pforr Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger übersiedelt 1810 nach Rom, zunächst in die Villa Malta, kurz darauf in das aufgelassene Kloster S. Isidoro. Schnell folgen ihnen zahlreiche weitere junge Maler aus Deutschland und Österreich: 1811 Josef Wintergerst und Christian Xeller mit seinem Freund Peter von Cornelius der bald neben Overbeck anerkannten Autorität. 1812 kommt Johannes Veit 1815 sein Bruder Philipp, 1814 Johann Scheffer von Leonhardshoff 1816 Karl Philipp Fohr und Franz Horny, Theodor Rehbenitz und Johann Anton Ramboux 1817 Johann David Passavant 1818 Julius Schnorr von Carolsfeld und Friedrich Olivier Auch wenn nicht alle im Kloster wohnen, so trifft man sich regelmäßig im dortigen Refektorium zum gemeinsamen, ‚Akademie‘ genannten Aktzeichnen. Die Gruppe löst sich 1820 auf und verlässt S. Isidoro, aber die Tradition des gemeinsamen Aktzeichnens wird im selben Jahr von den Malerfreunden Julius Schnorr von Carolsfeld Friedrich Olivier und Theodor Rehbenitz fortgeführt, welche seit 1819 im Gebäude der Preußischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl im Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol, wohnen. „Im Unterschied zum Akt-Zeichnen nach erwachsenen Berufsmodellen an den Akademien […] zeichneten die ‚kapitolinischen‘ Nazarener um Schnorr bei den regelmäßigen Abend-Akt-Sitzungen nach unprofessionellen jugendlichen Modellen, die ihrem Schönheitssinn und deren natürliche und schlichte Haltung auch ihrem Ideal eines unverbildeten, reinen Menschentums entsprachen (Hinrich Sieveking, in: Julius Schnorr von Carolsfeld Zeichnungen , Ausst. Kat. Mainz und München 1995, S. 68). In einem Brief an Johann Gottlob von Quandt schreibt Schnorr am 21. September 1820 begeistert:“ […] doch habe ich einige Akte gezeichnet, die Ihnen Vergnügen machen würden, weil sie besonders von der Art sind, wie man sie zu zeichnen in Deutschland nicht leicht Gelegenheit hat.“ ( Briefe aus Italien von Julius Schnorr von Carolsfeld geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und der Kunstbestrebungen seiner Zeit , Gotha 1886, S. 364). Während man an den deutschen Akademien in klassizistischer Manier mit Kreiden auf rauhem gerippten Tonpapier zeichnete, bevorzugten die Nazarener das Zeichnen auf glattem weißem Velinpapier mit dem Bleistift, der nicht hart und spitz genug sein konnte (Sieveking, op.cit.). Die vorliegenden Zeichnungen, ebenfalls auf dem typischen Velin, sind eine hochinteressante Ergänzung zu den bis dato bekannten Blättern dieser Aktsitzungen. Der auf einem Podest mit Kissen sitzende, stabhaltende Jüngling mit rechts gesenkter Schulter findet sich wieder auf einer berühmten Schnorr-Zeichnung in Münchner Privatbesitz ( Julius Schnorr von Carolsfeld Zeichnungen , Ausst. Kat. Mainz und München 1995, Kat. Nr.16). Diese zeigt ihn von schräg rechts hinten, den linken Fuß ebenfalls auf einem halbrunden Steinsockel abgestellt. Sie ist verso eigenhändig von Schnorr mit „Gioachino“ bezeichnet und hat nahezu identische Maße wie das vorliegende Blatt. Eine weitere Aktstudie des Jungen in derselben Sitzung, etwas frontaler gesehen als in der hier angebotenen Arbeit, hat sich von Theodor Rehbenitz erhalten (Telse Wolf-Timm: Theodor Rehbenitz 1791-1861. Persönlichkeit und Werk mit kritischem Werkkatalog , Kiel 1991, S. 361, Kat. Nr. 819). An diesen beiden Blättern und den hier neu vorgestellten Zeichnungen lässt sich gut nachvollziehen wie die Künstler um das Modell herum saßen. Der weibliche seitliche Rückenakt ist ebenfalls in leicht variierten Ansichten von Rehbenitz und von Schnorr überliefert (Wolf-Timm, op.cit. Kat. Nr. 817). Dass es sich bei dem Gegenstand, den
