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Auktionsarchiv: Los-Nr. 639

Ovale Terrine aus dem Vestunen-Service für König Friedrich II.

Schätzpreis
2.000 € - 3.000 €
ca. 2.157 $ - 3.235 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 639

Ovale Terrine aus dem Vestunen-Service für König Friedrich II.

Schätzpreis
2.000 € - 3.000 €
ca. 2.157 $ - 3.235 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Ovale Terrine aus dem Vestunen-Service für König Friedrich II.
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor. Modell Französisches Dessin. Auf vier Tatzenfüßen und Rocaillenbeinen, zwei fein staffierte Maskarons als Handhaben. Passender, aber nicht zugehöriger Deckel Modell Marseille mit Rosenblütenknäufen. Blaumarke Schwerter. Glasurberieb an den Nasenspitzen, minimale Chips am Rosenknauf, ein kleiner Ast restauriert. H 26,5, B ca. 33 cm.
Meissen, 1763, das Modell von Johann Joachim Kaendler.Nach dem Friedensschluss von Hubertusburg zwischen dem preußischen, österreichischen und sächsischen Königshaus im Februar 1763, war der Siebenjährige Krieg endgültig beendet und man blickte friedlicheren Zeiten entgegen. Anlässlich des wiedergewonnenen Friedens beauftragte Friedrich II. noch im November des gleichen Jahres die Meißener Manufaktur mit einem der wohl umfangreichsten und persönlichsten Service mit rund 60 Gedecken und üppigem figürlichem Tafelschmuck. In dem von Samuel Wittwer publizierten Arbeitsbericht Kaendlers vom 11. November 1763 heißt es: "Erstlich verlangen Ihro Konigl. Majt. eine ganz neuen Taffel Service mit Antiquen hangenden Vestunen, welche an d'amours Köpfgen angeknüpfet und flach erhaben seyn, worzu Ihro Königl. Majt. eine eigenhändige Zeichnung gegeben; [...] Die Mahlerey soll aus schönen Blumen, als Rosen, Mohn-blumen, Nelcken, Hyacinte, Pappeln, Tulipanen, Monstrosen, in specie auch mit aus schönen Auriculn wohl angebracht bestehen, wobey Ihro Königl. Majth. gnädigst angeordnet, daß niemahls auf einem Teller oder Schüßel mehr als nur 2 Blumen gemahlet, und solchergestalt proportinierlich und mit Überlegung angebracht werden sollen, daß die couleuren nicht einander zuwieder fallen. Auch ist befohlen worden, daß dieser Servis der Vestunen Servis genannt werden soll." (a.a.O., S. 68 f.) Der Name des Services ist durch diese Schriftquelle Geschichte geworden. Das Wort Vestunen = Festons bezeichnet die Blumengirlanden, die die Gefäße und Teller zieren, und deren Ausformung als aufwändigster Arbeitsschritt der Produktion bezeichnet werden kann.
Es sind nur sehr wenige Teile aus dem Service bekannt. So besitzt das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum eine Terrine und eine Bratenschale, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zwei Wärmeglocken und den von Kaendler detailliert beschriebenen Tafelaufsatz. Im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden sich zwei der Dessert- oder Fruchtkörbe aus ehemaligem Hohenzollernbesitz sowie ein unbemalter flacher Teller. In der Dresdener Porzellansammlung gibt es einen von ursprünglich 240 flachen Speisetellern. Im Münchner Residenzmuseum hat sich das fünfteilige Mittelstück des figürlichen Tafelschmucks zum Vestunen-Service erhalten, der König wollte es undekoriert. Vor dem Zweiten Weltkrieg besaß das Potsdamer Stadtmuseum eine der 20 Wärmeglocken, sie gilt als Kriegsverlust.
Wir danken Herrn Dag Nabrdalik für den Textbeitrag.LiteraturhinweiseDie ausführliche Geschichte des Services bei Wittwer, "hat der König von Preußen die schleunige Verfertigung verschiedener Bestellungen ernstlich begehret" - Friedrich der Große und das Meißener Porzellan, in: Keramos 208/2010, S. 67 - 74, Abb. 61, die Terrine mit dem zugehörigen Deckel aber falscher Bemalung in der Sammlung Uměleckoprůmyslové museum Prag.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 639
Auktion:
Datum:
15.05.2024
Auktionshaus:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Deutschland
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
Beschreibung:

