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Auktionsarchiv: Los-Nr. 6634

Schadow, Johann Gottfried "Le Dejeuner à la Fourchette" (Das Gabelfrühstück)

Schätzpreis
8.000 €
ca. 8.846 $
Zuschlagspreis:
25.000 €
ca. 27.643 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 6634

Schadow, Johann Gottfried "Le Dejeuner à la Fourchette" (Das Gabelfrühstück)

Schätzpreis
8.000 €
ca. 8.846 $
Zuschlagspreis:
25.000 €
ca. 27.643 $
Beschreibung:

"Le Dejeuner à la Fourchette" (Das Gabelfrühstück). Aquarell über Feder in Braun und Pinsel in Grau auf Velin. 15,4 x 39,5 cm. Diese und die folgende Katalognummer präsentieren zwei Gegenstücke, die im Rahmen von Schadows Tätigkeit als Karikaturist entstanden. Zuletzt 1936 noch als in Frankfurt sich befindend beschrieben (Mackowsky, op.cit ., S.79, Nr.55), galten sie inzwischen als verschollen und waren nur noch als Radierungen und durch Fotoabzüge (Nachlass Mackowsky, Kunstbibliothek Berlin) bekannt. Die überraschende Wiederentdeckung der Originale stellt eine wichtige Bereicherung des Werkes dar und zeigt Schadow als Virtuosen in der Handhabung der Feder, als Meister des Pinsels im Umgang mit dem Räumlichkeit schaffenden Kolorit und als treffsicheren Psychologen und Karikaturisten. Am 14. April 1813 notierte Schadow in seinem Schreibkalender, er habe für den Verleger Carl Weiß eine Reihe von Karikaturen begonnen, unter anderem "Le dejeuner" und die "retraite Renomm." (Nachlass Schadow, Zentralarchiv Berlin). Bereits wenige Tage später, am 20. April, übergab er unsere aquarellierten Vorlagen Weiß und noch im selben Monat fertigte man daraus die entsprechenden Radierungen (Mackowsky, op.cit., S. 78f, Nr. 54-55, Taf. 48-49). Obwohl die Zeichnungen also scheinbar als Entwürfe entstanden, besitzen sie einen durchaus abgeschlossenen Charakter und übertreffen die Drucke weit an Lebendigkeit. Für Schadow war der Einmarsch der russischen Armee in Berlin im Februar 1813 ein Befreiungsschlag. Auch er war Opfer der Unterdrückung gewesen: Französische Besatzungstruppen waren in seinem Haus einquartiert worden und Napoleons Kunstkommissar Dominique-Vivant Denon hatte es sich nicht nehmen lassen, die besten seiner Werke beschlagnahmen zu lassen. Schadow verschaffte seinem jahrelang gehegten Groll für die durchlittene Schmach in einer Reihe satirischen Darstellungen Luft. Er war bei diesem Unterfangen nicht alleine. Hatte bis dahin die strenge Zensur eine Entfaltung der deutschen Satirekunst gehemmt, erlebte sie mit dem Beginn des Verfalls des napoleonischen Reiches einen ersten Aufschwung. Der Niedergang der Franzosen wurde zu einem der favorisierten Themen - auch für Schadow. Unsere Federzeichnungen beziehen ihr Bildmaterial im Speziellen vom katastrophalen Rückzug Napoleons aus Russland nach der Niederlage bei Borodino. In ihrem Werkverzeichnis notieren Badstübner-Gröger, Czok und von Simson, dass Schadows Karikatur "zum Lächeln bringt und nicht das Grauen lehren will" (vgl. Bd. 1/3, S. 109). Nicht gegensätzlicher könnte der Eindruck beim Anblick der zersprengten Überreste der Grande Armée auf diesem ersten Blatt sein. Mit gnadenlosen Figurenstudien hält Schadow den Kampf der geschlagenen Truppen um das schiere Überleben in der eisigen Kälte des russischen Winters fest. Obwohl stets pointiert, ist der Humor, der dem Betrachter entgegenschlägt vom Grausigen geprägt. Nur mehr ein Schatten ihrer selbst, müssen die heruntergekommen Soldaten, die "noch während ihrer Einquartierung an ihren feinen Gabelbissen gewöhnt waren", nun "halb verhungert mit den am Feuer gerösteten Tierkadavern von Hunden, Ratten und Pferden vorlieb nehmen" (Bd. 2/3, S. 391, Nr. 1025). Die schmälernde Anspielung auf die gepriesene französische Küche ist hier offensichtlich. Trotz des spürbaren Ressentiments, ist die Karikatur jedoch frei von ostentativ zur Schau getragenem Hohn und Schadow offenbart sich durch den bravourösen Umgang mit Physiognomie und Gebaren als Meister der karikaturistischen Charakterisierung. Es beeindruckt der Detailreichtum der Momentaufnahmen: Teils verroht, teils der Umstände zum Trotz immer noch hochmütig, teils bereits dem Wahnsinn anheimgefallen, präsentiert sich dem Betrachter hier eine ganze Bandbreite an Facetten menschlichen Niedergangs. Zwei Soldaten nagen an mageren Knochen - die Gesichter zu animalischen Fratzen verzerrt und mit Frauenröcken und Strohschuhwerk gegen die Kälte ankämpfend. Auf die Gier der zwei mittleren

