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Auktionsarchiv: Los-Nr. 3076

Kisch, Egon Erwin

Schätzpreis
1.200 €
ca. 1.389 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 3076

Kisch, Egon Erwin

Schätzpreis
1.200 €
ca. 1.389 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Aus dem Pariser Exil - "Es sieht traurig aus - Auch Ossietzky ist völlig gebrochen." Kisch, Egon Erwin. 3 eigenhändige und maschinenschriftliche Briefe an Jarmila Haasová in tschechischer und deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 1 S. 21 x 27 cm. Paris 1933. Haupt, Kisch, S. 119f. – Konvolut bedeutender Briefe des die Welt verändernden Jahres 1933, das am 30. Januar mit der Machtergreifung Adolf Hitlers begann und in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar sein erstes 'Brandmal' bekam. Unmittelbar nach dem Brand des Berliner Reichstags, direkt am 28. Februar, wurde Egon Erwin Kisch (1885-1948) um 5 Uhr morgens im Rahmen einer sich anschließenden 'Säuberungswelle' verhaftet und nach einer Vernehmung in der "Roten Burg", dem Polizeipräsidium am Alexanderplatz verhaftet und in die Festung Spandau verbracht, wo er u. a. mit den Journalisten Heinz Pol (1901-1972) Carl von Ossietzky (1889-1938) elf Tage einsaß bis zu seiner Abschiebung nach Prag. Die New Yorker Times berichtete am 15. März: "Als erstes wurde der Romancier Heinz Pol eingeliefert. Die Nazis rissen das Manuskriopt seines eben vollendeten Romans in Fetzen und zwangen ihn, diese zu essen. Er ist noch immer nicht in der Lage zu gehen. Auch Ossietzky ist völlig gebrochen" (zit. Patka S. 138). Am 25. Juni war Kisch, der Gisela in Zürich getroffen hatte, über Basel und Mühlhausen nach Paris gereist, dann nach London, aber immer wieder nach Paris, von wo aus er Jarmila Haasová zusammen mit Gisl mehrere inhaltsreiche Briefe schreibt, die eindrucksvoll die Lage der Exilanten wiedergibt: Paris. 6. Juli 1933. 1 S. Tschechisch. Auf einem masch. Brief von Gisela Lyner auf Deutsch mit Unterschrift "Gisl": "Paris, VI, 2, rue St. Sulpice, Hotel de Grand Condé - Liebste Jarmilko, am Tag, nachdem ich Dir zuletzt schrieb, bekam ich von Egonek eine Nachricht, dass er aus London wieder herkommt, weil kein Mäzen zu finden war, der uns eingeladen hätte, einige Zeit auf seinem Landsitz zu verbringen. Egonek hat sich also entschlossen, unbedingt noch den 14. Juli hier zu verbringen ... Wohin, ist allerdings noch fraglich, aber ich glaube, es wird vorläufig nichts mit einem Aufenthalt an der See, weil er vorher noch ein paar Reportagen machen muss, und twar [sic] im Süden von Frankreich und in der Schweiz". Sie erkundigt sich nach der Veröffentlichung eines Textes Kischs, in der er über seine Haft im Spandauer Zuchthaus berichtete: Hitlerův zajatec erschien 1933 im Verlag Levá fronta in Prag, in der Übersetzung der Haasová: "Jarmila, kannst Du mir schreiben, ob die Broschüre vom Egonek nun endlich erschienen ist? Ich glaube beinahe, die haben das schon aufgegeben, weil es ja beinahe schon vier Monate sind, daß sie das Manuskript haben. Hörst Du was aus Berlin? Und was ist mit der neuen Zeitung? Haben die schon zu arbeiten angefangen?" In tschechischer Sprache führt Kisch handschriftlich in blau-schwarzer Tinte fort: "Mily Jarmiláčku, das ist ein Leben, pfui Teufel. Da fliege ich nach London, schwätze und muß wieder zurück. Und hier ist eine solche Hitze, daß der Mensch sich nicht einmal bewegen kann. Gestern war ich mit diesen lustigen Surrealisten zusammen ... Schade, daß ich Bornstein nicht sehe - ich sah ihn an dem Tag, als Rost ankam und ich nach London abfuhr. Ich hielt dort Reden in englisch, alle Zeitungen lobten, wie wunderbar es war. Küsse, mein Äffchen, von Egonek". Paris, 6. August 1933. 2 S., 1 S. masch. Brief mit Unterschriften "Egonek" und "Gisl". "Liebste Jarmila, zuerst diktiert der Egonek ... Vor drei Wochen, als Dir B[ornstein] schreib, Du sollst jetzt nicht nach Paris kommen, war hier so irrsinnig heiß, daß die Hitzen, die ich voriges Jahr in den chinesischen und vor zwei Jahren in den südrussischen Tropen erlebte, nichts dagegen waren ... Man kann überhaupt nichts arbeiten und nirgends mehr hingehen. Vierzehn Tage lang war Sinai [der Freund Hugo Sinaiberger, geb. 1986, Chefredakteur der Prager Filmzeitschrift Internationale Filmschau] hier, er ist Freitag, nachdem wir di

