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Auktionsarchiv: Los-Nr. 150

JAHN, O.

Auktion 70
02.05.2018 - 04.05.2018
Schätzpreis
800 €
ca. 956 $
Zuschlagspreis:
440 €
ca. 526 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 150

JAHN, O.

Auktion 70
02.05.2018 - 04.05.2018
Schätzpreis
800 €
ca. 956 $
Zuschlagspreis:
440 €
ca. 526 $
Beschreibung:

Philologe, Archäologe und Musikwissenschaftler (1813-1869). E. Brief mit U. Dat. Wien, 27. 11. 1852. 2 3/4 Seiten. – Doppelblatt. (7)
Resümee seiner Wiener Forschungen. – In der charakteristischen feinen und miniaturhaft kleinen Schrift des Mozart-Biographen Otto Jahn abgefaßter Brief mit umfangreichen Ausführungen über seine Wiener musikwissenschaftlichen Studien (vgl. die vorherige Losnummer). Jahn schickte diesen Brief an den befreundeten Leipziger Verleger Hermann Härtel (ohne Anrede am Anfang, Härtel wird in der zweiten Zeile angesprochen), kurz vor seiner für den 29. November geplanten Abreise aus Wien, "Paß und Fahrbillet schon in der Tasche". Der Bericht gibt einen höchst interessanten Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen musikhistorischer Forschung im Wien des mittleren 18. Jahrhunderts. Zwar konnte Jahn in einigen Belangen biographischer Art durch das Befragen von Zeitzeugen keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn erreichen, doch gelang es ihm, eine Fülle bisher nicht bekannter Quellen auszuwerten und diverse Realien aufzuspüren, insbesondere von Beethoven. Vor allem die zufällige Bekanntschaft mit Streicher – wohl dem Klavierbauer Johann Baptist Streicher (1796-1871) – sei ihm hilfreich gewesen, er habe durch ihn Zugang zu Beethovens Korrespondenz mit dessen Mutter (Nannette Streicher; 1769-1833) erhalten und sei durch ihn bei der Gräfin Gallenberg eingeführt worden. Die Gräfin, bekannt unter ihrem Mädchennamen Giulietta Guicciardi (1782-1856), war die Widmungsträgerin von Beethovens "Mondscheinsonate" und galt als eine von dessen Geliebten, was Jahn bestätigt zu finden hoffte: "Sie hat mir zwar mancherlei aus ihren Jugenderinnerungen von Beethoven erzählt, aber woran mir hauptsächlich gelegen war, über ihr intimeres Verhältniß zu ihm so viel zu erfahren, daß ich der Wahrheit gemäß und mit Discretion davon hätte sprechen können, das gelang nicht. Sie nahm in ihren Mittheilungen gleich eine so feste Position als bloße Schülerin ein, daß von etwas anderem gar nicht die Rede sein konnte; indeß bin ich von anderer Seite her über diese Sache unterrichtet. Auch der Besuch bei dem Neffen [Beethovens] hat zu keinen positiven Ergebnissen erheblicher Art geführt; indessen ist es mir lieb ihn persönlich zu kennen, da ich leider von ihm reden muß; auch hat er mir versprochen, wenn ich über einzelne Punkte etwa Auskunft wünschte, mir sie nach besten Kräften zu geben." Bei ihm habe er ein "gut gemaltes" Porträt Beethovens in Lebensgröße entdeckt, was sich allerdings für die Sammlung Härtels nicht eignen würde, da hier die rechte Hand vorgestreckt ist und die linke eine Leier hält (das bekannte Gemälde von Willibrord Joseph Mähler). Der Verleger Haslinger habe ihm einige "Beethovensche Reliquien" gezeigt, und er habe Zugang zu einigen Autographen erlangt: "Abschriften ungedruckter, zum großen Theil unbekannter Compositionen bringe ich einen beträchtlichen Stoß mit; darunter manche, die auch historisches Interesse für den Detaillisten haben, aber nicht wenige sehr bedeutende Sachen. Briefe habe ich etwa 350 abgeschrieben, und eine schöne Sammlung einzelner Nachrichten; besonders ist der alte Czerny immer mittheilsamer geworden und hat für mich fast kleine Memoiren niedergeschrieben." Auch Schindler habe ihm seine Hilfe angeboten. Die Forschungen über Mozart und Haydn seien ebenfalls fruchtbar gewesen. "Für Mozart habe ich bei ihm [dem Mozartforscher Aloys Fuchs] eine Menge interessanter Briefe, Notizen, Aufsätze und Schriften gefunden, die er mir alle zur freien Benutzung überlassen hat." Daraus habe er die Überzeugung gewonnen, daß Mozarts erster Biograph Nissen einiges Material, insbesondere in Salzburg, noch nicht ausgewertet habe. "Auch habe ich die Verabredungen getroffen, daß ich die frühen Opern Mozarts, die meines Wissens Niemand studirt und besprochen hat, nach Leipzig geschickt bekomme. Für Haydn ist meine Hauptquelle wieder Artaria gewesen, dessen Gefälligkeit und herzliche Freundlichkeit ich gar nicht genug rühmen kann. Er hat einen Schatz Haydnscher Autographa …, in denen ich wohl eifrig studirt habe, auch hat er mir über 50 Briefe von Haydn aus

