Höhe: 56 cm. Breite: 59 cm. Tiefe: 18,5 cm. Paris, um 1810.
Bronze, vergoldet und schwarz patiniert, grüner Marmor. Der Aufbau betont vorrangig die skulpturale, bildkünstlerisch hervorragende Leistung als klassizistische Plastik, als das in der Gesamterscheinung untergeordnete Uhrwerk. Die Betonung der beiden Farbwirkungen Schwarz und Gold verleiht gediegene Eleganz. Der grünfarbene getreppte Sockel in Vert de Mer-Marmor erscheint dabei zurückhaltend, durch die vergoldeten Rundfüße jedoch mit dem Figurenwerk verklammert. Gezeigt ist eine schwarz patinierte Récamière, reich mit vergoldeten Applikationen besetzt, auf der eine bacchantische Mänade auf einem Kissen liegt. Der Körper nur mit einem um die Hüften gelegten Tuch bekleidet. Die Körperhaltung zeigt sie räkelnd, mit hochgenommenen Armen, wobei sie eine große Traube mit Blättern über dem Gesicht hält. Ihr Blick ist verschleiert, nahezu weintrunken wiedergegeben. Zu ihren Füßen ein Tamburin mit Tyrsosstab zwischen zwei Weinkannen am Fußende des Bettes. Dem antiken Thema entsprechend beziehen sich auch die Applikationen an der Vorderseite der Liege auf das Bacchusthema: Zwei Panther die sich an Trauben in einem Korb laben. Es sind die Attributtiere des Weingottes Bacchus, wurde er doch der Legende gemäß von einer Pantherin aufgezogen. Seitlich Panflöten, darunter erscheinen die Masken des gehörnten Pan an den Bocksfüßen der Kline. Ein hochsteigender Bock sowie ein Widderkopf-Rhyton an der Lehne ergänzen das Bildprogramm. Das Uhrwerk im Zentrum unterhalb der Récamière eingefügt. Das weiße Emailzifferblatt zeigt römische Stunden und arabische Viertelstunden, über der VI bezeichnet „A Paris“. Das Werk mit runden Messingplatinen, durch vier Pfeiler verbunden. Ankerwerk mit Pendel an Fadenaufhängung. Vierzehntagegehwerk. Schlossscheibenschlagwerk für Halbstunden- und Stundenschlag auf versilberte Glocke. Das Thema der figürlichen Darstellung lässt sich auf reiche antike Sagenstoffe zurückführen, die von dem römischen Dichter Ovid überliefert wurden. Dabei spielt die vorgeschichtliche Erfindung der Weinherstellung eine übergeordnete Rolle, etwa die Legenden von Bacchus und Erigone, der Tochter des Ikarios. Hier wird erzählt, Bacchus hätte die Herstellung des Weines verraten, ohne die Folgen der Betrunkenheit zu erwähnen, woraufhin Ikarios getötet wurde. Aber auch ohne diese Vorgeschichte fand das Motiv der trunkenen Mänade im Gefolge des Bacchus vielfach Anregung zu künstlerischer Gestaltung. Und dies auch in der Plastik, in Zusammenhang mit Uhrengehäusen. So hat Clodion ebenfalls eine Bacchusnymphe in Marmor auf einer Liege gestaltet, für eine Musikuhr, die in die Sammlung von Prinz Napoleon in Brüssel kam. Als ein weiteres Vergleichsbeispiel kann eine ähnliche Kaminuhr zitiert werden, gefertigt von Courvoisier & Compagnie, La Chaux-de-Fonds, mit der ebenfalls vergoldeten Bronze von Thomire, Paris (Inv. Nr. IV-693). Die Zuweisung an Thomire basiert auf einem Entwurf im Stockholm National Museum of Fine Arts. Letztlich jedoch verrät uns ein Katalog des Hotel Drouot, Paris, (Salle M. Etienne Ader, Lot Nr. 121) vom 18. Juni 1848, mit Abb. den Bronzier Claude Galle (1759-1815). Der Uhrmacher unterhielt sein Atelier laut seiner Briefadresse in der Rue Vobert N. 1 sowie Rue Vivienne Nr. 9, wurde 1786 Meister, dann Lieferant für die Ausstattung der Schlösser Fontainebleau, Les Touileries, Compiégne und Rambouillet. Auch außerhalb Frankreichs belieferte er höchstrangige Auftraggeber, wie etwa das Savoy-Schloss Stupinigi bei Turin oder den Quirinal in Rom. Unter Napoleon I galt er als einer der bedeutendsten Bronzehersteller Frankreichs. Als Hersteller und Distributeur unterhielt er im Jahre 1811 nahezu 400 Mitarbeiter, somit eines der größten Unternehmen. 1806 wurde er anlässlich einer Kunstindustrieausstellung mit einer Medaille ausgezeichnet; für eine figürlich gestaltete Uhr, die sich heute im Museum des Chateau Malmaison befindet. Nicht allein der Entwurf, sondern auch die hervorragende Fertigung macht dieses Objekt zu einem der markantesten
Höhe: 56 cm. Breite: 59 cm. Tiefe: 18,5 cm. Paris, um 1810.
