Beschreibung:

Schreiben des ehemaligen SS-Obergruppenführers und Generals der Waffen-SS Karl Wolff (1900-1984) vom 4.Mai 1946 aus dem Nürnberger Gefängnis an Allen Dulles. Wolff, der sich im Briefkopf als "Führer der ehemaligen Deutschen Kapitulationsgruppe Wolff-Italien" und als Führer der einzigen wichtigen deutschen Widerstandsgruppe bezeichnet, droht diesem, von seinem internen Wissen über die Friedensverhandlungen 1945 Gebrauch zu machen. Eigenhändig korrigierte und 2 x unterschriebene 2. Ausfertigung des Schreiben. Zwei Seiten, maschinenschriftlich mit handschr. Änderungen, gelocht. Wichtiges Nachkriegsdokument. Dulles war während des II. WK in der neutralen Schweiz Gesandter des nach Kriegseintritt der USA gegründeten US-Geheimdienstes"Office of Strategic Services" in Bern. Dulles tatsächliche Funktion war ein offenes Geheimnis. Im Februar 1945 nahm Wolff über Schweizer Mittelsmänner Kontakt mit Dulles auf. Die Verhandlungen führten zum vorzeitigen Waffenstillstand in Italien am 2. Mai 1945, also sechs Tage vor der deutschen Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945. Mit dieser Operation Sunrise bereitete Dulles schon früh eine Nachkriegskooperation mit Naziverbrechern vor, mit denen er den Kommunismus eindämmen wollte. Am 13. Mai 1945 wurde W. mit seiner Familie von US-Truppen in einem Bozener Gefängnis festgesetzt, im August 1945 kam er in das Kriegsverbrechergefängnis nach Nürnberg. Er wurde jedoch nicht angeklagt, da amerikanische und britische Geheimdienstler fürchteten, Wolff könnte Einzelheiten der Kapitulationsverhandlungen in Italien publik machen. W. trat lediglich als Zeuge in den Nürnberger Prozessen auf. Die Amerikaner übergaben ihn schließlich im Januar 1948 an die Briten, die ihn in Minden weiter inhaftierten. Vgl. hierzu Kerstin von Lingen: Conspiracy of Silence: How the 'Old Boys' of American Intelligence Shielded SS General Karl Wolff from Prosecution. In: Holocaust and Genocide Studies 22, 200, S. 74-109. Vgl. auch ein 2. Schreiben im Kapitel Nachkrieg. Los 1431 sowie Los 1114.