Drei Blatt Aktstudien: Sitzender Jüngling mit Stab, stehender Jüngling mit Muschel und sitzende Frau mit Stab. Je Bleistift auf Velin. Je ca. 44 x 29,4 cm. Alle unten links undeutlich monogrammiert, bezeichnet "Rom" und datiert "21/1 1821", "23/1 1821" und "20/2 1821". Der in Wien gegründete Lukasbund um Friedrich Overbeck, Franz Pforr Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger übersiedelt 1810 nach Rom, zunächst in die Villa Malta, kurz darauf in das aufgelassene Kloster S. Isidoro. Schnell folgen ihnen zahlreiche weitere junge Maler aus Deutschland und Österreich: 1811 Josef Wintergerst und Christian Xeller mit seinem Freund Peter von Cornelius der bald neben Overbeck anerkannten Autorität. 1812 kommt Johannes Veit 1815 sein Bruder Philipp, 1814 Johann Scheffer von Leonhardshoff 1816 Karl Philipp Fohr und Franz Horny, Theodor Rehbenitz und Johann Anton Ramboux 1817 Johann David Passavant 1818 Julius Schnorr von Carolsfeld und Friedrich Olivier Auch wenn nicht alle im Kloster wohnen, so trifft man sich regelmäßig im dortigen Refektorium zum gemeinsamen, ‚Akademie‘ genannten Aktzeichnen. Die Gruppe löst sich 1820 auf und verlässt S. Isidoro, aber die Tradition des gemeinsamen Aktzeichnens wird im selben Jahr von den Malerfreunden Julius Schnorr von Carolsfeld Friedrich Olivier und Theodor Rehbenitz fortgeführt, welche seit 1819 im Gebäude der Preußischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl im Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol, wohnen. „Im Unterschied zum Akt-Zeichnen nach erwachsenen Berufsmodellen an den Akademien […] zeichneten die ‚kapitolinischen‘ Nazarener um Schnorr bei den regelmäßigen Abend-Akt-Sitzungen nach unprofessionellen jugendlichen Modellen, die ihrem Schönheitssinn und deren natürliche und schlichte Haltung auch ihrem Ideal eines unverbildeten, reinen Menschentums entsprachen (Hinrich Sieveking, in: Julius Schnorr von Carolsfeld Zeichnungen , Ausst. Kat. Mainz und München 1995, S. 68). In einem Brief an Johann Gottlob von Quandt schreibt Schnorr am 21. September 1820 begeistert:“ […] doch habe ich einige Akte gezeichnet, die Ihnen Vergnügen machen würden, weil sie besonders von der Art sind, wie man sie zu zeichnen in Deutschland nicht leicht Gelegenheit hat.“ ( Briefe aus Italien von Julius Schnorr von Carolsfeld geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und der Kunstbestrebungen seiner Zeit , Gotha 1886, S. 364). Während man an den deutschen Akademien in klassizistischer Manier mit Kreiden auf rauhem gerippten Tonpapier zeichnete, bevorzugten die Nazarener das Zeichnen auf glattem weißem Velinpapier mit dem Bleistift, der nicht hart und spitz genug sein konnte (Sieveking, op.cit.). Die vorliegenden Zeichnungen, ebenfalls auf dem typischen Velin, sind eine hochinteressante Ergänzung zu den bis dato bekannten Blättern dieser Aktsitzungen. Der auf einem Podest mit Kissen sitzende, stabhaltende Jüngling mit rechts gesenkter Schulter findet sich wieder auf einer berühmten Schnorr-Zeichnung in Münchner Privatbesitz ( Julius Schnorr von Carolsfeld Zeichnungen , Ausst. Kat. Mainz und München 1995, Kat. Nr.16). Diese zeigt ihn von schräg rechts hinten, den linken Fuß ebenfalls auf einem halbrunden Steinsockel abgestellt. Sie ist verso eigenhändig von Schnorr mit „Gioachino“ bezeichnet und hat nahezu identische Maße wie das vorliegende Blatt. Eine weitere Aktstudie des Jungen in derselben Sitzung, etwas frontaler gesehen als in der hier angebotenen Arbeit, hat sich von Theodor Rehbenitz erhalten (Telse Wolf-Timm: Theodor Rehbenitz 1791-1861. Persönlichkeit und Werk mit kritischem Werkkatalog , Kiel 1991, S. 361, Kat. Nr. 819). An diesen beiden Blättern und den hier neu vorgestellten Zeichnungen lässt sich gut nachvollziehen wie die Künstler um das Modell herum saßen. Der weibliche seitliche Rückenakt ist ebenfalls in leicht variierten Ansichten von Rehbenitz und von Schnorr überliefert (Wolf-Timm, op.cit. Kat. Nr. 817). Dass es sich bei dem Gegenstand, den
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