Rudolf von Alt (Wien 1812-1905 Wien) Blick nach San Giorgio Maggiore von der Mole in Venedig, nach 1864 Öl auf Leinwand; 39,5 x 49,5 cm Signiert links unten: R. Alt; Rückseitig Etikett Dorotheum Wien Provenienz wohl Gottfried und Dr. Herrmann Eissler, Wien (1911); Dorotheum Wien, 23. Oktober 1928, Nr. 3, Tafel I; Privatbesitz, Deutschland Ausstellung Vgl. 1912, Secession Wien, Rudolf von Alt Gedächtnisausstellung zur Feier seines 100. Geburtstages. XLII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Nr. 41 Literatur Vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hg.). Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, I. Band, Leipzig 1907, S. 344 (unter "undatiertbar": Canal Grande in Venedig, Sammlung Lobmeyr); vgl. Ludwig Hevesi, Rudolf Alt. Sein Leben und sein Werk, Wien 1911, S. 162, Nr. 100 (Provenienz: "Sammlung Gottfried und Dr. Hermann Eißler"); Marianne Hussl-Hörmann, Rudolf von Alt Die Ölgemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, S. 146, WV-Nr. 57 (SW-Abb.) Rudolf von Alt liebte neben Rom vor allem Venedig als Stadt vielfältigster und stets malerischer Motive. In den 1830er Jahren und dann erst wieder ab 1864 besuchte er regelmäßig die Lagunenstadt, wo er vor Ort zahlreiche Aquarelle vollendete, die ihm noch Jahre später im Atelier in Wien, je nach Nachfrage, als Vorlage dienten. Ölbilder gehören zu den großen Raritäten im Werk dieses bedeutenden Aquarellisten, der für die langen Trockenzeiten der Ölfarbe wenig Geduld aufbrachte. Doch der wunderbare Blick auf San Giorgio Maggiore von der Mole in Venedig lohnte ihm die Mühe, handelte es sich vermutlich auch um ein Auftragswerk. Es ist sehr bezeichnend, dass Rudolf von Alt ungeachtet des Auftrags kein „Ansichtskartenmotiv“ mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein vollendet und gezielt die typische "heile" Welt der Souvenierbilder konterkariert. Sein Interesse gilt vielmehr farbmalerischen und kompositionellen Überlegungen. Den größten Teil des Bildes nehmen ein grauer Himmel und die ein Gewitter ankündigende Wolkenfront am Horizont ein, wodurch dem Bild Dramatik aber auch eine wunderbare Atmosphäre von Weite und Größe verliehen wird. Verbindendes Glied zwischen Himmel und Erde ist der markante Turm des Klosters, auf den der Blick des Betrachters auf raffinierte Weise gelenkt wird, indem er nicht die Mitte des Bildes teilt, sondern nach rechts gerückt ist. Daraus ergibt sich eine spannende Bilddiagonale, die in der linken unteren Ecke mit der breiten aber leeren Fläche der Mole ihren Ausgang nimmt, entlang der im Hafen lagernden Gondeln weiterzieht und im Kreuzungspunkt mit der von rechts über die im Wasser gleitenden Gondeln kommenden Linie genau am Fuße des Turmes endet. Ein weiteres, durchaus auch humorvolles Detail bildet die vertikale Achse zwischen dem Turm und dem einsam, eigentlich zusammenhanglos auf der Mole platziertem Wasserflaschenkorb. Wie auch das kleine Hündchen oder der liegende Mann daneben, gehört der Korb zu jenen Bildelementen, die der Maler in seinem Skizzenbuch festgehalten hat und als variable Staffagen in den späteren Bildern wie Symbole oder Attribute einsetzte. In ihrer Wiederholung bilden sie auch eine Art Signatur des Künstlers. (MHH)