Auktionsarchiv: Los-Nr. 6634
Auktion:
Datum:
26.05.2017
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

"Le Dejeuner à la Fourchette" (Das Gabelfrühstück). Aquarell über Feder in Braun und Pinsel in Grau auf Velin. 15,4 x 39,5 cm. Diese und die folgende Katalognummer präsentieren zwei Gegenstücke, die im Rahmen von Schadows Tätigkeit als Karikaturist entstanden. Zuletzt 1936 noch als in Frankfurt sich befindend beschrieben (Mackowsky, op.cit ., S.79, Nr.55), galten sie inzwischen als verschollen und waren nur noch als Radierungen und durch Fotoabzüge (Nachlass Mackowsky, Kunstbibliothek Berlin) bekannt. Die überraschende Wiederentdeckung der Originale stellt eine wichtige Bereicherung des Werkes dar und zeigt Schadow als Virtuosen in der Handhabung der Feder, als Meister des Pinsels im Umgang mit dem Räumlichkeit schaffenden Kolorit und als treffsicheren Psychologen und Karikaturisten. Am 14. April 1813 notierte Schadow in seinem Schreibkalender, er habe für den Verleger Carl Weiß eine Reihe von Karikaturen begonnen, unter anderem "Le dejeuner" und die "retraite Renomm." (Nachlass Schadow, Zentralarchiv Berlin). Bereits wenige Tage später, am 20. April, übergab er unsere aquarellierten Vorlagen Weiß und noch im selben Monat fertigte man daraus die entsprechenden Radierungen (Mackowsky, op.cit., S. 78f, Nr. 54-55, Taf. 48-49). Obwohl die Zeichnungen also scheinbar als Entwürfe entstanden, besitzen sie einen durchaus abgeschlossenen Charakter und übertreffen die Drucke weit an Lebendigkeit. Für Schadow war der Einmarsch der russischen Armee in Berlin im Februar 1813 ein Befreiungsschlag. Auch er war Opfer der Unterdrückung gewesen: Französische Besatzungstruppen waren in seinem Haus einquartiert worden und Napoleons Kunstkommissar Dominique-Vivant Denon hatte es sich nicht nehmen lassen, die besten seiner Werke beschlagnahmen zu lassen. Schadow verschaffte seinem jahrelang gehegten Groll für die durchlittene Schmach in einer Reihe satirischen Darstellungen Luft. Er war bei diesem Unterfangen nicht alleine. Hatte bis dahin die strenge Zensur eine Entfaltung der deutschen Satirekunst gehemmt, erlebte sie mit dem Beginn des Verfalls des napoleonischen Reiches einen ersten Aufschwung. Der Niedergang der Franzosen wurde zu einem der favorisierten Themen - auch für Schadow. Unsere Federzeichnungen beziehen ihr Bildmaterial im Speziellen vom katastrophalen Rückzug Napoleons aus Russland nach der Niederlage bei Borodino. In ihrem Werkverzeichnis notieren Badstübner-Gröger, Czok und von Simson, dass Schadows Karikatur "zum Lächeln bringt und nicht das Grauen lehren will" (vgl. Bd. 1/3, S. 109). Nicht gegensätzlicher könnte der Eindruck beim Anblick der zersprengten Überreste der Grande Armée auf diesem ersten Blatt sein. Mit gnadenlosen Figurenstudien hält Schadow den Kampf der geschlagenen Truppen um das schiere Überleben in der eisigen Kälte des russischen Winters fest. Obwohl stets pointiert, ist der Humor, der dem Betrachter entgegenschlägt vom Grausigen geprägt. Nur mehr ein Schatten ihrer selbst, müssen die heruntergekommen Soldaten, die "noch während ihrer Einquartierung an ihren feinen Gabelbissen gewöhnt waren", nun "halb verhungert mit den am Feuer gerösteten Tierkadavern von Hunden, Ratten und Pferden vorlieb nehmen" (Bd. 2/3, S. 391, Nr. 1025). Die schmälernde Anspielung auf die gepriesene französische Küche ist hier offensichtlich. Trotz des spürbaren Ressentiments, ist die Karikatur jedoch frei von ostentativ zur Schau getragenem Hohn und Schadow offenbart sich durch den bravourösen Umgang mit Physiognomie und Gebaren als Meister der karikaturistischen Charakterisierung. Es beeindruckt der Detailreichtum der Momentaufnahmen: Teils verroht, teils der Umstände zum Trotz immer noch hochmütig, teils bereits dem Wahnsinn anheimgefallen, präsentiert sich dem Betrachter hier eine ganze Bandbreite an Facetten menschlichen Niedergangs. Zwei Soldaten nagen an mageren Knochen - die Gesichter zu animalischen Fratzen verzerrt und mit Frauenröcken und Strohschuhwerk gegen die Kälte ankämpfend. Auf die Gier der zwei mittleren

Auktionsarchiv: Los-Nr. 6634
Auktion:
Datum:
26.05.2017
Auktionshaus:
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Deutschland
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