Ovale Terrine aus dem Vestunen-Service für König Friedrich II.
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor. Modell Französisches Dessin. Auf vier Tatzenfüßen und Rocaillenbeinen, zwei fein staffierte Maskarons als Handhaben. Passender, aber nicht zugehöriger Deckel Modell Marseille mit Rosenblütenknäufen. Blaumarke Schwerter. Glasurberieb an den Nasenspitzen, minimale Chips am Rosenknauf, ein kleiner Ast restauriert. H 26,5, B ca. 33 cm.
Meissen, 1763, das Modell von Johann Joachim Kaendler.Nach dem Friedensschluss von Hubertusburg zwischen dem preußischen, österreichischen und sächsischen Königshaus im Februar 1763, war der Siebenjährige Krieg endgültig beendet und man blickte friedlicheren Zeiten entgegen. Anlässlich des wiedergewonnenen Friedens beauftragte Friedrich II. noch im November des gleichen Jahres die Meißener Manufaktur mit einem der wohl umfangreichsten und persönlichsten Service mit rund 60 Gedecken und üppigem figürlichem Tafelschmuck. In dem von Samuel Wittwer publizierten Arbeitsbericht Kaendlers vom 11. November 1763 heißt es: "Erstlich verlangen Ihro Konigl. Majt. eine ganz neuen Taffel Service mit Antiquen hangenden Vestunen, welche an d'amours Köpfgen angeknüpfet und flach erhaben seyn, worzu Ihro Königl. Majt. eine eigenhändige Zeichnung gegeben; [...] Die Mahlerey soll aus schönen Blumen, als Rosen, Mohn-blumen, Nelcken, Hyacinte, Pappeln, Tulipanen, Monstrosen, in specie auch mit aus schönen Auriculn wohl angebracht bestehen, wobey Ihro Königl. Majth. gnädigst angeordnet, daß niemahls auf einem Teller oder Schüßel mehr als nur 2 Blumen gemahlet, und solchergestalt proportinierlich und mit Überlegung angebracht werden sollen, daß die couleuren nicht einander zuwieder fallen. Auch ist befohlen worden, daß dieser Servis der Vestunen Servis genannt werden soll." (a.a.O., S. 68 f.) Der Name des Services ist durch diese Schriftquelle Geschichte geworden. Das Wort Vestunen = Festons bezeichnet die Blumengirlanden, die die Gefäße und Teller zieren, und deren Ausformung als aufwändigster Arbeitsschritt der Produktion bezeichnet werden kann.
Es sind nur sehr wenige Teile aus dem Service bekannt. So besitzt das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum eine Terrine und eine Bratenschale, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zwei Wärmeglocken und den von Kaendler detailliert beschriebenen Tafelaufsatz. Im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden sich zwei der Dessert- oder Fruchtkörbe aus ehemaligem Hohenzollernbesitz sowie ein unbemalter flacher Teller. In der Dresdener Porzellansammlung gibt es einen von ursprünglich 240 flachen Speisetellern. Im Münchner Residenzmuseum hat sich das fünfteilige Mittelstück des figürlichen Tafelschmucks zum Vestunen-Service erhalten, der König wollte es undekoriert. Vor dem Zweiten Weltkrieg besaß das Potsdamer Stadtmuseum eine der 20 Wärmeglocken, sie gilt als Kriegsverlust.
Wir danken Herrn Dag Nabrdalik für den Textbeitrag.LiteraturhinweiseDie ausführliche Geschichte des Services bei Wittwer, "hat der König von Preußen die schleunige Verfertigung verschiedener Bestellungen ernstlich begehret" - Friedrich der Große und das Meißener Porzellan, in: Keramos 208/2010, S. 67 - 74, Abb. 61, die Terrine mit dem zugehörigen Deckel aber falscher Bemalung in der Sammlung Uměleckoprůmyslové museum Prag.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 639
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Datum:
15.05.2024
Auktionshaus:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
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