Rudolf von Alt (Wien 1812-1905 Wien) Blick nach San Giorgio Maggiore von der Mole in Venedig, nach 1864 Öl auf Leinwand; 39,5 x 49,5 cm Signiert links unten: R. Alt; Rückseitig Etikett Dorotheum Wien Provenienz wohl Gottfried und Dr. Herrmann Eissler, Wien (1911); Dorotheum Wien, 23. Oktober 1928, Nr. 3, Tafel I; Privatbesitz, Deutschland Ausstellung Vgl. 1912, Secession Wien, Rudolf von Alt Gedächtnisausstellung zur Feier seines 100. Geburtstages. XLII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Nr. 41 Literatur Vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hg.). Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, I. Band, Leipzig 1907, S. 344 (unter "undatiertbar": Canal Grande in Venedig, Sammlung Lobmeyr); vgl. Ludwig Hevesi, Rudolf Alt. Sein Leben und sein Werk, Wien 1911, S. 162, Nr. 100 (Provenienz: "Sammlung Gottfried und Dr. Hermann Eißler"); Marianne Hussl-Hörmann, Rudolf von Alt Die Ölgemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, S. 146, WV-Nr. 57 (SW-Abb.) Rudolf von Alt liebte neben Rom vor allem Venedig als Stadt vielfältigster und stets malerischer Motive. In den 1830er Jahren und dann erst wieder ab 1864 besuchte er regelmäßig die Lagunenstadt, wo er vor Ort zahlreiche Aquarelle vollendete, die ihm noch Jahre später im Atelier in Wien, je nach Nachfrage, als Vorlage dienten. Ölbilder gehören zu den großen Raritäten im Werk dieses bedeutenden Aquarellisten, der für die langen Trockenzeiten der Ölfarbe wenig Geduld aufbrachte. Doch der wunderbare Blick auf San Giorgio Maggiore von der Mole in Venedig lohnte ihm die Mühe, handelte es sich vermutlich auch um ein Auftragswerk. Es ist sehr bezeichnend, dass Rudolf von Alt ungeachtet des Auftrags kein „Ansichtskartenmotiv“ mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein vollendet und gezielt die typische "heile" Welt der Souvenierbilder konterkariert. Sein Interesse gilt vielmehr farbmalerischen und kompositionellen Überlegungen. Den größten Teil des Bildes nehmen ein grauer Himmel und die ein Gewitter ankündigende Wolkenfront am Horizont ein, wodurch dem Bild Dramatik aber auch eine wunderbare Atmosphäre von Weite und Größe verliehen wird. Verbindendes Glied zwischen Himmel und Erde ist der markante Turm des Klosters, auf den der Blick des Betrachters auf raffinierte Weise gelenkt wird, indem er nicht die Mitte des Bildes teilt, sondern nach rechts gerückt ist. Daraus ergibt sich eine spannende Bilddiagonale, die in der linken unteren Ecke mit der breiten aber leeren Fläche der Mole ihren Ausgang nimmt, entlang der im Hafen lagernden Gondeln weiterzieht und im Kreuzungspunkt mit der von rechts über die im Wasser gleitenden Gondeln kommenden Linie genau am Fuße des Turmes endet. Ein weiteres, durchaus auch humorvolles Detail bildet die vertikale Achse zwischen dem Turm und dem einsam, eigentlich zusammenhanglos auf der Mole platziertem Wasserflaschenkorb. Wie auch das kleine Hündchen oder der liegende Mann daneben, gehört der Korb zu jenen Bildelementen, die der Maler in seinem Skizzenbuch festgehalten hat und als variable Staffagen in den späteren Bildern wie Symbole oder Attribute einsetzte. In ihrer Wiederholung bilden sie auch eine Art Signatur des Künstlers. (MHH)
Testen Sie LotSearch und seine Premium-Features 7 Tage - ohne Kosten!
Lassen Sie sich automatisch über neue Objekte in kommenden Auktionen benachrichtigen.
Suchauftrag anlegen