Beschreibung:

Cosima als Zensor - Diktierter Brief m. eigh. Unterschrift "C Wagner". 3 1 / 2 S. Mit Umschlag. 8vo. Bayreuth 30.XI.1904. An Dr. Robert Weber in Leipzig, der ihr Abschriften von Briefen des jungen Richard Wagner aus den 1830er Jahren an den ihm befreundeten Schriftsteller Theodor Apel (1811-1867) übermittelt hatte. Nun versucht sie, den gleichnamigen Enkel Apels daran zu hindern, die Briefe zu veröffentlichen. "... Dass mein Sohn und ich, wir allein das Recht der Veröffentlichung dieser Briefe haben, wissen Sie gewiss, ... und denke ich, dass der junge Herr Apel es auch weiss, da die Autorrechte jetzt allgemein bekannt sind. Es handelt sich aber hier um etwas Anderes. Die Briefe sind so intimer Art, dass sie für die Oeffentlichkeit sich nicht eignen, weder jetzt, noch in künftigen Zeiten, denn, wollte man sie mit Auslassungen, wie die Schicklichkeit es fordern würde, veröffentlichen, so würden sie an ihrem Charakter so viel einbüssen, dass die Publication kaum verstanden würde. Nun frage ich bei Ihnen ... an, ob Sie glauben, dass Herr Apel uns die Autographe überlassen würde, und unter welchen Bedingungen ... Ich schrieb nicht direkt an Herrn Apel, weil seine grosse Jugend es ihm kaum ermöglicht, die Tragweite der Sache zu übersehen u. weil man in der ersten Lebenszeit nicht wissen kann, was die Erfahrung einzig uns lehrt: der Unterschied der Dinge, welche man kund giebt und derjenigen, welche man geheim hält ...". - Cosimas Bemühungen waren erfolglos: 1910 erschien in Leipzig das Buch Richard Wagner an Theodor Apel. Hrsg. von Theodor Apel [jun.]. Die überschwänglichen, recht interessanten Freundschaftsbriefe des jungen Wagner erscheinen aus heutiger Sicht durchaus nicht "unschicklich", aber Cosima wollte offenbar die vielfältigen Bekundungen der Liebe Wagners zu Minna Planer der Öffentlichkeit vorenthalten.