Bronze, vergoldet und schwarz patiniert, grüner Marmor. Der Aufbau betont vorrangig die skulpturale, bildkünstlerisch hervorragende Leistung als klassizistische Plastik, als das in der Gesamterscheinung untergeordnete Uhrwerk. Die Betonung der beiden Farbwirkungen Schwarz und Gold verleiht gediegene Eleganz. Der grünfarbene getreppte Sockel in Vert de Mer-Marmor erscheint dabei zurückhaltend, durch die vergoldeten Rundfüße jedoch mit dem Figurenwerk verklammert. Gezeigt ist eine schwarz patinierte Récamière, reich mit vergoldeten Applikationen besetzt, auf der eine bacchantische Mänade auf einem Kissen liegt. Der Körper nur mit einem um die Hüften gelegten Tuch bekleidet. Die Körperhaltung zeigt sie räkelnd, mit hochgenommenen Armen, wobei sie eine große Traube mit Blättern über dem Gesicht hält. Ihr Blick ist verschleiert, nahezu weintrunken wiedergegeben. Zu ihren Füßen ein Tamburin mit Tyrsosstab zwischen zwei Weinkannen am Fußende des Bettes. Dem antiken Thema entsprechend beziehen sich auch die Applikationen an der Vorderseite der Liege auf das Bacchusthema: Zwei Panther die sich an Trauben in einem Korb laben. Es sind die Attributtiere des Weingottes Bacchus, wurde er doch der Legende gemäß von einer Pantherin aufgezogen. Seitlich Panflöten, darunter erscheinen die Masken des gehörnten Pan an den Bocksfüßen der Kline. Ein hochsteigender Bock sowie ein Widderkopf-Rhyton an der Lehne ergänzen das Bildprogramm. Das Uhrwerk im Zentrum unterhalb der Récamière eingefügt. Das weiße Emailzifferblatt zeigt römische Stunden und arabische Viertelstunden, über der VI bezeichnet „A Paris“. Das Werk mit runden Messingplatinen, durch vier Pfeiler verbunden. Ankerwerk mit Pendel an Fadenaufhängung. Vierzehntagegehwerk. Schlossscheibenschlagwerk für Halbstunden- und Stundenschlag auf versilberte Glocke. Das Thema der figürlichen Darstellung lässt sich auf reiche antike Sagenstoffe zurückführen, die von dem römischen Dichter Ovid überliefert wurden. Dabei spielt die vorgeschichtliche Erfindung der Weinherstellung eine übergeordnete Rolle, etwa die Legenden von Bacchus und Erigone, der Tochter des Ikarios. Hier wird erzählt, Bacchus hätte die Herstellung des Weines verraten, ohne die Folgen der Betrunkenheit zu erwähnen, woraufhin Ikarios getötet wurde. Aber auch ohne diese Vorgeschichte fand das Motiv der trunkenen Mänade im Gefolge des Bacchus vielfach Anregung zu künstlerischer Gestaltung. Und dies auch in der Plastik, in Zusammenhang mit Uhrengehäusen. So hat Clodion ebenfalls eine Bacchusnymphe in Marmor auf einer Liege gestaltet, für eine Musikuhr, die in die Sammlung von Prinz Napoleon in Brüssel kam. Als ein weiteres Vergleichsbeispiel kann eine ähnliche Kaminuhr zitiert werden, gefertigt von Courvoisier & Compagnie, La Chaux-de-Fonds, mit der ebenfalls vergoldeten Bronze von Thomire, Paris (Inv. Nr. IV-693). Die Zuweisung an Thomire basiert auf einem Entwurf im Stockholm National Museum of Fine Arts. Letztlich jedoch verrät uns ein Katalog des Hotel Drouot, Paris, (Salle M. Etienne Ader, Lot Nr. 121) vom 18. Juni 1848, mit Abb. den Bronzier Claude Galle (1759-1815). Der Uhrmacher unterhielt sein Atelier laut seiner Briefadresse in der Rue Vobert N. 1 sowie Rue Vivienne Nr. 9, wurde 1786 Meister, dann Lieferant für die Ausstattung der Schlösser Fontainebleau, Les Touileries, Compiégne und Rambouillet. Auch außerhalb Frankreichs belieferte er höchstrangige Auftraggeber, wie etwa das Savoy-Schloss Stupinigi bei Turin oder den Quirinal in Rom. Unter Napoleon I galt er als einer der bedeutendsten Bronzehersteller Frankreichs. Als Hersteller und Distributeur unterhielt er im Jahre 1811 nahezu 400 Mitarbeiter, somit eines der größten Unternehmen. 1806 wurde er anlässlich einer Kunstindustrieausstellung mit einer Medaille ausgezeichnet; für eine figürlich gestaltete Uhr, die sich heute im Museum des Chateau Malmaison befindet. Nicht allein der Entwurf, sondern auch die hervorragende Fertigung macht dieses Objekt zu einem der markantesten
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