PAUL CÉZANNE (1839 Aix-en-Provence 1906) Bol, boîte à lait et bouteille. 1879-80. Öl auf Leinwand. 15,7 x 20 cm. Provenienz: - Dr. Franz Meyer, Zürich. - Privatsammlung Zürich, direkt von obigem erworben. Ausstellung: Zürich 1943, Ausländische Kunst in Zürich, Kunsthaus Zürich, 25. Juli - 26. September 1943, Nr. 541 (als "Tasse mit Krug", Leihgabe Dr. Franz Meyer; verso mit Etikett). Literatur: Feilchenfeldt, Walter/Warman, Jayne/Nash, David: The Paintings of Paul Cézanne An Online Catalogue Raisonné (www.cezannecatalogue.com), Nr. 677. Die Monate von April 1879 bis März 1880 verbringt Paul Cézanne zusammen mit seiner Frau Marie-Hortense Fiquet und dem gemeinsamen Sohn Paul in Melun, einer kleinen, an der Seine gelegenen Stadt nahe dem Wald von Fontainbleau. Durch den extrem kalten Winter gezwungen im Haus zu bleiben, wendet sich Cézanne dem Stillleben zu und schafft in wenigen Monaten rund 20 Gemälde. Die neue Ausdrucksmöglichkeit, die Cézanne im Vorjahr während seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Plein-Air Malerei in L’Estaque vorangetrieben hat, entwickelt er nun im Stillleben weiter. Diese Serie, wozu auch das zur Auktion kommende Werk zählt, gehört zu einer der wichtigsten Phasen in Cézannes Entwicklung. So schreibt Eilza Rathbone: "Diese Werke gipfeln in einem Jahrzehnt aussergewöhnlicher Entwicklung und Veränderung in seinem Werk und markieren einen kritischen Wendepunkt für Cézanne - den Übergang vom Impressionismus zum reifen Stil seiner späteren Jahre. (…) In dieser Gemäldeserie legte Cézanne mit großer Überlegung den Grundstein für sein zukünftiges Werk und ordnete die gleichen wenigen Elemente neu an, um Variationen zu einem Thema zu erforschen" (übersetzt aus: Impressionist Still Life, exh. cat., Phillips Collection, Washington, D.C., 2001, S. 118). Viele der Stillleben, die Cézanne im Winter 1879-80 malt, weisen denselben, für den Künstler charakteristischen, blaugrauen Hintergrund auf, oft mit einer Blattmuster-Tapete geziert. Gegenstände oder Früchte stehen auf einem Holztisch. "Bol, boîte à lait et bouteille" muss eines der ersten Werke dieser Serie gewesen sein. Weist es doch noch kein Tapetenmuster auf, wird bereits der blaugraue Hintergrund sowie der braune Ton des Holzuntergrundes, gleich wie bei den anderen Werken, aus einem engen Geflecht von regelmässigen, diagonalen Pinselstrichen wiedergegeben. Ausserdem verwendet Cézanne immer wieder dieselben Gegenstände für seine Stillleben. Die weisse, floral bemalte Schale, der Krug daneben und die Karaffe im Hintergrund, welche zu dritt das Zentrum unseres Stilllebens bilden, tauchen in späteren Werken dieser Serie sowie in einem Aquarell Cézannes wieder auf. Teilweise nimmt Cézanne nur ein Objekt in ein anderes Bild mit, teils kombiniert er die Gegenstände und fügt etwas anderes hinzu. Klar ist, dass die Position der jeweiligen Objekte ganz und gar nicht willkürlich entsteht, vielmehr drapiert Cézanne leidenschaftlich gerne und setzt seine Vasen, Krüge und Früchte bewusst in Szene, genau so, wie er sie haben möchte. Die perspektivischen Verschiebungen, die Cézannes weiteres Werk entscheidend prägen werden, manifestieren sich bereits in unserem Stillleben. Während man die bemalte, helle Schale von vorn sieht, schaut man in den deutlich höheren Krug auf der linken Seite des Bildes von oben hinein. In diesem Detail sowie in der allgemein leicht gegen links kippenden Komposition ist Cézannes Loslösung von herkömmlichen Darstellungen bereits etabliert. Vor allem seine Maltechnik, seine Bildfindungen und seine Experimente mit der Bildperspektive faszinierten na
