Wahre Abbildung des Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki, nebst seinem bey sich habenden 9jährigen Sohne Patrick, welcher durch seine lächerliche und unter gesitteten Menschen unanständige Lebensart, so er mit Feigenblättern der heiligen Schrift zu bemänteln suchte, den Namen des berüchtigten Ziegen-Propheten erhalten hat. Mit großer Holzschnitt-Illustration. Ohne Ort und Drucker, ca. 1764. Zweispaltiger Text. Einblattdruck. 33 x 18 cm
Nicht bei Drugulin, für uns bibliographisch nicht nachweisbar. – Am 13. Januar 1764 tauchte der religiöse Schwärmer und Wanderprediger Jan Pawlikowicz mit seinem Sohn in der Nähe von Königsberg auf; beide barfuß, in Tierfelle gekleidet und von einer Herde von 14 Kühen, 20 Schafen und 46 Ziegen begleitet. Der Text beschreibt ausführlich die sonderbaren Ernährungsmethoden der beiden und die angeblichen Christuserscheinungen des Vaters. Jan Pawlikowicz’ Verhalten wird mit einer letztendlich psychischen Krankheit erklärt, der heimlich bettelnde Sohn aber als durchaus gesund angesehen. – Das erstaunliche Paar zog auch die beiden großen Geister Königbergs an: Johann Georg Hamann und Immanuel Kant betrachteten das sonderbare Gespann und publizierten darüber. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf den Sohn gerichtet, der unter einfachsten Umständen in Wäldern aufwuchs und so als ein Beispiel für das vollkommene, unschuldige Kind nach Rousseaus ‘edlem Wilden’ genommen werden konnte. Durch das Betteln hatte er bereits von der Zivilisation kosten können und wäre dadurch im Rousseauschen Sinne auch bereits als verdorben anzusehen. Hamann und Kant veröffentlichen nun beide am 10. Februar 1764 in der Königsbergschen Gelehrten und Politischen Zeitung ihre Beobachtungen und Schlüsse: Hamanns “Ueber den Abenteurer Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki” stellt den Versuch einer Deutung des Geschehens im aufklärerischen Sinne dar, während Kants “Raissonement” nicht das beauftragte Gutachten enthält (Kant bezeichnet den Ziegenpropheten nur als “begeisterten Faunus”), sondern eine Auseinandersetzung mit dem Irrationalen darstellt. In der nächsten Nummer der Zeitung veröffentlichte Kant den “Versuch über die Krankheiten des Kopfes”, wo er am Beispiel der geistigen Verwirrung des Ziegenpropheten Parallelen zu dem Mystiker Swedenborg zieht. – Etwas fleckig. Knapp beschnitten, unterer Rand etwas aufgerauht und wenige Buchstaben der letzten Zeile der linken Textspalte peripher betroffen
Wahre Abbildung des Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki, nebst seinem bey sich habenden 9jährigen Sohne Patrick, welcher durch seine lächerliche und unter gesitteten Menschen unanständige Lebensart, so er mit Feigenblättern der heiligen Schrift zu bemänteln suchte, den Namen des berüchtigten Ziegen-Propheten erhalten hat. Mit großer Holzschnitt-Illustration. Ohne Ort und Drucker, ca. 1764. Zweispaltiger Text. Einblattdruck. 33 x 18 cm
Nicht bei Drugulin, für uns bibliographisch nicht nachweisbar. – Am 13. Januar 1764 tauchte der religiöse Schwärmer und Wanderprediger Jan Pawlikowicz mit seinem Sohn in der Nähe von Königsberg auf; beide barfuß, in Tierfelle gekleidet und von einer Herde von 14 Kühen, 20 Schafen und 46 Ziegen begleitet. Der Text beschreibt ausführlich die sonderbaren Ernährungsmethoden der beiden und die angeblichen Christuserscheinungen des Vaters. Jan Pawlikowicz’ Verhalten wird mit einer letztendlich psychischen Krankheit erklärt, der heimlich bettelnde Sohn aber als durchaus gesund angesehen. – Das erstaunliche Paar zog auch die beiden großen Geister Königbergs an: Johann Georg Hamann und Immanuel Kant betrachteten das sonderbare Gespann und publizierten darüber. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf den Sohn gerichtet, der unter einfachsten Umständen in Wäldern aufwuchs und so als ein Beispiel für das vollkommene, unschuldige Kind nach Rousseaus ‘edlem Wilden’ genommen werden konnte. Durch das Betteln hatte er bereits von der Zivilisation kosten können und wäre dadurch im Rousseauschen Sinne auch bereits als verdorben anzusehen. Hamann und Kant veröffentlichen nun beide am 10. Februar 1764 in der Königsbergschen Gelehrten und Politischen Zeitung ihre Beobachtungen und Schlüsse: Hamanns “Ueber den Abenteurer Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki” stellt den Versuch einer Deutung des Geschehens im aufklärerischen Sinne dar, während Kants “Raissonement” nicht das beauftragte Gutachten enthält (Kant bezeichnet den Ziegenpropheten nur als “begeisterten Faunus”), sondern eine Auseinandersetzung mit dem Irrationalen darstellt. In der nächsten Nummer der Zeitung veröffentlichte Kant den “Versuch über die Krankheiten des Kopfes”, wo er am Beispiel der geistigen Verwirrung des Ziegenpropheten Parallelen zu dem Mystiker Swedenborg zieht. – Etwas fleckig. Knapp beschnitten, unterer Rand etwas aufgerauht und wenige Buchstaben der letzten Zeile der linken Textspalte peripher betroffen
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