Auktionsarchiv: Los-Nr. 3076
Auktion:
Datum:
13.10.2021
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Aus dem Pariser Exil - "Es sieht traurig aus - Auch Ossietzky ist völlig gebrochen." Kisch, Egon Erwin. 3 eigenhändige und maschinenschriftliche Briefe an Jarmila Haasová in tschechischer und deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 1 S. 21 x 27 cm. Paris 1933. Haupt, Kisch, S. 119f. – Konvolut bedeutender Briefe des die Welt verändernden Jahres 1933, das am 30. Januar mit der Machtergreifung Adolf Hitlers begann und in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar sein erstes 'Brandmal' bekam. Unmittelbar nach dem Brand des Berliner Reichstags, direkt am 28. Februar, wurde Egon Erwin Kisch (1885-1948) um 5 Uhr morgens im Rahmen einer sich anschließenden 'Säuberungswelle' verhaftet und nach einer Vernehmung in der "Roten Burg", dem Polizeipräsidium am Alexanderplatz verhaftet und in die Festung Spandau verbracht, wo er u. a. mit den Journalisten Heinz Pol (1901-1972) Carl von Ossietzky (1889-1938) elf Tage einsaß bis zu seiner Abschiebung nach Prag. Die New Yorker Times berichtete am 15. März: "Als erstes wurde der Romancier Heinz Pol eingeliefert. Die Nazis rissen das Manuskriopt seines eben vollendeten Romans in Fetzen und zwangen ihn, diese zu essen. Er ist noch immer nicht in der Lage zu gehen. Auch Ossietzky ist völlig gebrochen" (zit. Patka S. 138). Am 25. Juni war Kisch, der Gisela in Zürich getroffen hatte, über Basel und Mühlhausen nach Paris gereist, dann nach London, aber immer wieder nach Paris, von wo aus er Jarmila Haasová zusammen mit Gisl mehrere inhaltsreiche Briefe schreibt, die eindrucksvoll die Lage der Exilanten wiedergibt: Paris. 6. Juli 1933. 1 S. Tschechisch. Auf einem masch. Brief von Gisela Lyner auf Deutsch mit Unterschrift "Gisl": "Paris, VI, 2, rue St. Sulpice, Hotel de Grand Condé - Liebste Jarmilko, am Tag, nachdem ich Dir zuletzt schrieb, bekam ich von Egonek eine Nachricht, dass er aus London wieder herkommt, weil kein Mäzen zu finden war, der uns eingeladen hätte, einige Zeit auf seinem Landsitz zu verbringen. Egonek hat sich also entschlossen, unbedingt noch den 14. Juli hier zu verbringen ... Wohin, ist allerdings noch fraglich, aber ich glaube, es wird vorläufig nichts mit einem Aufenthalt an der See, weil er vorher noch ein paar Reportagen machen muss, und twar [sic] im Süden von Frankreich und in der Schweiz". Sie erkundigt sich nach der Veröffentlichung eines Textes Kischs, in der er über seine Haft im Spandauer Zuchthaus berichtete: Hitlerův zajatec erschien 1933 im Verlag Levá fronta in Prag, in der Übersetzung der Haasová: "Jarmila, kannst Du mir schreiben, ob die Broschüre vom Egonek nun endlich erschienen ist? Ich glaube beinahe, die haben das schon aufgegeben, weil es ja beinahe schon vier Monate sind, daß sie das Manuskript haben. Hörst Du was aus Berlin? Und was ist mit der neuen Zeitung? Haben die schon zu arbeiten angefangen?" In tschechischer Sprache führt Kisch handschriftlich in blau-schwarzer Tinte fort: "Mily Jarmiláčku, das ist ein Leben, pfui Teufel. Da fliege ich nach London, schwätze und muß wieder zurück. Und hier ist eine solche Hitze, daß der Mensch sich nicht einmal bewegen kann. Gestern war ich mit diesen lustigen Surrealisten zusammen ... Schade, daß ich Bornstein nicht sehe - ich sah ihn an dem Tag, als Rost ankam und ich nach London abfuhr. Ich hielt dort Reden in englisch, alle Zeitungen lobten, wie wunderbar es war. Küsse, mein Äffchen, von Egonek". Paris, 6. August 1933. 2 S., 1 S. masch. Brief mit Unterschriften "Egonek" und "Gisl". "Liebste Jarmila, zuerst diktiert der Egonek ... Vor drei Wochen, als Dir B[ornstein] schreib, Du sollst jetzt nicht nach Paris kommen, war hier so irrsinnig heiß, daß die Hitzen, die ich voriges Jahr in den chinesischen und vor zwei Jahren in den südrussischen Tropen erlebte, nichts dagegen waren ... Man kann überhaupt nichts arbeiten und nirgends mehr hingehen. Vierzehn Tage lang war Sinai [der Freund Hugo Sinaiberger, geb. 1986, Chefredakteur der Prager Filmzeitschrift Internationale Filmschau] hier, er ist Freitag, nachdem wir di

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Datum:
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