PAUL CÉZANNE (1839 Aix-en-Provence 1906) Bol, boîte à lait et bouteille. 1879-80. Öl auf Leinwand. 15,7 x 20 cm. Provenienz: - Dr. Franz Meyer, Zürich. - Privatsammlung Zürich, direkt von obigem erworben. Ausstellung: Zürich 1943, Ausländische Kunst in Zürich, Kunsthaus Zürich, 25. Juli - 26. September 1943, Nr. 541 (als "Tasse mit Krug", Leihgabe Dr. Franz Meyer; verso mit Etikett). Literatur: Feilchenfeldt, Walter/Warman, Jayne/Nash, David: The Paintings of Paul Cézanne An Online Catalogue Raisonné (www.cezannecatalogue.com), Nr. 677. Die Monate von April 1879 bis März 1880 verbringt Paul Cézanne zusammen mit seiner Frau Marie-Hortense Fiquet und dem gemeinsamen Sohn Paul in Melun, einer kleinen, an der Seine gelegenen Stadt nahe dem Wald von Fontainbleau. Durch den extrem kalten Winter gezwungen im Haus zu bleiben, wendet sich Cézanne dem Stillleben zu und schafft in wenigen Monaten rund 20 Gemälde. Die neue Ausdrucksmöglichkeit, die Cézanne im Vorjahr während seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Plein-Air Malerei in L’Estaque vorangetrieben hat, entwickelt er nun im Stillleben weiter. Diese Serie, wozu auch das zur Auktion kommende Werk zählt, gehört zu einer der wichtigsten Phasen in Cézannes Entwicklung. So schreibt Eilza Rathbone: "Diese Werke gipfeln in einem Jahrzehnt aussergewöhnlicher Entwicklung und Veränderung in seinem Werk und markieren einen kritischen Wendepunkt für Cézanne - den Übergang vom Impressionismus zum reifen Stil seiner späteren Jahre. (…) In dieser Gemäldeserie legte Cézanne mit großer Überlegung den Grundstein für sein zukünftiges Werk und ordnete die gleichen wenigen Elemente neu an, um Variationen zu einem Thema zu erforschen" (übersetzt aus: Impressionist Still Life, exh. cat., Phillips Collection, Washington, D.C., 2001, S. 118). Viele der Stillleben, die Cézanne im Winter 1879-80 malt, weisen denselben, für den Künstler charakteristischen, blaugrauen Hintergrund auf, oft mit einer Blattmuster-Tapete geziert. Gegenstände oder Früchte stehen auf einem Holztisch. "Bol, boîte à lait et bouteille" muss eines der ersten Werke dieser Serie gewesen sein. Weist es doch noch kein Tapetenmuster auf, wird bereits der blaugraue Hintergrund sowie der braune Ton des Holzuntergrundes, gleich wie bei den anderen Werken, aus einem engen Geflecht von regelmässigen, diagonalen Pinselstrichen wiedergegeben. Ausserdem verwendet Cézanne immer wieder dieselben Gegenstände für seine Stillleben. Die weisse, floral bemalte Schale, der Krug daneben und die Karaffe im Hintergrund, welche zu dritt das Zentrum unseres Stilllebens bilden, tauchen in späteren Werken dieser Serie sowie in einem Aquarell Cézannes wieder auf. Teilweise nimmt Cézanne nur ein Objekt in ein anderes Bild mit, teils kombiniert er die Gegenstände und fügt etwas anderes hinzu. Klar ist, dass die Position der jeweiligen Objekte ganz und gar nicht willkürlich entsteht, vielmehr drapiert Cézanne leidenschaftlich gerne und setzt seine Vasen, Krüge und Früchte bewusst in Szene, genau so, wie er sie haben möchte. Die perspektivischen Verschiebungen, die Cézannes weiteres Werk entscheidend prägen werden, manifestieren sich bereits in unserem Stillleben. Während man die bemalte, helle Schale von vorn sieht, schaut man in den deutlich höheren Krug auf der linken Seite des Bildes von oben hinein. In diesem Detail sowie in der allgemein leicht gegen links kippenden Komposition ist Cézannes Loslösung von herkömmlichen Darstellungen bereits etabliert. Vor allem seine Maltechnik, seine Bildfindungen und seine Experimente mit der Bildperspektive faszinierten na
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