Handschriftliche Einträge in deutscher Sprache, in ein "Gedenkbuch mit Sprüchen der Weisheit für jeden Tag", von der Hof – und Buchdruckerei in Weimar für den Verlag Linn & Comp. in Mainz gedruckt (ohne Jahr, um 1856). Aargau, 1857. OLwd. (minimale Altersspuren). (103)
Tagebucheinträge im Geist pietistischer Selbstreflexion in sauberer Kurrentschrift. – Der Jüngling aus dem Aargau in der deutschsprachigen Schweiz, der am 14. Dezember 1857 seinen 19. Geburtstag feierte, blieb seinem Vorsatz täglicher Aufzeichnungen über weite Strecken des Jahres getreu. Dabei halfen ihm oft die in dem Büchlein vorgegebenen Sprüche und Zitate für jeden Tag des Jahres. Aufrichtig versucht er, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, weiß jedoch manchmal nicht, "was Goethe sagen will", kann sich aber für Jean Paul begeistern: "Er trifft immer den Nagel auf den Kopf." Er beginnt seine Aufzeichnungen mit der Aufzählung seiner Neujahrsgeschenke, "ein Surtout, eine wollene Jacke, und ein Gilet". Außerdem wird ihm der Onkel Gustav für die Arbeit in seiner Mühle jede Woche fünf Franken Lohn bezahlen. Dennoch beklagt er sich über Langeweile und seine ungewisse Zukunft ("es ist eine Gährung in mir, vielleicht schlägts zum Guten aus, wenn ich ins Rad muß"). Seine Freizeit verbringt er im Wirtshaus, mit Kartenspielen, Kegeln, Billard, einem kleinen Musikverein, und verkündet schließlich stolz die Gründung eines Turnvereins. Mehrfach beschäftigt ihn das weibliche Geschlecht – "die Mädchen gefallen mir in ihren weißen Kleidern noch besser als gestern" – , ja er träumt sogar, er "habe ihr einen fetten Kuß gegeben, den sie ebenso flott erwidert". Schließlich regt ihn das "Confirmationsbüchlein, das ich von der Mutter erhielt", zu längeren Ausführungen über seine Haltung zu Gottesdienst und Kirche an. – Das gedruckte Gedenkbuch selbst ist von uns weder bibliographisch noch in öffentlichem Besitz nachweisbar. Beiliegen zwei kleine Oktavhefte. Das eine, laut Deckelschild ein "Andenken für Herrmann Fischer 1857", ist wohl das im Tagebuch erwähnte Konfirmationsbüchlein von der Mutter. Das andere, laut Deckelschild ein "Andenken an die Weihnachtszeit 1851", von derselben Hand geschrieben, offenbart ebenfalls den pietistischen religiösen Hintergrund; es enthält Gedanken für die "Tägliche Selbstprüfung" sowie Gebete und Lieder u. a. von Angelus Silesius und David Bruhn. – Geringe Altersspuren. – Aufschlußreiches Ensemble zur Alltags – und Frömmigkeitsgeschichte Mitte des 19. Jahrhunderts.
Handschriftliche Einträge in deutscher Sprache, in ein "Gedenkbuch mit Sprüchen der Weisheit für jeden Tag", von der Hof – und Buchdruckerei in Weimar für den Verlag Linn & Comp. in Mainz gedruckt (ohne Jahr, um 1856). Aargau, 1857. OLwd. (minimale Altersspuren). (103)
Tagebucheinträge im Geist pietistischer Selbstreflexion in sauberer Kurrentschrift. – Der Jüngling aus dem Aargau in der deutschsprachigen Schweiz, der am 14. Dezember 1857 seinen 19. Geburtstag feierte, blieb seinem Vorsatz täglicher Aufzeichnungen über weite Strecken des Jahres getreu. Dabei halfen ihm oft die in dem Büchlein vorgegebenen Sprüche und Zitate für jeden Tag des Jahres. Aufrichtig versucht er, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, weiß jedoch manchmal nicht, "was Goethe sagen will", kann sich aber für Jean Paul begeistern: "Er trifft immer den Nagel auf den Kopf." Er beginnt seine Aufzeichnungen mit der Aufzählung seiner Neujahrsgeschenke, "ein Surtout, eine wollene Jacke, und ein Gilet". Außerdem wird ihm der Onkel Gustav für die Arbeit in seiner Mühle jede Woche fünf Franken Lohn bezahlen. Dennoch beklagt er sich über Langeweile und seine ungewisse Zukunft ("es ist eine Gährung in mir, vielleicht schlägts zum Guten aus, wenn ich ins Rad muß"). Seine Freizeit verbringt er im Wirtshaus, mit Kartenspielen, Kegeln, Billard, einem kleinen Musikverein, und verkündet schließlich stolz die Gründung eines Turnvereins. Mehrfach beschäftigt ihn das weibliche Geschlecht – "die Mädchen gefallen mir in ihren weißen Kleidern noch besser als gestern" – , ja er träumt sogar, er "habe ihr einen fetten Kuß gegeben, den sie ebenso flott erwidert". Schließlich regt ihn das "Confirmationsbüchlein, das ich von der Mutter erhielt", zu längeren Ausführungen über seine Haltung zu Gottesdienst und Kirche an. – Das gedruckte Gedenkbuch selbst ist von uns weder bibliographisch noch in öffentlichem Besitz nachweisbar. Beiliegen zwei kleine Oktavhefte. Das eine, laut Deckelschild ein "Andenken für Herrmann Fischer 1857", ist wohl das im Tagebuch erwähnte Konfirmationsbüchlein von der Mutter. Das andere, laut Deckelschild ein "Andenken an die Weihnachtszeit 1851", von derselben Hand geschrieben, offenbart ebenfalls den pietistischen religiösen Hintergrund; es enthält Gedanken für die "Tägliche Selbstprüfung" sowie Gebete und Lieder u. a. von Angelus Silesius und David Bruhn. – Geringe Altersspuren. – Aufschlußreiches Ensemble zur Alltags – und Frömmigkeitsgeschichte Mitte des 19. Jahrhunderts.
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