Auktionsarchiv: Los-Nr. 150
Auktion:
Datum:
02.05.2018 - 04.05.2018
Auktionshaus:
Zisska & Lacher Buch- und Kunstauktions GmbH & Co.KG
Unterer Anger 15
80331 München
Deutschland
auctions@zisska.de
+49 (0)89 263855
+49 (0)89 269088
Beschreibung:

Philologe, Archäologe und Musikwissenschaftler (1813-1869). E. Brief mit U. Dat. Wien, 27. 11. 1852. 2 3/4 Seiten. – Doppelblatt. (7)
Resümee seiner Wiener Forschungen. – In der charakteristischen feinen und miniaturhaft kleinen Schrift des Mozart-Biographen Otto Jahn abgefaßter Brief mit umfangreichen Ausführungen über seine Wiener musikwissenschaftlichen Studien (vgl. die vorherige Losnummer). Jahn schickte diesen Brief an den befreundeten Leipziger Verleger Hermann Härtel (ohne Anrede am Anfang, Härtel wird in der zweiten Zeile angesprochen), kurz vor seiner für den 29. November geplanten Abreise aus Wien, "Paß und Fahrbillet schon in der Tasche". Der Bericht gibt einen höchst interessanten Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen musikhistorischer Forschung im Wien des mittleren 18. Jahrhunderts. Zwar konnte Jahn in einigen Belangen biographischer Art durch das Befragen von Zeitzeugen keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn erreichen, doch gelang es ihm, eine Fülle bisher nicht bekannter Quellen auszuwerten und diverse Realien aufzuspüren, insbesondere von Beethoven. Vor allem die zufällige Bekanntschaft mit Streicher – wohl dem Klavierbauer Johann Baptist Streicher (1796-1871) – sei ihm hilfreich gewesen, er habe durch ihn Zugang zu Beethovens Korrespondenz mit dessen Mutter (Nannette Streicher; 1769-1833) erhalten und sei durch ihn bei der Gräfin Gallenberg eingeführt worden. Die Gräfin, bekannt unter ihrem Mädchennamen Giulietta Guicciardi (1782-1856), war die Widmungsträgerin von Beethovens "Mondscheinsonate" und galt als eine von dessen Geliebten, was Jahn bestätigt zu finden hoffte: "Sie hat mir zwar mancherlei aus ihren Jugenderinnerungen von Beethoven erzählt, aber woran mir hauptsächlich gelegen war, über ihr intimeres Verhältniß zu ihm so viel zu erfahren, daß ich der Wahrheit gemäß und mit Discretion davon hätte sprechen können, das gelang nicht. Sie nahm in ihren Mittheilungen gleich eine so feste Position als bloße Schülerin ein, daß von etwas anderem gar nicht die Rede sein konnte; indeß bin ich von anderer Seite her über diese Sache unterrichtet. Auch der Besuch bei dem Neffen [Beethovens] hat zu keinen positiven Ergebnissen erheblicher Art geführt; indessen ist es mir lieb ihn persönlich zu kennen, da ich leider von ihm reden muß; auch hat er mir versprochen, wenn ich über einzelne Punkte etwa Auskunft wünschte, mir sie nach besten Kräften zu geben." Bei ihm habe er ein "gut gemaltes" Porträt Beethovens in Lebensgröße entdeckt, was sich allerdings für die Sammlung Härtels nicht eignen würde, da hier die rechte Hand vorgestreckt ist und die linke eine Leier hält (das bekannte Gemälde von Willibrord Joseph Mähler). Der Verleger Haslinger habe ihm einige "Beethovensche Reliquien" gezeigt, und er habe Zugang zu einigen Autographen erlangt: "Abschriften ungedruckter, zum großen Theil unbekannter Compositionen bringe ich einen beträchtlichen Stoß mit; darunter manche, die auch historisches Interesse für den Detaillisten haben, aber nicht wenige sehr bedeutende Sachen. Briefe habe ich etwa 350 abgeschrieben, und eine schöne Sammlung einzelner Nachrichten; besonders ist der alte Czerny immer mittheilsamer geworden und hat für mich fast kleine Memoiren niedergeschrieben." Auch Schindler habe ihm seine Hilfe angeboten. Die Forschungen über Mozart und Haydn seien ebenfalls fruchtbar gewesen. "Für Mozart habe ich bei ihm [dem Mozartforscher Aloys Fuchs] eine Menge interessanter Briefe, Notizen, Aufsätze und Schriften gefunden, die er mir alle zur freien Benutzung überlassen hat." Daraus habe er die Überzeugung gewonnen, daß Mozarts erster Biograph Nissen einiges Material, insbesondere in Salzburg, noch nicht ausgewertet habe. "Auch habe ich die Verabredungen getroffen, daß ich die frühen Opern Mozarts, die meines Wissens Niemand studirt und besprochen hat, nach Leipzig geschickt bekomme. Für Haydn ist meine Hauptquelle wieder Artaria gewesen, dessen Gefälligkeit und herzliche Freundlichkeit ich gar nicht genug rühmen kann. Er hat einen Schatz Haydnscher Autographa …, in denen ich wohl eifrig studirt habe, auch hat er mir über 50 Briefe von Haydn aus

Auktionsarchiv: Los-Nr. 150
Auktion:
Datum:
02.05.2018 - 04.05.2018
Auktionshaus:
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