DIE BEKEHRUNG DES SAULUS Öl auf Holz. Parkettiert. 93,5 x 83 cm.
Gemäß Datierung schuf Lucas Cranach d.J. 1549 ein Werk gleichen Themas in größerem breitgezogenem Format, das sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befindet, mit den Maßen 115 x 167 cm (Inv. Nr. Gm 226 Leihgabe der Bayerischen Staatsgemälde-Sammlungen München - Alte Pinakothek). Damit zeigt sich das vorliegende Werk in nahezu gleicher Höhe, bei geringerer Breite. Beide Bilder zeigen die Hauptfigur des einstigen Christenverfolgers Saulus im Bildzentrum, der soeben durch eine visionäre Gotteserscheinung zum Christentum bekehrt und damit zum Heiligen Paulus geworden war. Gemäß der Legende (Apostelgeschichte 9, 1-19) befand sich Saulus mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Damaskus, als ihn ein Lichtstrahl traf, ihn blendete, und er nach dem himmlischen Ruf „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ vom Pferd stürzte. Im vorliegenden Beispiel wird die Szenerie von einer wüsten unwirtlichen Landschaft mit bizarr hochragenden Felsen hinterfangen, während im Nürnberger Bild im Hintergrund das Schloss Mansfeld stellvertretend für die Stadt Damaskus gezeigt ist. Die Hauptfigur des Saulus in Rüstung, besonders aber das niedergegangene Pferd weisen auffallende Ähnlichkeiten auf. Dies sowohl bei dem spitz zulaufenden Helm, dessen Form an den Judenhut erinnern soll, was ikonologisch auf den Sieg des Christentums über das Judentum verweisen soll. Nahezu identisch ist der Kopf des Pferdes am Boden wiedergegeben, wobei sich die Zügel im vorliegenden Bild in stilisiertem Bogen zeigen, während sie im Nürnberger Bild naturalistisch herabhängen. Was die weiteren Reiterfiguren betrifft, so ist auch da eine reifere Kompositionsauffassung zu erkennen. Dabei sind die wesentlichen figürlichen Elemente beibehalten worden. Eine Abänderung zeigt sich in der Gestalt des geharnischten Begleiters, der in der Nürnberger Fassung im Vordergrund herbeieilend gezeigt ist, während er in unserer Version bereits am Pferd des Saulus zur Hilfe steht. Die Haltung des rechten Armes der Christusfigur in den Wolken links oben unterscheidet sich von der Nürnberger Version und ist nahezu identisch mit der Christusdarstellung im Gemälde „Allegorie der Erlösung“ von 1545 (Leipzig, Museum für Bildende Künste). Auch hier scheinen Haltung und Armgestik Christi in vorliegender Version weit mehr einer erkennbaren Aussage gemäß der Bibellegende zu entsprechen, nämlich als eine gebietende ansprechende Haltung. Beibehalten, bzw. verstärkt wurde der Effekt der aus dem Bild herausleuchtenden Weißtöne in der Wiedergabe der Schimmelpferde, ein Gedanke, der in der ersten Nürnberger Version nur erst angedeutet war. All dies und weitere Details lassen annehmen, dass unser vorliegendes Gemälde erst nach dem Nürnberger Werk entstand. Insgesamt handelt es sich hier um eine räumlich wie kompositionelle Verdichtung der breiter angelegten Nürnberger Version, bei nahezu gleicher Höhe, aber bewusst komprimierter Szenerie auf weniger breitem Bildfeld. Trotz fehlender Signatur schließt alleine diese Beobachtung den Gedanken an eine Kopie gänzlich aus. Im Vergleich zum Malstil des Vaters, Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553), dessen Werkstatt er nach dem Tod des Vaters übernahm, zeigt der des Sohnes bereits eine bewegtere Figurenauffassung, und wie im vorliegenden Bild auch durch eine naturalistischere Dramatik. Dies zeigt sich sowohl in der Gruppe der Reiterfiguren als auch im landschaftlichen Hintergrund. Allein die beiden stark nach links bzw. nach rechts geneigten Felsen mit dem dazwischen hochwachsenden Baum, der, wie der linke größere Fels, das junge Christentum symbolisiert, zeigen diese neuere Stiltendenz. Dies ist bei Cranach d.J. vor allem nach seinem Weggang von Wittenberg nach Augsburg – nach der Absetzung des Kurfürsten Johann Friedrich – zu erkennen. Ludwig Meyer hat bereits Bezüge des vorliegenden Bildes zu dem 1549 entstandenen Werk „Predigt Johannes des Täufers“ (Braunschweig) sowie zum „Löbnitzer Epitaph“ von 1562 in Halle festgestellt. Das Gemälde befindet sich in tadellosem Zustand
DIE BEKEHRUNG DES SAULUS Öl auf Holz. Parkettiert. 93,5 x 83 cm.
Gemäß Datierung schuf Lucas Cranach d.J. 1549 ein Werk gleichen Themas in größerem breitgezogenem Format, das sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befindet, mit den Maßen 115 x 167 cm (Inv. Nr. Gm 226 Leihgabe der Bayerischen Staatsgemälde-Sammlungen München - Alte Pinakothek). Damit zeigt sich das vorliegende Werk in nahezu gleicher Höhe, bei geringerer Breite. Beide Bilder zeigen die Hauptfigur des einstigen Christenverfolgers Saulus im Bildzentrum, der soeben durch eine visionäre Gotteserscheinung zum Christentum bekehrt und damit zum Heiligen Paulus geworden war. Gemäß der Legende (Apostelgeschichte 9, 1-19) befand sich Saulus mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Damaskus, als ihn ein Lichtstrahl traf, ihn blendete, und er nach dem himmlischen Ruf „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ vom Pferd stürzte. Im vorliegenden Beispiel wird die Szenerie von einer wüsten unwirtlichen Landschaft mit bizarr hochragenden Felsen hinterfangen, während im Nürnberger Bild im Hintergrund das Schloss Mansfeld stellvertretend für die Stadt Damaskus gezeigt ist. Die Hauptfigur des Saulus in Rüstung, besonders aber das niedergegangene Pferd weisen auffallende Ähnlichkeiten auf. Dies sowohl bei dem spitz zulaufenden Helm, dessen Form an den Judenhut erinnern soll, was ikonologisch auf den Sieg des Christentums über das Judentum verweisen soll. Nahezu identisch ist der Kopf des Pferdes am Boden wiedergegeben, wobei sich die Zügel im vorliegenden Bild in stilisiertem Bogen zeigen, während sie im Nürnberger Bild naturalistisch herabhängen. Was die weiteren Reiterfiguren betrifft, so ist auch da eine reifere Kompositionsauffassung zu erkennen. Dabei sind die wesentlichen figürlichen Elemente beibehalten worden. Eine Abänderung zeigt sich in der Gestalt des geharnischten Begleiters, der in der Nürnberger Fassung im Vordergrund herbeieilend gezeigt ist, während er in unserer Version bereits am Pferd des Saulus zur Hilfe steht. Die Haltung des rechten Armes der Christusfigur in den Wolken links oben unterscheidet sich von der Nürnberger Version und ist nahezu identisch mit der Christusdarstellung im Gemälde „Allegorie der Erlösung“ von 1545 (Leipzig, Museum für Bildende Künste). Auch hier scheinen Haltung und Armgestik Christi in vorliegender Version weit mehr einer erkennbaren Aussage gemäß der Bibellegende zu entsprechen, nämlich als eine gebietende ansprechende Haltung. Beibehalten, bzw. verstärkt wurde der Effekt der aus dem Bild herausleuchtenden Weißtöne in der Wiedergabe der Schimmelpferde, ein Gedanke, der in der ersten Nürnberger Version nur erst angedeutet war. All dies und weitere Details lassen annehmen, dass unser vorliegendes Gemälde erst nach dem Nürnberger Werk entstand. Insgesamt handelt es sich hier um eine räumlich wie kompositionelle Verdichtung der breiter angelegten Nürnberger Version, bei nahezu gleicher Höhe, aber bewusst komprimierter Szenerie auf weniger breitem Bildfeld. Trotz fehlender Signatur schließt alleine diese Beobachtung den Gedanken an eine Kopie gänzlich aus. Im Vergleich zum Malstil des Vaters, Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553), dessen Werkstatt er nach dem Tod des Vaters übernahm, zeigt der des Sohnes bereits eine bewegtere Figurenauffassung, und wie im vorliegenden Bild auch durch eine naturalistischere Dramatik. Dies zeigt sich sowohl in der Gruppe der Reiterfiguren als auch im landschaftlichen Hintergrund. Allein die beiden stark nach links bzw. nach rechts geneigten Felsen mit dem dazwischen hochwachsenden Baum, der, wie der linke größere Fels, das junge Christentum symbolisiert, zeigen diese neuere Stiltendenz. Dies ist bei Cranach d.J. vor allem nach seinem Weggang von Wittenberg nach Augsburg – nach der Absetzung des Kurfürsten Johann Friedrich – zu erkennen. Ludwig Meyer hat bereits Bezüge des vorliegenden Bildes zu dem 1549 entstandenen Werk „Predigt Johannes des Täufers“ (Braunschweig) sowie zum „Löbnitzer Epitaph“ von 1562 in Halle festgestellt. Das Gemälde befindet sich in tadellosem Zustand
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